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Manchmal ist weniger eben mehr

Für diesen Beitrag brauchte ich ein paar Tage mehr Bedenkzeit. Ich musste mir mal ein wenig klarer werden über meine unbekümmerte Herangehensweise an Laufveranstaltungen, meine Ambitionen, die typische Vorfreude auf Events und dem gekonnten Ignorieren von unterwegs auftretetenden Warnzeichen.

Die weltbeste Ausschreibung überhaupt!

Was war passiert? Mein läuferisches Highlight des Jahres stand an, der Tortura Todesberg Ultra, 50km mit satten Höhenmetern auf einer 1km-Runde. Letztes Jahr zum ersten mal dabei und völlig begeistert, wollte ich dieses Jahr unbedingt noch ein paar Minuten rausholen und so richtig quälenden Spaß an den fiesen Steigungen haben. Die generellen Vorzeichen waren prima, Temperaturen um 12°C mit eventuellen kleinen Regenschauern laut Wetterkanälen (es wurden 8°C und Dauerregen). Ich hatte sogar ein paarmal vernünftig trainiert, bin längere langsame(!) Strecken als sonst gelaufen, hab Rundenlaufen mit Steigungen geübt, die Shamma Ibex mit ordentlich Profil wurden vernünftig eingelaufen, solche Sachen eben. Ich war mal vorbereitet. Dachte ich.

Im ursprünglichen Beitrag folgte jetzt eine ausufernde Rennbeschreibung mit allen Höhen und Tiefen jeden Kilometers, ist alles gelöscht, ich mache es lieber fürchterlich kurz:
Statt die 50 Runden zu laufen, traf ich diesmal nach der 35. Runde (und 04:54h) die Entscheidung aufzuhören.
Mir gings einfach schlecht, Motivation im Keller, ich hab Fehler gemacht und wollte mich im Dauerregen nicht weiter quälen.

Beim Tortura unterwegs auszusteigen ist überhaupt keine Schande (das wird nichtmal als DNF gewertet), von den 38 Startern haben dieses Jahr mal grade 21 die 50 Runden voll gemacht, viele laufen einfach nur so weit mit wie es eben geht. Ich bin also völlig fein mit meiner Entscheidung. Einzig schade ist, dass ich mich monatelang so sehr darauf gefreut hatte und dann sollte es einfach nicht klappen.

Nachdem ich mich etwas ausgeruht und vor allem der verflixte Bauch sich beruhigt hatte, brauchte ich was warmes zu essen, daran mangelt es beim Tortura zum Glück nicht. Evelins Feld-Küche sagt man sogar nach, dass einige hier nur starten um hinterher gut zu essen. Ich hab mich jedenfalls gierig auf den Kartoffel-Linsen Eintopf gestürzt und erstmal eine große Portion verdrückt. Und trinken trinken trinken. Und danach noch eine Portion Eintopf.
Die ersten fünf Finisher wollte ich noch bejubeln, sowie den einen oder anderen Läufer abklatschen, danach packte ich meine Sachen zusammen, verabschiedete mich und ging zum Auto, da machte sich bereits eine gefährliche Müdigkeit breit. Die Rückfahrt war teilweise grenzwertig was Reaktion und Konzentration betraf und hier merkte ich auch nochmal: alles richtig gemacht. Vielleicht hätte ich noch ein paar Runden geschafft, aber konzentriert zu fahren, das wäre eine echte Challenge geworden.

Shamma Ibex im Matsch

Die positiven Dinge:
Ich hab eine Menge über mich gelernt 😉
Die Shamma Ibex Sandalen sind der Hammer, trittsicher bei übelster Matschstrecke, besser gehts nicht, Prädikat „Todesberg-dirty-weather-proof“.
Mein Muskelkater am Folgetag war nur aus der Vorhölle, statt wie sonst aus der tiefsten Hölle.
Und ich hab mich richtig gefreut viele Mitstreiter wiederzusehen!

Es wird weitere Todesberg-Events geben, ich werde auf jeden Fall wieder dabei sein.

Torsten hat auf seinen Runden ein kleines Video gedreht: Tortura-Todesberg-Ultra

 

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Kommentar

16 Kommentare

    • Du warst mal erster beim Frühjahrs-Ultra?! Klasse! Jede Runde später hätte mich vermutlich mehr geärgert, das stimmt wohl. Es regnet nicht mehr, dann weiß ich ja was heute noch zu tun ist 😉

  1. Das tut mir wirklich leid, lieber Oliver. Ein bisschen kann ich dir nachfühlen: man freut sich auf DAS EVENT des Jahres – und dann klappt es nicht.
    Es ist sehr frustrierend, besonders, wenn rundherum eigentlich alles gepasst hat.

    Aber immerhin: du bist nicht verletzt, hast kein Autounfall gebaut und weisst jetzt, was dass die Shamma Ibex super für den Todesberg sind.

    Das Video ist übrigens sehr eindrücklich – der scharfe Anstieg kommt richtig krass zur Geltung. Tatsächlich ein Todesberg!!

    Was würdest du das nächste Mal in der Vorbereitung oder am Wettkampftag anders machen?

    • Achja, du hast da ja auch deine Erfahrungen mit gemacht, kannst das gut nachvollziehen. Ich hätte mir morgens an der Startlinie einfach sagen sollen dass ich nicht die gesamte Strcke laufen werde, da gings mir ja schon nicht so toll. Hab ich aber leider nicht. Ansonsten ist im Vorfeld alles super gelaufen. Früher und mehr und regeläßiger trinken, auch wenn es regnet, das muss ich einfach lernen. Ich schwitze viel, ich muss viel trinken, besser verteilt und nicht immer nur am VP. Und vielleicht auch einfach mal ne Regenjacke (oder immerhin eine zweite Schicht) anziehen wen mir vor Nässe kalt wird. Achnaja, wie gesagt, ich bin lernfähig 😉
      Und ja, dieser Hügel hat es wirklich in sich, das ist auf Fotos nur schwer zu sehen.

  2. Lieber Oliver,
    gerade beim Jahreshighlight verfrüht auszusteigen ist wirklich schwer. Das ist so schade, auch wenn du auf der Heimfahrt noch mal spüren konntest, wie richtig deine Entscheidung war.
    Aber wie du es ja selbst schreibst – viel über dich gelernt! Der nächste Todesbergtermin wird kommen!!
    Das Video ist super, da kann man den rutschigen Untergrund förmlich spüren und die Steigung ist ja wirklich mörderisch.

    • Die Fahrt nach Hause war wirklich die letzte Bestätigung dass ich alles richtig gemacht hab, beim Rennen hatte ich das ab km20 schon im Hinterkopf. Wäre mein „Support-Team“ (Frau und Hund) als Fahrerin dabei gewesen, wer weiß, das hätte mich mental vermutlich sehr entlastet. Ging den Tag aber leider nicht. Ist halt wie es ist. War ja trotzdem toll dort zu sein und es war ganz sicher nicht das letzte mal.

  3. Lieber Oliver,
    tja, was soll man sagen. So ein Sch… Ich kann es dir ja sowas von nachvollziehen. Erst die Vorfreude – und dann der knallharte Betonboden der Tatsachen.
    Ich denke, du ziehst die richtigen Schlüsse daraus.
    Erstens, dass nicht immer alles nach Plan bzw. auf Knopfdruck klappt beim laufen.
    Und zweitens, dass man sich dann der Misere stellen muss und eine Entscheidung treffen. Ich glaube, du hast danach die Bestätigung gefunden, dass die Entscheidung genau richtig war und zum richtigen Zeitpunkt.
    Lieber mal so aussteigen, als am Ende die Lust am Lauf(en) verlieren. Gerade beim Tortura ist das kein Gesichtsverlust, da die ganze Truppe das sehr locker sieht. Wer finisht ist prima und wer vorher aufhört hat auch seine km abgerissen. Lecker Essen gibt es für alle 🙂 Und du bist ja schon als Finisher in der Torturisten-History verewigt. 🙂
    Und ja, nächstes Jahr auf ein neues, im Cologne Greenbelt! Bin dann hoffentlich auch wieder dabei.
    Liebe Grüße und gute Regeneration!
    Elke

    • Danke Elke, das ist der Punkt, es lief nicht auf Knopfdruck. Ich hab mich darauf verlassen dass ich die Strecke einfach runterreissen werde, so wie sonst auch. Aber da gabs einige Faktoren die schon morgens nicht toll waren und das hab ich ignoriert. Und dann kam eins zum anderen und am ende stand ich da nach der 35. Runde und hab gemerkt dass nichtmal der Kopf länger mitgespielt hat. Was solls, ist passiert und die Fahrt nach Hause hat mir auch wirklich gezeigt dass es richtig so war. Und Tortura ist eben kein Stadtmarathon, ich saß da ja länger herum und es war sehr interessant zu sehen dass manche auch einfach so mitten im Flow aufgehört haben, zufrieden mit ihrer Distanz waren und zum Eintopf gegriffen haben 🙂 Lockerer Gesellschaft, schönes Event und nächstes mal rocke ich das Ding wieder!

  4. Vielleicht hättest Du einfach nicht trainieren und langsamer laufen sollen, lieber Oliver 😉

    Nein, im Ernst, ich schrieb es ja schon an anderer Stelle, wenn es nicht hat sollen sein, finde ich unnötige Quälerei unsinnig. Du hast alles richtig gemacht und das Essen war nach 35 km wahrlich verdient.

    Liebe Grüße und -falls noch nötig- weiterhin gute Erholung
    Volker

    • Haha, ich wusste das mit dem Training schreibt noch jemand 🙂 Keine Ahnung, so präzise hab ich ja dann doch nicht trainienrt, aber das mit dem langsameren Laufen, das hätte mich vielleicht noch ein paar Kilometer schaffen lassen. Es war aus diversen Gründen einfach nicht mein Tag, Haken dran, es kommen wieder bessere.
      Die Erholung ist schon fertig (Vorteil so einer kurzen Strecke), aber ich gönne mir noch ein paar Tage, wegen frischer Tätowierung. Vielen Dank 🙂

  5. Hallo, Oliver, im Gegensatz zu den meisten hier finde ich es nach wie vor nicht gut, wenn man aus einem Wettkampf aussteigt, wenn man nicht gerade Herzprobleme oder sonstiges Ernstes hat, das ist dann natürlich selbstverständlich. Quälerei bei solchen Herausforderungen ist unnötig, das sehe ich komplett anders, manchmal muss man sich eben den Gegebenheiten stellen, auch wenn es noch so hart erscheint, wenn man an solchen Abenteuern startet, schließlich ist es unser eigener Wunsch, an solchen Läufen teilzunehmen, keiner zwingt uns dazu.

    Du kennst meine Einstellung, und ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, wenn ich das schreibe, was ich dazu denke.. Natürlich gibt es bei langen Strecken Tiefs – ob es das Wetter, die körperlichen Wehwehchen oder sonst irgendetwas ist, was einem gerade und vielleicht auch für längere Zeit aus dem Konzept wirft, den Gedanken ans Aussteigen verstärkt. Oft genug habe ich es erlebt, bin lange genug von alt eingefahrenen Ultraläufern “ geimpft “ worden , in diesen Situationen nicht den Schwächen nachzugeben, sondern weiterzumachen..

    Natürlich ist es von großen Nutzen, wenn man einen persönlichen Betreuer zur Seite hat, das macht alles viel leichter, besonders bei Rundenläufen.

    Ich bin sicher, du hättest es geschafft !

    Ärgert es dich nicht wirklich , dass du ausgestiegen bist ? Natürlich ist es keine “ Schande „, aber für das eigene Ego nicht gut, wie ich finde.

    Auf das nächste Abenteuer !!

    • Hallo Margitta, ich kenne und schätze deine Einstellung zu diesem Thema und teile diese auch im großen und ganzen. Aber glaub mir, wenn ich beschließe dass ein Rennen für mich zu ende ist, dann weiß ich was ich tue. Mit Tiefs und Quälerei kann ich umgehen, ich hatte mir bewusst eine längere Pause nach der 35sten Runde gegönnt um dann aber nach etwa einer halben Stunde zu realisieren, es geht heute einfach nicht. Ursprünglich war der Artikel viel viel länger, ich hab das aber alles wieder gelöscht weil ich beim Überlesen keine Lust hatte jede Kleinigkeit, die dann ein großes Problem wurde, voll auszuwälzen. Und es schlicht und einfach auf einen Punkt hinauslief: ich hatte eine Entscheidung getroffen, weil es keine andere Möglichkeit gab. Und damit bin ich absolut fein, meinem Ego geht es bestens. Im Nachhinein bin ich sogar doppelt froh über die Entscheidung, weil ich unvernünftig gestartet bin, aber dann die Vernunft hatte sehr realistisch zu sein und rechtzeitig ausgestiegen bin um nach einer wirklich langen Pause noch heile nach hause fahren zu können.
      Genau, auf ins nächste Abenteuer. Da kommen noch einige und ich kann die mit neuer Erfahrung angehen 🙂

  6. Lieber Oliver,

    natürlich ist es schade und auch einfach doof, wenn es nicht so läuft, wie man sich das vorgestellt hat! Ich würde allerdings deinem Blog-Titel recht geben! – Verlier nur nicht deine Unbekümmertheit. Es ist ordentlich was wert, wenn man schön unverkrampft ans Laufhobby und an schöne Laufveranstaltungen herangehen kann! Bleibe so locker, wie wir es von dir hier immer wieder lesen können! Meiner Meinung nach kann ein verkrampftes >ich-muss-das-jetzt-durchziehen< bis hin zur Gesundheitsgefahr werden. Mal abgesehen davon, dass du evtl. nicht mehr heile nach Hause gekommen wärst! … und 35 km müssen ja auch erst einmal gelaufen werden. Sicherlich warst du gar nicht so langsam bei all den Höhenmetern unterwegs!

    Inzwischen sind die körperlichen Auswirkungen wahrscheinlich per du! – Da entstehen doch hoffentlich im Kopf wieder neue Ziele und Projekte! Viel Spaß beim Entwickeln und beim alltäglichen Laufen!

    Liebe Grüße Manfred

    • Danke Manfred, es war genau das: schade und doof. Das war eben was anderes als „die übliche“ Ultra-Krise (die mich auch sicherlich nicht schon bei km35 ereilt hätte), sondern ein körperlicher Allgemeinzustand der nicht zu ignorieren war. Die Gründe sind vielfältig, für mich ist der Tag aufgearbeitet, meine Fehler kenn ich. Dazu war es ausserdem noch ein eh schon mulmiger Tag, heute würde ich sagen: den Start hätte ich mir sparen müssen. Aber ist wie es ist, die Vorfreude war einfach zu verlockend.
      Ich war tatsächlich die ganze Zeit unter den ersten 3 bis 5, also entsprechend (zu) schnell und hatte dadurch tatsächlich die ersten 20km sehr viel Spaß, danach konnte ich das zwar halten, aber der Spaß machte sich auf und davo 🙂
      Wie gesagt, das war ein äusserst lehrreiches Event und ich werde in Zukunft (insbesondere im Vorfeld) einiges anders machen (müssen), aber meine Unbekümmertheit erhalte ich mir, das muss sein, dadurch kann ich mit langen Strecken umgehen.
      Neue Ziele plätschern langsam herein 😉

  7. Lieber Oliver,
    das Leben ist ein ständiger Lernprozess und hinterher sind wir immer klüger. Ich denke du hast eine super Leistung gebracht. es war nur nicht der Tag eine noch bessere zu bringen. Damit kann man doch leben 🙂
    Du kommst wieder und dann sieht es anders aus.
    Sei bloß froh, dass du heile heim gekommen bist und nicht im Auto eingeschlafen.
    Ich denke deine Müdigkeit im Auto zeigt ja schon, dass du wohl nicht ganz fit warst.
    Trotzdem eine tolle Leistung!
    Sei einfach stolz auf dich. 🙂
    Liebe Grüße
    Helge

    • Vielen Dank Helge. An diesem Tag hat leider einfach überhaupt nichts bei mir gestimmt, darüber hab ich mir einfach viel zu wenig Gedanken gemacht und das hat mich dann schließlich eingeholt. Wie gesagt, es war lehrreich für mich und auch völlig ok nach 35 Runden zu beenden. Jetzt hab ich halt ne Rechnung mit dem Hügel offen, er wird nächstes Jahr schon sehen was er davon hat! 😉