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42573658 Lauftipps für den Winter

Typisch für diese Jahreszeit, überall poppen plötzlich Motivations-Beiträge auf, mit so schönen Titeln wie zum Beispiel "46 Tipps zum besseren Laufen" oder "Mit diesen 12 Tipps besiegst du deinen Schweinehund" oder "99 Motivationstipps für das Winterlauftraining" und so weiter. Oft garniert mit Kauftipps und entsprechenden Affiliate-Links, der eine oder andere Autor bietet natürlich auch sein eigenes Buch an. Es gibt sogar Wintermotivationslaufkurse für ein Schweinegeld. Von den Fitness- und Laufzeitschriften ganz zu schweigen, was die so an Motivationstipps raushauen, erstaunlich, hauptsache ein abgefahrener Name und völlig neu und hip muss es sein. Und Geld kosten. Wer dann so ein Motivations-Buch liest oder die neuesten Tights mit "Xtreme-Anti-Shock-System" in der Kniekehle für schlappe 299€ kauft und sich dazu noch jeden Morgen einen "Happy-Sunshine-Super-Smoothie" (100ml 12€) reinzieht, fühlt sich auch gleich fitter und schlanker und weiß trotzdem genau dass der Schweinhund mal wieder gekonnt getrickst und gewonnen hat. Aber im ignorieren ist Mensch ja ganz grosse klasse. Lieber noch ein paar Socken mit irgendeinem irren Technik-Namen kaufen. Die kann man dann notfalls auch mal einfach so tragen, beim Rumlümmeln auf dem Sofa zum Beispiel.
Schluss mit der Augenwischerei.
Ich hab nur einen einzigen Tipp:
Lauf einfach! Jetzt!
Echt. Alles andere ist Blödsinn. Aufschieben, Schlechtes-Gewissen-Käufe, Ausreden, … damit klappt das nicht. Sondern nur mit: jetzt rein in die Laufklamotten und los. Nicht nachdenken. Laufen.
Wetter? Egal. Laune? Völlig egal. Völlig untrainiert? Dann lauf langsam, aber lauf. Total kaputt vom Job? Dann erst recht, lauf!
Nach ein paar Kilometer spielt das alles keine Rolle mehr, die Belohnung kommt von allein, Schweinehund besiegen macht Spaß. Riesenspaß! Und wird mit jedem mal einfacher. Einfach geniessen was draussen auf einen einprasselt, ob Regen, Sturm, Sonne, das alles gehört dazu und sorgt für ordentlich Abwechslung.
Aber die Motivation dazu muss nunmal jeder selbst aufbringen. Und wenn das klappt und zur Routine (im guten Sinne) wird, dann kommt der wirklich tolle Effekt: Selbstmotivation neigt dazu sich auch in anderen Lebensbereichen auszubreiten. Was kann man sich mehr wünschen?!

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Kommentar

  1. Puh, da habe ich ja gerade nochmal Glück gehabt, Oliver.

    Ich wollte gerade loslaufen und mir die Luxustight und Turbotechniksocken sowie diverse Motivationsschmöker kaufen.

    Aber Du hast mich gerade noch rechtzeitig daran erinnert, dass ich ja eh schon immer laufe, egal bei welchem Wetter und (nahezu) egal in welchen Klamotten.

    Was mache ich denn jetzt mit der ganzen Kohle? 😯

    Ein guter Beitrag, Technik und Klamotten machen keinen Läufer!

    Viele Grüße
    Volker

    • Hallo Volker, ich bin einfach immer wieder fasziniert darüber, was Menschen sich so selber einreden können. Und wenn man für seine Ersatzhandlung die nix bringt auch noch Geld ausgeben kann, ist die Überzeugung noch größer. Spannende Sache 🙂

  2. Lieber Oliver, ich glaube schon, dass man Anfänger durch z.B. Blogposts motivieren kann, noch besser ist natürlich die persönliche Motivation, von erfahrenen Läufern an die, die gerade damit beginnen. Wenn Laufen allerdings in den Alltag gehört, dann braucht man keine Motivation von keiner Seite mehr, so jedenfalls ergeht es mir – es zieht mich einfach hinaus – eine schöne Macht der Gewohnheit, die verdammt gut tut, damit allerdings gelingt es mir häufig, andere zu motivieren, die noch nicht diesen DRIVE haben ! 😎

    • Liebe Margitta, eine Laufgruppe mit festen Terminen ist natürlich eine tolle Sache für Menschen die alleine nicht den Hintern hochbekommen, keine Frage. Und da können erfahrene Läufer auch wirklich Gutes tun und korrekt motivieren. Ich meinte mehr diese generelle Eigenart von Menschen (nicht mal nur auf Laufen bezogen) sich mit „tollen Sachen“ einzudecken und dann nichts daraus zu machen. Die Motivation Geld auszugeben ist größer als einfach vor die Tür zu treten und loszulaufen (radeln, walken,…). Und sogar das Durchlesen der „46 Motivationstipps für den Winter“ (oder ähnliches) wirkt bei manchen Menschen schon als sportliche Betätigung, weil man damit dann ja „morgen anfängt“ 😉

  3. Lieber Oliver,
    … und wenn das Laufen zur Gewohnheit geworden ist, zieht der Schweinehund eh aus, weil er sich nicht mehr wohl fühlt! 😉
    Guter Beitrag! Genau auf den Kopf getroffen!
    Ich wäre allerdings lieber einmal mehr laufen gegangen, als auszuzählen, dass es genau 42573658 Lauftipps für den Winter sind! 😆
    Erstaunlich ist für mich dabei, dass es ständig neue „Hypes“ gibt und auch immer wieder Menschen, die darauf „reinfallen“!
    Leider kosten die Dinge, die wir zum Laufen brauchen, auch immer mehr. – Entscheidend ist aber, dass wir raus kommen und uns an der tollen Bewegung erfreuen!
    LG Manfred

    • Lieber Manfred, genau, oft geht es nur darum sich für jeden neuen Hype erstmal komplett auszustatten, aber danach passiert nix. Dabei ist ja das Dranbleiben genau der große Reiz.
      Es gibt bestimmt noch mehr „Lauftipps“, ich hab aufgehört zu zählen 😉 LG Oliver

  4. Hi Oliver,

    ich hab noch einen Tipp gefunden, das dürfte dann der 42573659te sein: die „Paradoxe Intervention“. Man macht einfach, wovor man am meisten Angst hat. Aufs Laufen angewandt, könnte das angstbesetzte Thema „dick und träge werden“ lauten. Also: immer wenn man vom inneren Schweinehund überrumpelt zu werden droht, gibt man ihm aus ganzem Herzen nach und stopft sich – statt zu laufen – 2 Tüten fettige Kartoffelchips, 3 Döner und 4 KingSize-Portionen Softeis rein und begießt das Ganze mit einer 1,5L Flasche Cola. Wenn man das konsequent durchhält, dürfte man nach spätestens 8 Wochen von seinem inneren Schweinehund befreit sein und braucht nie wieder einen Motivationsratgeber. Zweifel? Wenn ich mir die Fußgängerzonen so ansehe, scheint dieser Motivationstipp der absolute Renner zu sein – im Gegensatz zu denen, die ihn befolgen.

    Liebe Grüße
    Wolfgang

    PS: schöner Artikel, spricht mir aus dem Herzen!

    • Hallo Wolfgang, „paradoxe Intervention“ … gefällt mir, das kann man ohne Probleme weiterspinnen, unsere moderne Gesellschaft hält noch etliche Beispiele dafür bereit 🙂 Danke und liebe Grüße, Oliver