So einen langen und sperrigen Titel wollte ich schon immer mal für einen Beitrag schreiben 🙂
Wieder einmal kam von der guten Elke ein Lauftipp, dem ich mich nicht entziehen konnte. In der Vergangenheit hat sie mich ja immer mit Volltreffern versorgt. Also schnell die Homepage des Veranstalters durchstöbert, bemerkt dass es sich hier um eine richtig tolle Sache handelt, mir noch eine Nacht Bedenkzeit gegönnt und zack! war ich angemeldet.
„1973 fand der weltweit allererste reine Frauenmarathon, unter der Leitung von Dr. Ernst van Aaken, hier in Waldniel statt. Der Laufarzt war nicht nur ein Wegbereiter des heutigen Lauftrainings, sondern auch ein Visionär der Gleichberechtigung der Frauen im Sport.“
Und zum 50. Jubiläum bei so einem Anlass bin ich doch wirklich supergern dabei, Männer sind ausdrücklich willkommen. Das Teilnehmerverhältnis Frauen/Männer war übrigens fast genau 50:50.
Es werden Runden gelaufen, 4,2km so oft man möchte, es gibt keinen DNF, nettes Konzept.
Die Anfahrt ging fix, Waldniel liegt im Speckgürtel von Düsseldorf, Parkplatz etwa 500m entfernt war auch schnell gefunden, der Weg im Nieselregen zum Stadion durch den Park mit seinen (sehr!) vielen Pfützen hat mich schonmal darauf vorbereitet wie die Strecke nachher aussehen könnte. Die sah dann teilweise aber eher schlimmer aus 🙂
Die Startnummerausgabe ging relativ schnell, alles überschaubar und sympathisch klein/familiär, so mag ich das.
Mit mir am Start waren Chris und Heidrun, wir alle hatten uns nichts besonderes vorgenommen, eventuell die Halbmarathondistanz und dann mal sehen.
Der Start wurde etwas holperig, alle waren am quatschen, scheinbar funktionierte das Mikro des Ansagers nicht, plötzlich knallte es und naja, wir liefen los.
Ich war mal wieder viel zu schnell, aber auf der ersten Runde ging es ja eh erstmal ums orientieren und Profil erkunden. Ok, ich bin von flach ausgegangen, war nicht so, da gab es auf halber Strecke eine kleine miese Steigung hoch in die Felder. Da werde ich die nächsten Runden also nicht hoch hetzen. Der Rest der Strecke war entweder Asphalt oder matschige Feldwege. Kann ich mit umgehen, die Warriors Maximus Sandalen waren jedenfalls die richtige „Schuhwahl“.
Und dann liefen wir eben Runde für Runde. Im Regen. Im Wind. Am Start/Zielpunkt war der einzige VP, mit sehr aufmerksamen Helfern, nach Runde 3 und 4 hab ich Wasser abgegriffen, danach gabs Tee. Ein Helfer hat das schnell gecheckt und mir nur noch Tee gereicht, klasse 🙂
Nach der HM-Distanz hab ich beschlossen weiter zu laufen, ich mach den Marathon voll, wäre ja gelacht. Also etwas Tempo raus in der Hoffnung nicht schon zu viel Energie verballert zu haben. Es lief aber echt gut, einfach immer weiter. Jedesmal am VP trinken, kein Gel, kein Riegel, nix zu essen, bloß keine Experimente. Mir gings gut und ich hatte bock.
Die letzten beiden Runden musste ich mich dann zwar etwas durchbeissen, die Rache des schnellen Starts, das war aber völlig ok. Ich muss gestehen dass ich die allerletzte Runde auch eher genossen hab, als auf die Tube zu drücken um vielleicht noch ein paar Minuten rauszuholen. Muss auch mal sein und es war auch grade mal Regenpause.
Der Zieleinlauf war unspektakulär, mir wurde Tee gereicht (natürlich) und ich hab eine Medaille aus Holz bekommen, sehr schön.
Offizielle Zielzeit: 03:32:53, 1. in meiner AK, dritter Platz in der Marathondistanz (es gab drei Läufer:innen die sogar 12 Runden/50k gelaufen sind!)
Danach schnell unter die Dusche, bloß nicht auskühlen und vor allem mal den Dreck von den Füßen schrubben.
Ich bin voll zufrieden mit meinem Ergebnis und vor allem dass ich mich so spontan entschieden hatte mitzumachen. Marathon laufen ohne spezifisches Training, ich kanns also doch noch 😉
Etwas schade war wirklich das miese Wetter und dass die Finisher dadurch relativ fix nach Hause sind, die Veranstalter hatten eine Menge aufgefahren, das ist irgendwie verpufft.
Ich hab mir noch einige Cupcakes reingepfiffen, Sandalenfragen beantwortet und bin dann auch bald los, musste ja noch fahren, mein Support-Team saß zuhause auf dem Sofa.
Könnte sein dass ich wieder komme, es hat mir sehr gefallen bei euch in Waldniel.
Moin Oliver,
so kurz nach dem schwierigen Tortura-Erlebnis so ein dickes bzw. schnelles (Schlechtwetter-)Brett zu bohren ist ne Ansage. Respekt und Glückwunsch zu dem eben mal hingeballerten Marathon! Da wollen wir doch mal über das Geständnis mit der letzten Runde hinweglesen 😛
Ich muß gestehen, dass ich gerade einen gewissen Neid nicht verhehlen kann, wie Du solche Läufe immer wieder aus den Beinen schüttelst. Ich glaube, dass ich Dir da in diesem Leben nicht mehr nacheifern kann. Wahnsinn! Auf das Du mich noch einige Male neidisch machen kannst 😉
Gute Erholung und liebe Grüße
Volker
Danke Volker, auf meiner Auswertung hab ich dann gesehen, dass die vorletzte Runde langsamer als die letzte war, kurios was das Gedächnis so mit einem macht …
Das war aber in der Tat eine schöne Aktion, kurzfristig anmelden, nix vornehmen, Marathon in Mistwetter laufen, es ist halt doch was dran einfach unbedarft an solche Läufe ran zu gehen. Ich hoffe sehr Dich noch ein paar mal sehr neidisch zu machen, wäre mir ein Vergnügen 🙂
Lieber Oliver,
Glückwunsch zum untrainierten Marathon in Super-Zeit und bester Platzierung! Wie du das immer machst, einfach so rennen ohne großes Training, das treibt mir den Neid bis in die Haarspitzen…
Dann war Waldniel die Anmeldung wert, ich vernahm zuhause auch ein gutes Statement zur Veranstaltung. Also nächstes Jahr auf ein neues… und „flink in pink“!
Wäre heute gestern, hätte ich auch mitlaufen können…, ärgert mich.
Gute Erholung und liebe Grüße
Elke
Vielen Dank Elke, und wir haben Dich vermisst! Wie ich das genau mache? Keine Ahnung, ich renne einfach los, ohne Ambitionen und schau dann was geht und was bei raus kommt. Diesmal lief einfach alles supergut. Solche Läufe eignen sich natürlich wunderbar für diese Herangehensweise, Waldniel war wirklich ein toller Tipp von Dir, sehr sympathische Veranstaltung.
Nächstes Jahr rennen wir dann alle in Pink 🙂
Was für ein cooler Anlass! Klein, aber mit viel Herzblut (welches OK kriegt schon eine Runde mit genau 4219,5 Meter hin?!). Genau nach deinem Geschmack.
Gratuliere zur sagenhaften Zeit – und das mit Regen, Hügel und wie immer ohne spezifisches Training. Super gemacht. lieber Oliver!
Ebenfalls ein grosses Lob für den Helfer, der deine Tee-Präferenz so schnell gemerkt hat. Unglaublich, wie aufmerksam manche sind.
Jetzt bin ich gespannt, was die liebe Elke sonst noch auf Lager für dich hat…
PS: Das Waldrand-Foto mit der Pfütze ist wunderschön – so stimmig!
Genau, sogar mit sehr viel Herzblut! Es gibt eine Vorgeschichte zum Termin: eigentlich sollte der Lauf am 01.11. (Allerheiligen) stattfinden, allerdings hat jemand beim Ordnungsamt eine anonyme(!) Anzeige wegen des stillen Feiertags erstattet und die Gemeinde musste die Veranstaltung untersagen. Die haben es dann aber geschafft alles auf den darauf folgenden Sonntag zu verschieben, das muss man erstmal schaffen.
Und so konnten wir Starter alle zufrieden unsere Runden drehen und wurden von einem stolzen Team umsorgt 🙂
Das Foto war ein Schnappschuss mit dem Handy, aber bringt die Strecke auf den Punkt.
Vielen Dank! Ich bin sehr zufrieden, sowohl dass ich dabei war, als auch mit meiner unerwarteten Platzierung und Zeit. Es lief einfach 🙂
Lieber Oliver,
erst einmal HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH, zur tollen Platzierung, zum guten Lauf und natürlich auch dazu, dass du so spontan sein kannst, bzw. warst!
Aber richtig schön finde ich, dass es den Lauf noch gibt! TOLL! – Hab mich im Studium mit unserem (ersten) Laufdoktor beschäftigt, bzw. beschäftigen ‚müssen‘ und hab auch Bücher von ihm gelesen. Ich hatte ein medizinisches Seminar bei Prof Dr. Jung belegt und der war auch Ausdauersportler und von Dr. van Aaken begeistert! Mit seinem Waldnieler Dauerlauftraining war van Aaken ja deutlich vor der Jogging-Welle aus den USA und vor dem legendären Arthur Lydiard im und für den Langstreckenlaufsport aktiv!
… aber super finde ich, wie du deine Fitness lebst, pflegst und wie locker du sie umsetzt, bzw. genießt! Nochmals Glückwunsch!!! – Genieße dabei auch immer deine gute Erholungsfähigkeit! Ich find’s toll und gönne es dir von Herzen!
Liebe Grüße Manfred
Vielen Dank Manfred, die spontanen Sachen laufen irgendwie immer am besten bei mir, kein Kopp machen, einfach losrennen. Hier hat einfach alles gepasst, meine „Nicht-Vorbereitung“ genauso wie das Umfeld.
Du bist natürlich voll im Thema was Dr. van Aaken und seine Methodik betrifft, der war ein Wegbereiter, lange vor jedem Trend. Dass aber ausgerechnet hier „um die Ecke“ das historisch so wichtige Waldnieler Stadion liegt, das war mir überhaupt nicht klar. Es muss halt nicht immer Großstadt sein, Waldniel ist klein, aber genau dort gabs vor 50 Jahren den ersten Frauenmarathon, einfach klasse! Wieder eine dieser Veranstaltungen die viel mehr Aufmerksamkeit verdient haben.
Ich hatte am Folgetag übrigens zwar etwas müde Beine, aber keinen Muskelkater, sehr erfreulich 🙂
Lieber Oliver,
herzliche Gratulation zu deinem super Ergebnis! 😀
Was für eine tolle Veranstaltung, so herrlich unkompliziert für so ein wunderbar durchdachtes Format. Und was ich alles gelernt habe … weder wusste ich von dem reinen Marathon für Frauen und schon gar nicht, dass er in Waldniel stattfand (geschweige denn, wo Waldniel liegt!).
Das Wetter scheint perfekt für dich gepasst zu haben. Herrlich dieses herbstlich, graugatschige Bild der Strecke. 🙂
PS: Der Blogtitel ist spitze!
Vielen Dank Doris 🙂 Ich hatte auch keine Ahnung wo Waldniel liegt, aber Dr. van Aaken war mir sehr wohl ein Begriff und da bin ich schnell neugierig geworden. Und siehe da, eine feine kleine und doch historisch sehr wichtige Veranstaltung. Für mich war das Wetter zum Laufen ok, aber echt schade dass es dann doch einfach etwas zu kühl war um die Leute noch etwas im Stadion festzuhalten, die Veranstaltung ist es absolut wert zu verweilen und alle Finisher abzufeiern. Aber Herbst ist Herbst, da muss man mit allem rechnen.
Warrior Maximus! Das ist mal ein Name für einen Schuh!
Mit deinem Wahnsinnsergebnis bist du dem martialischen Schuhnamen ja sehr gerecht geworden. Ganz herzlichen Glückwunsch zu diesem Erfolg mit Top-Platzierung und super mal eben so abgelieferter Marathonzeit!
Vielen Dank! Und das Beste daran ist: der Schuh mit dem schönen Namen ist eine Renn-Sandale! 🙂 Während alle anderen nasse Socken bekamen, freute ich mich über eine gewisse Wasserkühlung am Fuß.
Lieber Oliver,
das ist schon toll einfach so ungeplant und locker einen guten Marathon hinzulegen. Das Training ohne Plan passt einfach für dich!
Und von dem historischen Zusammenhang wusste ich gar nichts. Ich finde das toll, dass es vom lokalen Verein so gewürdigt wird.
Einfach toll dass der Verein dieses Jubiläum auf die Beine gestellt hat, trotz der Widrigkeiten die sie kurz vorher noch erfahren mussten. Und ich hatte einfach meinen Spaß, laufen ohne Druck, ohne nachzudenken, ohne Plan, das klappt wenn ich mich dran halte 🙂 Danke!