Marathon Via Belgica MMXXV

Mein zweiter Start beim Marathon Via Belgica. Es hätte der dritte sein können, aber letztes Jahr wurde dieser schöne Landschafts-Marathon leider kurzfristig abgesagt, der Haupt-Sponsor wollte oder konnte wohl nicht so sponsorn dass eine erfolgreiche Veranstaltung sicher war. Alle Starter hatten die Möglichkeit sich unkompliziert für den nächstmöglichen „Römermarathon“ (wie er auch genannt wird) umzuschreiben, das hatte ich damals natürlich gleich erledigt. Und es hat sich gelohnt.

Wenn man die Tücken dieser Strecke erstmal kennt, dann kann man dieses Rennen etwas intelligenter angehen, als ich vor zwei Jahren. Die Tücken sind in diesem Fall dass es eine durchgehend echt hügelige Angelegenheit ist, es sind eben die „Dutch Mountains“.

Mit am Start waren wieder Chris und Elke, die beiden wollten sich diesmal die Strecke teilen und hatten sich für die Halbmarathon-Staffel angemeldet. Wir waren alle zeitig am Startpunkt in Rimburg, haben uns gefreut dass es statt der Dauerregen Vorhersage erstmal trocken blieb (das sollte sich später ändern). Scheinbar wurde zu unserer Enttäuschung das ganze „Römer-Rahmenprogramm“ eingestampft, schade. Nur später im Ziel stand ein „Zenturio“ um uns das Blech umzuhängen, ansonsten: nix. Ok, das Holztor auf der Deutsch-Niederländischen Grenze, unsere Startlinie, war da.
Aber alles gut, wir waren ja am Start um durchs Limburgische zu rennen. Und die restliche Organisation war wieder vorzüglich, da gibts nix.

Der Start um 10 Uhr ging dann … einfach los 🙂
Irgendjemand hat noch eine Ansage gemacht, mangels funktionierender Soundanlage ist das aber scheinbar im Gequatsche untergegangen.

Zuerst gehts auf und ab durch Landgraaf. Im Hinterkopf hatte ich mir abgespeichert anfangs Körner zu sparen, die miesen Steigungen in der zweiten Hälfte haben es gehörig in sich. Also langsam angehen. So die Theorie. Natürlich bin ich nach dem Gedrängel auf dem ersten Kilometer wieder voller Genuss losgeballert und hab mir gedacht, ach, wird schon irgendwie klappen nachher!

Das Feld hat sich nach etwa 2km relativ schnell gelichtet, die Staffelläufer sind abgezischt, wir Marathonis haben versucht unser Tempo zu finden.

Nach etwa 12km, in Heerlen, setzte dann „endlich“ der Regen ein, war mir aber mittlerweile egal, lieber so, als knallige Hitze. Dazu kam dann ein recht strenger Wind, überwiegend direkt von vorne, na klar, von wo auch sonst. Teilweise waren Sturmböen dabei, das hat schon ordentlich reingehauen. Aber auskühlen unmöglich, es war eher angenehm warm.
Nach Heerlen gehts dann die nächsten Kilometer durch Landschaft, Felder und Waldwege, eine schöne Strecke, überwiegend einsames Laufen für mich. Ich mag das. Der Regen blieb, der Sturm auch.

Met dank aan Jef Kusters voor de foto! (©Jef Kusters)

Den Halbmarathon konnte ich mit 1:39 eintüten, dort war auch der HM-Staffelwechsel. Elke stand tapfer im Regen und wartete auch Chris. Ich bin da etwas überkonzentriert rein, alles war eng und voller Leute, garniert mit einem nicht gut erreichbaren VP, also nur ein ganz kurzes Grüßen, schnell raus da und weiter. Ich hatte versehentlich eine Cola abgegriffen, die flog direkt in die nächste Tonne, gut dass ich zusätzlich Wasser dabei hatte.
Ab hier gings dann erstmal hoch, die erste zähe Steigung bis Termaar.

Weiter gehts, nach Valkenburg, viel Grün, auf und ab, Felder, Weiden und so weiter, ich war überwiegend sehr alleine unterwegs.
In Valkenburg selbst hatten sich tapfere Zuschauer unter Markisen versammelt und jeden angefeuert der irgendwie nach Teilnehmer aussah. Überhaupt, ich bemerkte eine gewisse Wetterfestigkeit bei den Zuschauern. Trotz Mistwetter waren immer wieder kleine, gut gelaunte und lautstarke Grüppchen an der Strecke, das motiviert natürlich.

Nach Valkenburg wird es dann auf einem sehr schönen Teilstück sehr trailig, auch hier gilt: eher geniessen und keine Körner verballern, der fiese Teil kommt noch.

Mitten im Wald konnte ich die 30km bei soliden 2:24 einsacken, mit Matsch zwischen den Zehen und endlich: der Regen ließ nach! Das war toll, aber ab jetzt wurde es schwül. Irgendwas ist ja immer.

In dem Dörfchen Berg (ein wirklich passender Name) gings dann an die mieseste Steigung des Rennens, ich hatte mir vorgenommen hochzulaufen, vor zwei Jahren musste ich hier gehen. Diesmal nur eine kurze Gehpause für ein Foto der skurrilen Felsenwohnungen.
Mich holte auf dieser Steigung tatsächlich ein anderer Läufer ein, den ich sehr früh schon vermeindlich kassiert hatte. Der hatte einen unglaublich schönen soliden Laufstil, wie eine Maschine, was tut man in solchen Fällen? Richtig, dranhängen 🙂

Nach 34km war das Schlimmste geschafft, Maschine und ich sind stoisch und wortkarg zusammen weitergelaufen, es ging nochmal durch Felder und Wiesen, erstmalig konnten wir von einem Hügel Maastricht im Dunst erkennen. Motivation!
Letztes mal hatte ich hier ein richtiges Tief, diesmal war ich zwar ordentlich im Arsch aber gut drauf. Endspurt. Maschine und ich kamen nun auch mal endlich ins Gespräch, ein wenig Plaudern hilft ja immer. Ich wollte eigentlich das Ortsschild von Maastricht fotografieren, so als „gleich sind wir da“-Erinnerung, aber statt Schild stand da ein einsames Metallgerüst, das Teil war schlicht und einfach abmontiert 🙂
Die etwa 3km durch Maastricht-Zuid sind relativ öde, laufen auf dem Radweg, Siedlung, Businessviertel mit großen langweiligen Gebäuden. Dazu immer noch starker Wind und schwülwarm.
Aber dann, die Maas! Rechts abbiegen, noch 2km. Kopfsteinpflaster.

Der Zieleinlauf mitten in Maastricht, nachdem wir die malerische Sint Servaasbrug überquert hatten, ist dann plötzlich sehr schnell da.
Nochmal durchstarten und zack! im Zielbogen.
Was für ein Ritt!
Ich war kurz etwas von der Rolle, irgendjemand hängte mir die Medaille um und ich hab ein Getränk in die Hand gedrückt bekommen. Frau und Hund haben mich begrüßt. Erstmal ein paar Meter weiter gehen und hinsetzen, das Finish und die Sonne geniessen und vor allem trinken trinken trinken.
Chris war natürlich auch da und wartete auf Elke, die dann etwas später auch sehr zufrieden ankam.

Durchs Ziel bin ich mit soliden 03:29:17, Platz 17 (AK Platz4), also eine satte halbe Stunde schneller als beim ersten mal (Ergebnisliste). Und damit bin ich mega-zufrieden!

Das Wetter, vor allem der Wind, hatte mich tatsächlich etwas ausgebremst, aber hey, das ist ein Landschaftslauf, die Zielzeit ist eher zweitrangig.
Auch wenn ich nicht superdiszipliniert war, meine grobe Planung ist aufgegangen (vor allem was Verpflegung betrifft), nämlich viel trinken, keine Experimente, Steigungen langsam angehen, Downhills rollen lassen, die zweite Hälfte sparsam laufen.

Ich kann mir gut vorstellen hier nochmal zu starten, die Veranstaltung ist echt sympathisch, weil nicht so groß und gut organisiert, die Strecke ist toll und vielleicht stehe nächstes mal ja wieder mehr Römer an der Strecke.

Meine Uhr hat ein paar Sekunden mehr, ach naja.

 

 

 

Kommentare

  1. Super gemacht, Oliver!
    Dein Plan ist voll aufgegangen – das war wirklich klug eingeteilt. Und stark, wie du dir in den zähen Passagen noch eine Antriebs-Maschine organisiert hast! So läuft’s sich leichter.
    Wenn man bedenkt, dass diesmal niemand unter 3 Stunden geblieben ist, zeigt das, wie fordernd die Bedingungen waren. Dein 4. AK-Platz und der 17. Overall sind umso beeindruckender – darauf kannst du wirklich stolz sein!
    Hast du unterwegs Gels genommen oder nur getrunken?

    Eine gute Erholung!

    PS: Ich hatte mir den Lauf sogar im Kalender eingetragen, um euch dreien einen guten Lauf zu wünschen… und hab dann prompt das ganze Wochenende nicht mehr reingeschaut.

    1. Danke Catrina! Das war natürlich eher ein Volklauf, ohne internationale Elite und so weiter. Aber trotzdem, der Streckenrekord liegt bei 2:37, wir hatten also alle schon ordentlich zu beissen. Stoisch das eigene Ding durchziehen, das ist halt immer der beste Weg. Und noch besser, wenn man die Strecke schon kennt. Ich weiß noch sehr genau wie ich beim erstem mal stellenweise gelitten hab 🙂
      Statt Gel bin ich ja beim Squeezy Liquid gelandet, das ist so flüssig dass kein Wasser nachgetrunken werden muss. Und ich mag dieses Nachfüllkonzept, mit zwei Dispensern komme ich locker über die Marathondistanz.

      Ich bin heute schon wieder erschreckend gut erholt, aber werde mal vernünftig ein paar Tage Pause machen 🙂

  2. „Römermarathon in Sandalen.“ Hahaha. Okay, ich glaub den Gag hatte ich letztes Mal schon bringen wollen. Wie auch immer: Top abgeliefert. Gratuliere.

    1. Bei diesem Motto, ja klar mit Sandalen! Und dann war ich der absolut einzige mit passendem Schuhwerk, nichtmal der Requisiten-Zenturio im Ziel war vernünftig besohlt 😉
      Danke dir, hat riesig Spaß gemacht!

  3. Ave Oliver,
    nochmals an dieser Gratulation zu deinem phantastischen Resultat. Und dass bei diesen Bedingungen! Oder bist du deswegen schneller gerannt, weil du den Fight gegen die Elemente hinter dich bringen wolltest…?
    Wie dem auch sei. Die dritte Teilnahme wirst du dann 2026 angehen und dann nochmals flotter sein. In deiner AK fehlte ja nur ein Wimpernschlag zum Treppchen!
    Du bist in Topform, wirklich klasse! Aber wenn du das nächste Mal von „langsam angehen“ sprichst, müssen wir wetten, ich halte natürlich dagegen! 😉
    Wir haben uns sehr gefreut, euch wieder im Heuvelland getroffen zu haben!
    Liebe Grüße
    Elke

    1. Vielen Dank Elke! Genau, eigentlich wollte ich nur schnell in die Sonne nach Maastricht und meine Klamotten trocknen 😉 Allerdings hab ich euch am Wechselpunkt wirklich nicht beneidet, da im Regen rumzustehen und zu warten war sicherlich nervig, ich war wenigstens in Bewegung.
      Nächstes Jahr bin ich wieder dabei, bei besseren Bedingungen sind da noch ein paar Minuten rauszuholen und ausserdem muss ich noch ein paar mehr Fotos von Valkenburg machen, zweimal hab ichs jetzt verpennt diese Passage über den Fluß zu filmen, dabei ist das echt malerisch.
      Das mit dem „langsam“ nehm ich mir echt immer vor, aber dann reißt es mich einfach mit, ich weiß, ich weiß … lieber keine Wette dazu.
      Immer wieder eine Freude mit euch zusammen zu laufen!

      1. Hey, noch ein schönes Streckenvideo! Da sieht man richtig gut, wie geschickt die Strecke in der ja teils dicht besiedelten Region immer wieder durch Grün geführt wird. Da läuft man im Geiste grade nochmal mit! 😉
        Liebe Grüße
        Elke

          1. Danke! Das ist ja ein tolles Tool, sogar MIR ist es gelungen, so nochmals durch Limburg und gleich auch noch Weimar zu fliegen 🙂
            Polar hat so etwas zwar automatisch mit in der Software, aber nur Karten- statt Satellitenansicht.

  4. Lieber Oliver,
    ah was für ein toller Laufbericht! Da hat diesesmal alles für dich gepasst außer vielleicht dem Wetter? Wobei – irgendeine Herausforderung brauchst du doch, oder? 😉
    Super gemacht – ein toller Lauf, super Zeit und ein begeisterter Bericht – das Video zeigt das alles noch mal besser, da war man ja fast mit dabei!
    Gratuliere dir und erhol dich gut! 🙂

    1. Vielen Dank Doris 🙂 Der Regen stört mich ja überhaupt nicht, aber fast die ganze Zeit stürmischer Gegenwind, das zerrt etwas und war in der Tat stellenweise herausfordernd. Andererseits besser so, als eine fiese Hitze und mit dem schönen sonnigen Ende hat es diesen Marathon zu einem besonderen gemacht. Einfach so laufen, das kann ja jeder 😉
      Ich bin immer ganz froh, wenn ich aus den vielen kurzen Schnippseln noch ein brauchbares Video basteln und hinterherschieben kann, hat diesmal geklappt.

  5. Ich gratuliere dir zu deiner besonderen Leistung! Und langsam wird mir klar, warum mir die Schildkröte bei Elke so bekannt vorkommt! Ihr seid durch Landgraaf gerannt, sogar direkt an der Halde vorbei, die ich so oft hoch und runter rannte! Diese Erkenntnis entnahm ich soeben deinem Strass-Profil und gratuliere dir zu deinem neuen Follower 😀

    1. Vielen Dank Pulsmesser! Die Schildkröten sind böse Stolperfallen so direkt im Startgetümmel, die haben deshalb eigene wild gestikulierende Streckenposten.
      Die Halde durften wir uns sparen, aber die Strecke hat auch so genug tückisches Profil, mir jedenfalls hat es am Renntag so ausgereicht.
      Auch du hast nun einen neuen Follower 🙂

  6. Lieber Oliver,

    da treffen sich ein Düsseldorfer und zwei ‚Kölner‘ auf niederländischem Boden, um auf römischen Spuren einen Lauf zu machen, der einen griechischen Namen trägt!

    Aber gut gemacht hast du es auch diesmal wieder, Körner aufgegoben, obwohl du es nach 2 km doch hast laufen lassen, oder, wie du schreibst, losgeballert bist! Wenn man das Profil bedenkt (2. Hälfte), für das man ja doch mehr Zeit benötigt, hast du noch nicht mal groß Zeit in der 2. Hälfte eingebüßt! BRAVO, richtig gut gemacht!!! – So ein bisschen hatte ich den Eindruck, dass du auch dort noch ne Rechnung offen hattest! Auch die ist jetzt beglichen!

    Bleib dran und fit, nicht übertreiben aber immer weiter laufen!!!

    Liebe Grüße Manfred

    1. Haha! 🙂 Diesen feinen Hinweis kann ich damit noch ergänzen, dass der Düsseldorfer ein Exil-Niedersachse ist und dieser zusammen mit einem Exil-Rumänen (Maschine) die letzten Kilometer gestemmt hat 😉
      Vielen Dank Manfred! Meine Renneinteilung war nicht superoptimal, aber immerhin konnte ich davon profitieren die Strecke bereits zu kennen. Da darf man auch einfach mal zwischendurch die Gegebenheiten ausnutzen und Tempo machen. Eine Rechnung hatte ich übrigens nicht wirklich offen, ok, vielleicht ein klein wenig. Aber wirklich nur wenig 😉 Ich wollte meine bisherige Zeit unterbieten, aber das war kein Kunststück, trotz des Wetters. Vermutlich sind sogar noch ein paar Minuten drin, das werden wir nächstes Jahr sehen 😉

  7. Na, das war doch ein Lauf ganz nach deinem Gusto – bis auf die Wetterkapriolen, aber die kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen, auch DU nicht !! Alles in allem doch ein Lauf, der dein Herz aufgehen lässt, wie man aus deinem Bericht bestens erfahren kann.

    Mir gefallen solche Läufe, bei denen man von allem ein wenig mitbekommt, und die stellenweise Einsamkeit ist doch auch das, was du magst !

    Alles in allem gut gerockt, bist zufrieden, was will MANN mehr ! Glückwunsch !!

    1. Genau auf den Punkt 🙂 Wetter kann man sich nicht aussuchen, aber irgendwie hat es hier noch etwas Würze reingebracht. Wir wurden ja durchaus mit Sonnenschein und Wärme im Ziel belohnt, richtig schön.
      Ja, das war ein rundes Ding dass mir echt Spaß gemacht hat, freue mich jetzt schon aufs nächste Jahr!
      Vielen Dank!!

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