12. Bergischer6Stundenlauf – Staub und Salz

Selten war ich so gut vorbereitet wie zu meiner mittlerweile vierten Teilnahme am Bergischen6Stundenlauf in Remscheid. Die 3km-Runde um den Eschbachstausee ist mir sehr gut bekannt, die Tücken auch. Das Wetter drohte sehr warm zu werden (wurde es auch), eine sichere Trinkstrategie ist für mich immer das allerwichtigeste, der Rest ergibt sich. Die ausdauernden Shamma Alphas sollten mich über die Runden bringen, für Ultras sind die immer eine gute Wahl.

Die Eschbachtalsperre morgens um halb 10.

Bescheiden hatte ich mir 60km also 20 Runden als Ziel gesetzt, die sind gut planbar, alles was dazu kommt wäre toll. Die Tage vorher hatte ich meine Laufrunden immer mal wieder auf höhenmeterlastige Strecken im Wald gedreht, die kleinen aber fiesen Steigungen auf der Ultra-Runde sollten mich diesmal nicht zu sehr ärgern. Bis zur Marathondistanz wird nur gelaufen, insbesondere die miese Rampe vorm VP wird ja nach jeder Runde steiler, danach würde ich mir an bestimmten Stellen auch mal kurze Gehpausen erlauben, sofern nötig. Den reichhaltigen VP wollte ich nicht anrühren, meine Eigenverpflegung hat alles was ich brauche. Keine Experimente. Solche Dinge halt.

Statt der üblichen fast 200 Starter waren es diesmal nur knapp über 120, also alles sehr entspannt und übersichtlich. Wir waren pünktlich da, viele der üblichen Verdächtigen wurden begrüßt, danach hab ich schnell meinen Kram aufgebaut und mich im letzten Augenblick entschieden, lieber gleich das dünne Trikot-Shirt anzuziehen. Es wird warm werden.

Kurz vor 10 Uhr dann noch das (für die Neuen in der Runde) notwendige Briefing von Veranstalter Olli Witzke und anschließend sammeln hinter der Startlinie.

Runterzählen, los gings.

Mein erster Gedanke „du hast 6 Stunden Zeit!!“, jaja, aber erstmal gehts bergab und überhaupt es macht immer Spaß vorne mitzulaufen, also Tempo. „Du wirst es später bereuen!“, jaja, aber eben erst später 🙂

Schon nach der ersten Runde war klar: Wasser her! Ich hab mir tatsächlich schon nach 3km meine kleine 250ml Flask geschnappt, anfangs nur dran genippt, aber ab Runde 5 jedesmal vollständig geleert. Dazu regelmäßige kurze Stopps am VP für Iso, noch mehr Wasser und Salztabletten. Keine Experimente.

Nach zwei Stunden wurde es echt warm, der Großteil der Strecke ist schattig im Wald, aber der zunehmende Wind hat uns regelrecht ausgetrocknet. Schweiß ist einfach verdampft, Stück für Stück wurde ich „eingesalzen“, das juckt und nervt. Dazu der knochentrocken-staubige Waldweg, das war schon eine tolle Mischung. Also am VP immer mal wieder einen Becher Wasser über den Kopf und das Shirt kippen, das hilft.

Die Halbmarathondistanz hatte ich nach 1:48 erledigt, die 35km nach fast genau drei Stunden. Ab hier lauscht man ja immer etwas in sich hinein, aber von Schwäche keine Spur, alles war gut (und salzig, und staubig).
Der Marathon wurde dann mit 3:42 eingetütet, ab hier wollte ich etwas vom Tempo gehen, bisher solide mit eine 5:15er Pace und (ausser den kurzen Stopps am VP) null Gehpausen unterwegs, waren die 60km auch langsamer locker zu schaffen.

Es gab unterwegs erstaunlich wenig Gespräche mit anderen Läufern, wir Führenden haben uns kurz abgecheckt aber sonst war stilles Laufen angesagt. Sehr angenehm, ich mag das. Beim Überholen eines Athletik Waldniel Läufers wurde ich wiedererkannt und direkt „eingeladen“ dieses Jahr wieder mitzulaufen. Ehrensache, ich bin jetzt, einen Tag später, angemeldet.
Bei einer anderen Überholaktion kam plötzlich von hinten: „in drei Wochen ist ein 6-Stundenlauf in Bönen!“ Meine Antwort: „ich weiß! Bin angemeldet!“ 🙂

Km50 nach 4:30, sehr schön, die 60km werde ich toppen, selbst wenn ich mir ab hier Zeit lasse. Gemütlicher wurde es tatsächlich ab km55 nachdem die letzte Stunde angebrochen ist, das ist ja immer so ein Gemisch aus „bald geschafft“ und „so langsam schmerzt alles“, aber auch aus immer wieder schnellem Anlaufen und Konzentration beim Traben. Mittlerweile erlaubte ich mir auch bei einer anderen kleinen Steigung kurze Gehpausen.

Die geplanten 60km hatte ich nach ungefähr 5:30 Stunden abgehakt, alles was jetzt kommt ist Bonus.
Auf zur letzten Runde, nochmal einen halben Liter Iso am VP reinkippen, die „Zielmarke“ zur Restmetervermessung schnappen und auf gehts. Und wie das so ist, plötzlich rollt es wieder. Um die Runde voll zu machen hat es aber nicht gereicht, bei 65,64km kam kurz vor der Staumauer der Zielschuss. Ende. Fertig. Und als hätten wir es geplant, standen meine Frau und Otto vor mir, ein perfekter „Zieleinlauf“ also 🙂

Schnell noch das obligatorische Finisherfoto und dann die letzten Meter zum VP trotten. Und weil es letztes mal so eine Warterei war, bin ich diesmal direkt zum Duschen gegangen, war gut so, endlich runter mit Salz und Staub!

Nach der Restmetervermessung gibts immer noch eine Siegerehrung für die sechs besten Frauen und Männer. Leider sind viele direkt nach ihrem Finish schon wieder gefahren, es wurde sehr übersichtlich. Aber wir sind noch geblieben, meinen 5. Platz wollte ich mir „offiziell“ abholen.
Danach verabschieden und ab nach Hause. Nächstes Jahr bin ich wieder dabei, schön war es!

 

 

Kommentare

  1. Wow Oliver, das war wieder ganz grosses Ultrakino! So kontrolliert, fokussiert und durchdacht – und das bei Hitze, Staub, Salz und Rampen, die gefühlt pro Runde wachsen. Du hast das Ding nicht nur sauber durchgezogen, sondern gleich mal souverän auf 65,6 km ausgedehnt – grandios! Den 1. AK und 5. Gesamtsieg hast du dir verdient!

    Was es doch ausmacht, wenn man etwas Erfahrung hat: einfach solides, schlaues Laufen mit klarer Trink- und Verpflegungsstrategie. Und Coach Otto am VP sorgt für den moralischen Rückhalt – einfach super!

    Schön auch, dass du wieder ein paar neue Rennen klargemacht hast, ganz nebenbei beim Überholen…

    Hat es viele 12h-Teilnehmer gehabt? Es starten alle gleichzeitig, oder?

    Eine gute Erholung und bis zum nächsten Abenteuer!!

    Liebe Grüsse aus dem kühl-verregneten Zürich! (das wäre gutes Laufwetter gewesen!)

    1. Vielen Dank Catrina 🙂 Ja, das war mal ein durchaus fokussiertes und gut vorbereitetes Rennen, ich hab mich vor allem unterwegs diesmal nicht von meiner Platzierung irritieren lassen (zwischendurch war ich mal zweiter, mal dritter, …), sondern hab einfach mein Ding gemacht. Das ist eh immer das beste.
      Der 12-Stünder letztes Jahr war eine Ausnahme, dieses Jahr gab es „nur“ wieder, wie gewohnt, den 6-Stundenlauf. Sonst hätte ich seeeehr sicher den 12h-Lauf mitgemacht.
      Hier regnet es auch seit Sonntag morgen, das wäre perfektes Laufwetter gewesen 🙂

  2. Lieber Oliver,
    erstmal ganz herzliche Glückwünsche zu deiner Leistung und Platzierung bzw. AK-Sieg! Super gemacht, Taktik dank Streckenkenntnis zurecht gelegt, prima durchgezogen (wahrscheinlich ein wenig flotter gerannt, als ursprünglich geplant ? ;-).
    Du bist nicht unterzukriegen, trotz der Bedingungen an diesem Tag. War sicher nicht so einfach, wie es klingt. Manchmal frage ich mich, ja kennt der Kerl denn gar keine Widrigkeiten, die ihn ausbremsen…?
    Gute Erholung! Und klar, spätestens in Waldniel sehen wir uns!!
    Liebe Grüße
    Elke

    1. Vielen Dank Elke! Jaja, du kennst mich ja, es war diesmal aber nur ein wenig flotter, und auch nur bis zur Marathon Distanz. Macht Spaß die jungen Leute auf Trab zu halten 😉
      Die einzige Widrigkeit könnte mein Bauch sein (siehe Monschau K70), aber da hab ich ja gelernt und mein eigener VP sichert mich ganz gut ab. Einfach keine Experimente mit Verpflegung machen, ohne Frühstück an den Start und viiiiiel trinken, das klappt. Eigentlich war das tatsächlich ein schönes rundes Rennen, richtig schwierig wurde es nie. Und offenbar hab ich nichtmal alles gegeben, am Tag danach waren die Beine etwas müde, aber überhaupt kein Muskelkater dabei, bin sogar fast 10km mit Otto unterwegs gewesen 🙂
      Spätestens(!) in Waldniel, Monte Sophia steht auch noch im Buch, und vielleicht Bönen? 😉

  3. Nicht dass du meinst, ich hätte das Ergebnis dieses Laufes erst jetzt erfahren, im Internet findet man so manches auch den Namen des Olivers !! Überrascht hat es mich natüüüüüüürlich nicht, wie auch, eher erwartet und dann ist es auch so eingetroffen, wie ich es mir vorgestellt hatte !!

    Die Strecke ist sehr schön, gefällt mir, hätte mir auch Spaß gemacht, und die Hitze ist im Wald doch besser zu ertragen, als wenn es weit und breit keine Bäume gäbe !!

    Danke fürs Mitnehmen und erneute Gratulation zu deinem grandiosen Lauf, jetzt habe ich auch( so ganz nebenbei !!) erfahren, wo du noch starten wirst, du bist ja kaum noch zu bremsen !!

    Deine Frau und auch OTTO können sehr stolz auf dich sein, man sieht es Otto quasi an !

    Freut mich sehr für dich !

    1. Wer mich kennt, findet mich bei den zu erwartenden Events 😉 Ich erzähl ja immer nur ungern im Vorfeld wo ich starte, dann hab ich keinen „Druck“ und kann einfach loslegen. Aber die beiden im Text erwähnten sind eh fix und ich hoffe es kommt nichts mehr dazwischen.
      Ja, die Stausee-Runde ist wirklich schön und erstaunlich abwechslungsreich. Die Bäume sorgen für Kühlung und vom See kommt immer etwas Wind, nur auf der Staumauer gibts mal kurz Hitze um die Ohren, aber das ist ok. Ich freue mich jedenfalls jetzt schon aufs nächste Jahr! Vielen Dank Margitta!! 🙂

  4. Lieber Oliver,
    wow – ich gratuliere dir! Super geplant, super durchgezogen, alles beachtet, was für dich wichtig ist. 😀
    Coach Otto war sicher sehr zufrieden mit dir und deiner Leistung, wenn ich ihn mir so anschaue. Aber dass du dann „im Vorbeilaufen“ gleich noch die nächsten Ultras vereinbarst, ist schon wirklich grandios. 😉

    1. Vielen Dank Doris! Coach Otto war auch deshalb sehr zufrieden, weil er kurz vor dem Ende der sechs Stunden noch eine Weile Spaß im Eschbach hatte. Er soll ja auch was von der Veranstaltung haben 🙂
      Es gab für mich diesmal tatsächlich keine großartigen Überraschungen, einfach das eigene Ding machen und Experimente vermeiden, das macht schon ausreichend selbstsicher. Und dass ich mit den viel jüngeren schnellen Hirschen einigermaßen mithalten konnte, das war für mich diesmal das i-Tüpfelchen 🙂

  5. Lieber Oliver,

    gute Wahl des Coaches! Er hat dich gut vorbereitet! … und er kennt dich sooo gut, dass er weiß, wo du ‚landest‘!

    Super und Herzlichen Glückwunsch, die AK gerockt, ein paar jüngere, schnelle Hirsche getrieben und einen tollen 5. Gesamtrang erlauben!

    Aber von wegen planlos. Das war sehr gut strategisch durchdacht, einschl. der VPs! Wasser ist am wichtigsten, ab und an was Salziges (Salztabletten) und Isotonisches. Wird es länger, bräuchte ich ein paar Kalorien mehr, aber zum Frühstück geht nur was leicht Verdauliches!

    Die nächsten Events können kommen!

    Was kann dich halten … nur eigene Unbedachtsamkeit! Also immer weiter laufen!

    Liebe Grüße Manfred

    1. Mein Coach sorgt vor allem dafür dass ich täglich ordentlich Kilometer entspannt spazieren gehe, als Ausgleich für die schnelle Rennerei, macht er sehr gut 😉
      Vielen Dank Manfred! Ich bin mir dem Ergebnis ja auch äusserst zufrieden, gut vorbereitet sein bzw. keine Experimente zu machen, zahlt sich eben aus. Wasser ist bei mir tatsächlich am wichtigsten, das hab ich endlich verstanden und muss dann eben trinken wie ein Kamel 🙂
      Das nächste Event steht ja schon, freue mich drauf!

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