Der nunmehr 18. Himmelgeister Brückenlauf Halbmarathon musste dieses Jahr ohne seine sehr charmante Tradition auskommen: der 8-Uhr Linienbus hatte Verspätung! Normalerweise fährt dieser Bus durch das bereits sorgfältig aufgestellte Starterfeld (und alle müssen natürlich auf den Gehweg ausweichen, jede sorgfältige Aufstellung ist völlig dahin) und bekommt eine satte La-Ola-Welle aller Teilnehmer. Erst danach gehts mit dem Startschuss los.
Das gehört einfach zum Brückenlauf, so wie die Startnummer abholen oder die Müsliriegel im Nachzielbereich.
Tja, ein paar Minuten warten wären ja ok, aber scheinbar war die Verspätung zu groß, wir standen im starken Wind bei 13°C, Regen drohte, also wurde der Startschuss ohne Bus und ohne La-Ola-Welle abgegeben, man muss auch mal mit Traditionen brechen können.
Während des ansonsten lockeren Briefings, gab es auch noch ein Gedenken an den letztes Jahr gestorbenen Läufer, seine Startnummer wird nie wieder vergeben.
Der Bus kam also nicht, Schuss, und schon sind wir losgetobt.
Aber Moment. Bevor wir los sind, wollten erstmal einige bekannte Mitläufer gefunden werden. Chris hatte sich angekündigt, ausserdem Thomas und Daniel aus dem Fediverse und noch einige bekannte Gesichter aus den vorigen Jahren. Es war immerhin mein sechster Start beim Brückenlauf, da „kennt man sich“ halt irgendwann 😉
Ich hatte mir für dieses Jahr ehrlich gesagt vorgenommen die überwiegend wirklich schöne und abwechslungsreiche Strecke einfach mal gemütlich abzulaufen. Dass sowas bei mir selten klappt, geschenkt.
Nach dem Startschuss musste ich wie üblich erstmal dem Gewusel entkommen, durch die Warterei auf den Bus stand ich im Mittelfeld, da gehöre ich nicht hin und wollte da schnell raus. Und wie das dann so ist … nach kaum einem Kilometer setzte Regen ein und eine innere Stimme flüsterte: „mach schnell fertig das Ding“. Also bin ich einfach bei meinem eher schnellen Starttempo geblieben, hab den Autopiloten eingeschaltet und bin mein Ding gerannt.
Das Feld hat sich schnell auseinandergezogen, ich überholte sehr viele Läufer und behielt ein Dreier-Grüppchen vor mir im Auge, das ich später noch kassieren wollte (erfolgreich). Zu meiner Überraschung war plötzlich ein weiterer Sandalenläufer vor mir, das ist natürlich mal wirklich toll, wir haben uns nur ganz kurz ausgetauscht und dann bin ich wieder in meine „Wohlfühl-Pace“ verfallen, es rollte grade so schön.
Über die Fleher Brücke gehts nach 4km rüber auf die andere Rheinseite und erstmal durch Wiesen und Felder.
Dieser Wind. Das wurde dann eher ein Sturm. Auf der Brücke hat es mir einmal durch eine Böe fast die Beine weggehauen.
Die gesamte Strecke bot diesmal wirklich nur wenig Gelegenheiten ohne starken Wind zu laufen. Aber ist halt Wetter, machste nix, besser als brüllende Hitze, die wir hier ja auch schon oft genug hatten.
Nach der Brücke war die Linse meiner Kamera so mit Schweiss und Regen verschmiert, bis zum Ziel sind mir keine schönen Bilder mehr gelungen. Sei’s drum, nicht zu ändern, der Autopilot war an und ich bin gerannt.
Nach etwa km11 kam auch schon die Kardinal-Frings-Brücke in Sicht, irgendjemand am VP rief mir zu: „Einundzwanzig!“, ok, damit hatte ich einen kleinen Ansporn, den Platz wollte ich halten. Also rauf auf die Brücke und das zweite mal über den Rhein, Rückweg.
Die VPs hab ich dieses Jahr übrigens alle ausgelassen, die kleine 250ml Flask die ich mit dabei hatte, war bei diesem Wetter völlig ausreichend.
Der Rückweg zieht sich jedesmal, da laufe ich fast immer allein, kenne das nicht anders, Kopfarbeit ist hier angesagt. Und wieder Wind voll frontal, der Regen war aber zum Glück vorbei, hier hab ich dann doch einfach mal etwas Tempo rausgenommen, auf die letzten 4km wollte ich dann aber wieder dran ziehen.
Und wenn man erstmal wieder beim VP der Fleher Brücke ist (nach ca. 16,5km), dann gehts irgendwie ganz schnell, die Kilometer schrumpfen, die Beine wollen, es geht leicht bergab, ab dafür.
Und schon war ich wieder in Himmelgeist, nur noch die kleine demotivierende Extraschlaufe durch die Siedlung, dann schließlich ab auf die Zielgerade und nach wie vor auf Platz 21 mit 1:30h durchs Ziel gerannt. Perfekt!
Im Zielbereich dann das obligatorische Abklatschen mit anderen Läufern und Sandalenfragen beantworten, der andere Sandalenläufer kam nur 2 Minuten nach mir ins Ziel, richtig tolle Leistung, wir Typen mit den Schlappen können halt auch schnell 😉
Und dann erstmal Bananen und die leckeren Müsliriegel verschlingen und viiiiiel trinken.
Durch den Wind wurde mir recht schnell kühl, meine Tasche mit frischen Klamotten war wie immer im Gasthaus deponiert (die Kegelbahn dort wird immer zur „Umkleide“ degradiert), also schnell dorthin und umziehen.
Ich wollte zumindest noch Chris, Daniel und Thomas finden, hat auch geklappt, hab mich dann aber auch recht bald auf den Heimweg gemacht.
Man kann es übrigens nicht oft genug sagen: alles rund um diesen Lauf ist toll! Die Orga, die Kommunikation vorab, die vielen VPs, die Helfer, die Strecke, die Verflegung im Nachzielbereich, die Freundlichkeit, das Familiäre, das Unkomplizierte … Himmelgeist, es war mir wieder eine große Freude bei euch zu laufen und ich komme immer wieder!
Nachtrag:
Bericht auf ddorf-aktuell zum Brückenlauf 2024
Hallo, Oliver Hartmann, das liest sich sehr, sehr gut, wer hätte irgendetwas anderes von dir erwartet. Liest sich gut, als wäre man mitgelaufen, schön, auch mal in schnellem Tempo wieder ( im Geiste !! ) unterwegs zu sein ! Und – wie du schon sagtest : “ wir Typen mit den Schlappen können halt auch schnell “ !! Scheint wirklich so !! Glückwunsch !!!
Tja, und was das Wetter angeht, deine Schilderungen kommen mir sehr bekannt vor, von wegen fast die Beine weggehauen !! Das gleiche Wetter hatten wir hier heute auch, ich weiß, wovon du sprichst !!
Jetzt erhole dich mal gut, gehst morgen mit Otto spazieren, das tut euch beiden gut !!
Nasse Grüße von ganz oben
Danke! Ich selbst hatte diesmal was anderes von mir erwartet! Ernsthaft, der Wille war da das ganze mal gemütlicher anzugehen, aber es hat mich einfach wieder mitgerissen und das war am ende auch gut so.
Der Wind auf der Brücke war echt heftig, ein einziges Gewirbel und Gezerre und ausgebremst werden, erstaunlich genug dass die Spitzengruppe trotzdem so gute Zeiten abgeliefert hat.
Mit Otto war ich abends schon wieder unterwegs, muss ja, und war sehr gut die Beine noch ein wenig zu lockern 🙂
Lieber Oliver,
ich ahnte ja schon, was passiert, wenn du einen Genusslauf ankündigst… Ergebnis siehe oben. Aber umso schöner für dich, wenn du so ein Resultat einfach so raushauen kannst. Herzliche Glückwünsche für dieses tolle Finish!
Schade, dass das Wahrzeichen des Laufs, der Bus, diesmal nicht mitspielte. Dafür war das Wetter umso lauffreundlicher. Chris kam auch sehr zufrieden heim.
Ein gelungener Lauf, lässt keine Wünsche offen.
Und wenn du 2025 wieder von einem genussvollen Lauf sprichst, wirst du wahrscheinlich sub 1:30 liegen!
Liebe Grüße
Elke
Haha, danke, ich musste natürlich auch ein wenig kichern, weil ich ja einen Genusslauf angekündigt hatte 🙂 Eins gab das andere und nachdem der Autopilot an war, rennen ich mich eben in einen bestimmten Bereich, den ich diesmal so durchgezogen hab.
Ja, echt schade mit dem Bus, das haben alle gesagt, nach 10 Minuten abwarten musste es aber irgendwie mal langsam losgehen, einige schlotterten schon ganz schön in ihren dünnen Trickots. Ich glaub der hatte über 20 Minuten Verspätung (wieso auch immer um diese Tageszeit).
Es war in der Tat ein gelungener Lauf und Chris hat zum Vorjahr nochmal richtig einen rausgehauen, damit hatte er selbst nicht gerechnet 🙂 Überhaupt waren alle mit denen ich hinterher noch so gesprochen hab, sehr zufrieden. Ist eben auch eine echt sympathische Veranstaltung.
Schlappen hin oder her – sehr krasse Zeit! Gratuliere zur Wohlfühl-Pace. Wie schnell läufst du, wenn du dich nicht wohlfühlst?
Ich bin ja auch schon mal zwei Wettkämpfe (einen 5er und einen 10er) in Lunas gelaufen. Das ging ziemlich gut. Vielleicht weil ich da wirklich einen einigermaßen guten Laufstil habe. Zwangsweise. ^^
Vielleicht probiere ich das irgendwann mal wieder.
Danke Martin! Ich laufe eigentlich immer einfach so wie es grade passt, unterscheide auch fast nicht zwischen Wettkampf und Alltag. Die Wohlfühl-Pace entsteht dann immer vor Ort, mit Planung hab ichs ja nicht so.
Seit drei Jahren bin ich jetzt „auf Sandale“, hab Anfangs immer noch mit Xero HFS gewechselt, aber bin bis auf einen 14km-Lauf die letzten 12 Monate alles in Sandalen gelaufen. Ob schnell oder langsam, kalt, warm, nass, trocken, egal, das geht halt einfach wenn man sich mal dran gewöhnt hat. Ich möchte diese Freiheit jedenfalls nicht mehr missen.
Hallo Oliver,
super Zeit – gratuliere!
Ja und wenn du dich bei dieser Pace wohlfühlst, war es für dich ja eh ein Wohlfühllauf … ähem. 😉
Klingt alles nach einem einfach super toll und nett organisierten Lauf mit schönen Begegnungen und einem AK-Treppchenplatz! 🙂
Danke Doris! Ich kann die Veranstaltung wirklich nur jedem aus der Region ans Herz legen, hier passt einfach alles, bin echt immer gerne dabei. Und dann kommt locker auch ein Wohlfühllauf dabei raus 🙂
Moin Oliver,
in üblicher Manier ordentlich gerockt. Wie man es von Dir kennt. Da brauchtest Du also gar nicht auf den Bus zu warten 😉 Gratuliere zum Top-Ergebnis.
Aber sach ma, was trägt der Typ denn da für Sandalen? Ohne Zehentrenner, interessant!
Liebe Grüße
Volker
Vielen Dank Volker 🙂 Den Bus haben wir schon alle etwas vermisst, der gehört einfach dazu. Das muss nächstes Jahr wieder drin sein!
Das sind Xero Shoes Sandalen, ich tippe auf die Z-Trek, aber genau weiß ichs auch nicht. Ich fand es einfach toll mal noch einen Sandalenrenner bei einem Volkslauf am Start zu haben. Das war übrigens sein erster Halbmarathon in Sandalen, sehr sehr gut gemacht!
Lieber Oliver,
eine Zeitlang nicht reingeschaut, aber du hast wieder schöne Läufe dabei (und auch den NfRftW) und es läuft richtig gut. Aber dass ihr nicht auf den Bus gewartet habt…
Sandalenläufer habe ich schon öfter mal gesehen. Vor allem auf den Trails.
Liebe Grüße!
Hey Roni! Schön von dir zu hören 🙂 Es läuft endlich wieder recht gut bei mir, darüber freue ich mich auch wirklich sehr. Einen Sandalenläufer zu treffen hat mich überrascht und gefreut, bei Ultras gibts das ja schonmal, aber bei Volksläufen hatte ich das noch nie. Der Bus kam 20 Minuten nach dem Start, viel zu spät, da war ich schon fast von der Fleher Brücke runter 🙂
Sensationell! Und wie ich gerade im D-Dorf Aktuell Bericht lese, noch vor der ersten Frau!
Gratuliere zu dieser fantastischen Zeit, vor allem mit dem brutalen Wind. Ich hätte gedacht, dass der sich auf dem Rückweg in Rückenwind verwandelt, aber das war nix!
Die Bus-Tradition, der Positions-Ausrufer, die Kegelbahn-Umkleide, das Gedenken an den Verstorbenen vom letzten Jahr… wirklich eine sehr, sehr sympathischer Lauf.
Übrigens finde ich auch dein T-Shirt sehr cool!
Hast du du schon einen nächsten Wettkampf im Visier?
Danke Catrina, endlich beachtet mal jemand das supertolle Retro-Shirt!!! Ich finds super, ist auch saubequem.
Wer den Brückenlauf kennt, weiß auch dass der Gegenwind sich nie(!) in Rückenwind verwandelt, der Rhein sorgt irgendwie dafür. Aber man kann sich dann halt auch drauf einstellen und entsprechend Energie einteilen. Ja, es ist ein wirklich sehr sympathischer Lauf, die Gedenkrede ging mir auch echt ans Herz, ich war da ja voll beteiligt letztes Jahr.
Der nächste Wettkampf wird eher eine Erfahrung und länger. Wesentlich länger 😉
Lieber Oliver,
ist der Ruf erst einmal ruiniert … der Ruf, dass du Genussläufe kannst! 😛 😆
Anders herum empfindet man ja gerade die Läufe als Genuss, in denen es flutscht. Da ist dann das Tempo egal, es hängt dann von den Fähigkeiten, von der Fitness und vom Trainingszustand ab!!!
Da du momentan wieder eine tolle Fitness hast, lass es flutschen, genieße also weiterhin deine Pace! … oder greif nochmal an, laut Urkunde fehlen da nur noch 45 Sek. Vielleicht erwischt du mal einen Halben mit weniger Wind, sofern du Lust hast! (Noch warst du doch nicht unter 90 Min., oder doch?!)
Ich hab mich an deinem schönen Bericht erfreut!
Liebe Grüße Manfred
Haha 🙂 Ist mein Ruf schon ruiniert? Ich mag meine meine Genussläufe sehr, genau, weil die einfach flutschen, egal wie schnell oder langsam. Mit etwas mehr Drall und ohne Wind wäre ein Sub90 locker drin gewesen, aber ich hab einfach nicht so genau auf die Uhr geschaut, war mir einfach nicht wichtig. Aber ja doch, ich hatte schon ein paar Sub90er, siehe die Rennen in 2019. Vielen Dank!
Lieber Oliver,
nö, so sehe ich dich nicht, war nur ein dummer Spruch! 😆 – Bleib bei deinen Genussläufen! 🙂
Sorry, bzgl. deiner Läufe war ich nicht auf dem Laufenden! Aber 2019, in dem Alter damals, kann man sowas ja erst recht noch rocken! 😛
Viel Spaß weiterhin und
liebe Grüße Manfred