19. Himmelgeister Brückenlauf

Der kleine, sympathische und immer gut organisierte Himmelgeister Brückenlauf gehört ja bekanntlich zu meinen liebsten Rennen. Flache und abwechslungsreiche Strecke, gute VP Verteilung, hier kann man durchaus PB (personal best) rennen.
Durch den Termin mitten im Juni haben wir hier schon fast jedes Wetter erlebt, aber oft genug ist es überdurchschnittlich warm, so auch in diesem Jahr, morgens um halb 8 bereits 24°C, mit der Tendenz sehr schnell zu steigen.

Der Startbereich liegt mitten im Dorf, die Kapazität der Straße begrenzt ein wenig die Teilnehmeranzahl. Dieses Jahr wurde der Deckel bei 1.000 Anmeldungen draufgesetzt, das war gut so, erfahrungsgemäß starten ja etliche nicht.
Wir waren am Ende 770 Finisher, möglicherweise gabs einige DNFs aufgrund der einsetzenden Hitze, auf jeden Fall war das Startfeld gut gefüllt aber nicht gerammelt voll.
Meine Versuche vorab noch einige andere Läufer zu motivieren ebenfalls zu starten, gingen ins Leere, ich wusste nicht dass bereits „ausverkauft“ war, sorry dafür!

Pünktlich um halb 8 war ich im Startbereich, hab noch fix meine Startnummer abgeholt, die Wechselklamotten auf der Kegelbahn hinterlegt, meine kleine 250ml Flask gefüllt und stand dann im üblichen Läufer-Gewusel auf der Straße. Der 8-Uhr-Linienbus war diesmal überpünktlich und wurde traditionell mit einer (kleineren) La-Ola-Welle von der Straße geschickt, ab jetzt gehörte der heiße Asphalt uns.

Wegen der angekündigten hohen Temperaturen war mein fester Plan die zweite Hälfte etwas langsamer zu laufen, erfahrungsgemäß knallt dann die Sonne mehr und es gibt auf dem Rückweg fast immer Gegenwind. Diesmal also kein ambitioniertes auf PB rennen, sondern einfach nur teilnehmen und mitnehmen was geht, ohne sich kaputt zu machen. Auch mal schön 🙂

Nach dem Startschuss (ich stand viel zu weit hinten) erstmal mal wieder sortieren, überholen, Glück wünschen, ausgebremst werden … nach 2km war ich drin, hatte mein Tempo und ignorierte andere mich überholende schnellen Hirsche (von denen ich später dann doch wieder etliche kassiert hab).
Ehe man sich versieht sind 4km rum und es geht direkt nach einem VP auf die Fleher Brücke, eine der nur zwei Steigungen. Die Brücke ist etwas öde, also schnell drüber, danach gehts durchs Grüne und hier ist Tempo drin. Noch war es etwas bewölkt, gut für uns, ich war bisher immer so mit einer Pace um 4:25 unterwegs.
Ich hab übrigens an fast jedem VP ein Becher Wasser genommen und auch meine Kappe ab und zu durch einen Schwamm-Trog gezogen. Dazu die Flask, das war perfekt, kein Zeichen von Dehydration. Ihr wisst ja, solange der Schnodder aus der Nase läuft, ist alles gut 😉

Bis zur Halbzeit bei km11,5 gehts also auf der anderen Rheinseite durch Wiesen und Felder, Siedlungen und viel über Fußwege, sehr angenehmes Laufen. Dann folgt schon die zweite „Steigung“, ebenfalls nach einem VP gehts hoch auf die Kardinal-Frings-Brücke, die wollte ich noch wegrocken, hier macht es besonders viel Spaß andere Läufer zu überholen, danach dann wie geplant einen Gang runterschalten.
Das führte (mal wieder) dazu, dass ich sehr sehr viel allein auf der Strecke war, ab und zu konnte ich zwar noch jemand kassieren, aber genau wie vermutet gab es spürbaren Gegenwind und die Temperaturen gingen hoch. Keine Hektik jetzt, einfach das eigene Ding machen.

Nach km16 ist eigentlich das Schlimmste geschafft, wir laufen wieder unter der Fleher-Brücke am VP vorbei, sind zurück auf der alten Strecke und die letzten Kilometer verfliegen auf schattigen Wegen sehr schnell. Eben noch Ruhe und Konzentration und plötzlich ist man wieder mitten im Dorf-Trubel, überall auf den letzten 3-4 Kilometern haben freundliche Menschen für Duschen gesorgt, üblicherweise läuft man in Himmelgeist klatschnass ins Ziel 🙂

Nach dem lästigen letzten Schlenker durch die Siedlung, noch ein paar Kurven, dann ab auf den Zielkorridor, sich dabei ordentlich feiern lassen und fertig.
Im Ziel.
Rein rechnerisch hat mit 1:33:49 und Platz 20 (AK Platz 2) alles wunderbar geklappt, ich hatte mir so als grobe Vorgabe bis 1:35 gesetzt.

Und dann wurden erstmal zwei große Becher Radler geleert, da hatte ich seltsamerweise so richtig bock drauf. Danach, wie immer, kleiner Austausch und Gespräche mit diversen Leuten wegen der Sandalen und wie das Rennen so war. Im Nachzielbereich ist für alles gesorgt, reichlich Getränke, Früchte und die guten hausgemachten Müsliriegel vom lokalen Bäcker.

Danach ab zur Kegelbahn, trocknen, umziehen und auf die Suche nach Frau und Hund machen, die es sich während des Rennens am Rheinstrand gemütlich gemacht hatten. Ich wollte ehrlich gesagt auch schnell weg vom Lärm dieser Samba-Truppe, der allgemeine Krach bei Veranstaltungen nervt mich tatsächlich immer mehr, jaja, ich weiß viele mögen das.
Während wir zum Auto getrottet sind, konnten wir noch einer jungen Frau mit Kreislaufproblemen dank Iso und Kühlung wieder auf die Beine helfen. Sie dürfte damit nicht allein gewesen sein, das Wetter war wirklich sehr tückisch, dazu die Aufregung es gleich geschafft zu haben, das ist eine nicht zu unterschätzende und gefährliche Kombi.

Es war wieder sehr schön bei euch in Himmelgeist, wir sehen uns nächstes Jahr 🙂

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Kommentare

  1. Lieber Oliver,
    nochmals ganz herzliche Glückwünsche zum Finish in einer richtig guten Zeit bei den Bedingungen! Und auch fürs gesunde Ankommen.
    Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie es unterwegs heiß und heißer wurde, uff. Da muss der Kopf ganz schön mitackern und die Beine auf Trab halten. Prima gemacht!
    Du hast recht, schöne Strecke, sympathische Veranstaltung und prima Duschservice unterwegs! 🙂 Nächstes Jahr wäre ja auch noch ein Jubiläumslauf zusätzlicher Anreiz, sich früh anzumelden…. 😉
    Dank deines Videos und der Simulation sind wir gerade nochmals im Geiste mitgelaufen. Wenn man die Strecke kennt, schaut man deine Videos ja nochmals mit ganz anderen Augen. Aber jetzt erstmal gute Erholung!
    Liebe Grüße
    Elke

    1. Vielen Dank Elke! Du kennst die Strecke ja bereits, auch mit ähnlichen Wetterbedingungen. Der Rückweg hatte anderen Läufern schon ordentlich was abgefordert, einige sind stellenweise sogar in den Gehmodus verfallen. Aber wenn es so einfach wäre, könnte es ja jeder 😉
      Die Teilnahme nächstes Jahr ist Pflicht für mich und für euch!
      Erholt bin ich schon, morgen gehts wieder auf den Asphalt 😉

  2. Lieber Oliver,

    im ‚Dorf der Großstadt‘ den Halben gerockt, in einer guten Zeit bei dem Wetter! Toll und herzlichen Glückwunsch fürs Stockerl! Mit der guten Planung und dem kontrolliertem Auftritt hattest du ja keine Kreislaufprobleme (zu befürchten)!

    Manchmal haben die Samba-Truppen Rhythmen drauf, die mich beim Rennen animieren können, aber danach sind sie nicht (mehr) lange zu ertragen. Da kann ich dich gut verstehen!

    Gute Erholung und viel Erfolg beim Erwischen von wettertechnisch günstigen Slots fürs Training!
    Liebe Grüße Manfred

    1. Vielen Dank Manfred 🙂 Und du weißt ja: ich und Planung. Das wäre so wie ich und Trainingsplan!! Immerhin war hier eine gute Portion Selbstdisziplin bei, das bekomm ich hin. Auf Kreislaufprobleme lass ichs jedenfalls nicht ankommen, der Spaß muss immer vorgehen.
      Ein paar Tage bleibts noch kühler, das werde ich ausnutzen 🙂

  3. Das ist aber ein hübscher Lauf. Und die Medaille sieht auch toll aus. Zudem nehme ich deine wie immer grandiose Performance wohlwollend zur Kenntnis. Glückwunsch!

    1. Vielen Dank Martin 🙂 Das ist eben einer dieser schönen fast familiären Läufe, bei denen „man sich kennt“, ich freue mich jetzt schon aufs nächste Jahr.

  4. Yeah !! Schlag auf Schlag – und das bei diesen sehr anstrengenden Temperaturen !!

    “ Langsam angehen ….“, was immer das auch bei DIR heißen soll () empfiehlt es sich immer, und man liest es auch bei dir, du hast wieder einige überholt !! Alles richtig gemacht !!

    Was die Hitze angeht – aus meiner Sicht immer die schlimmsten Läufe (jedenfalls für mich !!) und ohne NASS geht gar nichts !! Besonders die Duschen unterwegs sind einfach nur genial, ich habe sie immer sehr, sehr genossen.

    Siehst noch frisch aus im Ziel – wieder gut gemacht, Oliver, Glückwunsch zu dem gelungen Lauf und zu deiner Platzierung !!

    1. „Langsam angehen“ ist ja immer relativ 😉 Ich weiß dass ich schneller kann, aber das war für mich persönlich einfach nicht angesagt an diesem Tag. Und nicht wenige der Schnellstarter hab ich später wieder eingeholt, war also gar nicht so doof meine Entscheidung.
      Hitze ist schon echt anstrengend, beim Start gings ja noch und richtig heiß wurde es erst Nachmittags, aber diese Kombi aus warmen Wind und knallender Sonne, die saugt schon ordentlich Kraft.
      Ich war im Ziel absolut nicht fix und fertig, hätte locker noch weiter rennen können. Auch mal ganz schön 🙂
      Vielen Dank!

  5. Lieber Oliver,
    gratuliere!
    Dein YT Video hab ich gestern schon angeschaut – sehr cool. Da läuft man ja gefühlt fast mit! Und jetzt noch die Streckenübersicht mit dem echt fiesen kleinen Eck ganz zum Schluss – das gibt einen super Gesamteindruck.
    Sehr vernünftig, das Tempo im zweiten Teil ein wenig runterzuschrauben bei diesen Bedingungen! Gute Erholung! 🙂

    1. Vielen Dank Doris 🙂 Das ist das Ziel der kleinen Videoschnippsel, bitte einmal mitlaufen!
      Und ja, meine kleine „Renneinteilung“ ist mir diesmal (ausnahmsweise) gut gelungen. Erholt bin ich allerdings auch schon 😉

  6. Gratuliere zum 2. AK-Platz – super gemacht, lieber Oliver!
    Und wenn man sich die Rangliste anschaut: In der jüngeren AK (50–54) hättest du den 3. Platz geholt – das sagt alles über deine starke Leistung!

    Einen so hohen Pace über 21 km zu halten, während es immer heisser wird – wow! Auch deine Renneinteilung war top. Es gibt kaum etwas Befriedigenderes, als in der zweiten Hälfte noch schön einzusammeln.

    Eigentlich müssten die Sommerläufe in Europa langsam mal vom südafrikanischen Modell lernen: Start im Dunkeln, so gegen 5:30 Uhr – dann ist man um 7 Uhr durch, bevor die Hitze zuschlägt.

    Ich hoffe, die nächsten Tage bringen etwas kühlere Luft!

    Liebe Grüsse aus dem nasskalten Cape Town!

    1. Vielen Dank Catrina! Ich schau ja fast nie in die AK Wertung, deshalb ist mir das tatsächlich nicht aufgefallen. Nicht mehr lange, dann bin ich AK M60 und rocke alles weg
      Die Strecke machts einem echt einfach, die Brücken müssen bedacht werden, der Gegenwind auch, dann den Autopilot anschalten und ab gehts. Wer das nicht macht, wird eingesammelt.
      An deinem Startzeitvorschlag ist schon was dran, ich wittere aber deutsche Bürokratie wenn man so was an einem Standort wie Himmelgeist machem möchte.
      Aktuell werden die Tage eher heißer, also ist die nächsten Tage langsamer und kürzer laufen angesagt.

  7. Glückwunsch zum 2. Platz, den du mit deiner Strategie erlaufen hast!
    Der Bericht weckt Erinnerungen, fuhren wir dort doch mehrfach mit dem Teambus vor. Und Herr Steffny rief mich auf das Podest der Siegerinnen…

    1. Achnaja, zweiter AK Platz nur, aber trotzdem vielen Dank! Momente die man nicht vergisst, wie weit in deinem Blog muss ich zurückblättern um die Story nachzulesen? 🙂

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