Hin und weg in Himmelgeist

Samstag morgens um acht Uhr auf der Strasse rumstehen und dann muss erst noch der Linien-Bus durch, willkommen im beschaulichen Himmelgeist, südlich von Düsseldorf.
Ich war dieses Jahr das zweite mal für den Halbmarathon am Start, könnte mir wirklich vorstellen jedes Jahr mitzumachen, sofern der Termin passt. Das ganze Drumherum ist einfach nur sympathisch, freundlich und herzlich. Läuferzahl Begrenzung auf etwas über 800 (sonst verstopft wahrscheinlich das ganze Dorf), ein tolles und freundliches Orga-Team, leckere hausgemachte Müsliriegel im Zielbereich, hier gehts ums Laufen, nicht um Vermarktung.
Der Lauf letztes Jahr fand am heissesten Tag des Jahres statt, dieses mal hatten wir statt dessen eher Herbststimmung. 14°C, sehr windig, grade so kein Regen. Aber wen stört das schon, ich nenn es perfektes Laufwetter.

Um kurz nach acht Uhr (der Bus war durch) knallte der Startschuss und los gings. Statt mich in die ersten Reihen zu stellen, bin ich diesmal einfach von der Seite rein als etwas Platz im Gedränge war, danach dann das übliche Slalom-Laufen um die langsamere Läufer herum, in Himmelgeist ist selbst dieser sonst nervige Teil recht entspannt, keine Ellbogenmentalität, eher freundlich gemurmelte Entschuldigungen.
Als Zeit hatte ich mir irgendwas um 1:40 Stunden gesetzt, war allerdings nach vier Kilometer überrascht wie locker alles lief und mir dann gedacht „lauf einfach, lass die Uhr in Ruhe“. Das war gut so, ich hab mich also immer wieder an irgendeinen noch etwas entfernten Vordermann geheftet, sobald der eingeholt war den nächsten rausgepickt, und so weiter. Bis km16 hat das super geklappt, dann hatte ich meinen Meister gefunden. Der Mann in grau hielt scheinbar nix von meinem Plan, ist einen Kilometer mit mir gelaufen und dann einfach abgezogen. Also nix wie hinterher, einholen war aber nicht mehr drin. Die Zeit verflog übrigens wirklich schnell und mir ging es die ganze Zeit erstaunlich gut, die vielen Kilometer der letzten Wochen haben sich eindeutig bezahlt gemacht. Ausser zwei Schluck Wasser war nichts nötig, die Strecke ist, abgesehen von den beiden Rheinbrücken, sehr flach und zügig, der Wind hat dafür gesorgt diesmal nicht zu sehr zu schwitzen. Mit anderen Worten: alles super.
Auf dem Weg ins Ziel wird es ganz kurz gemein demotivierend. Der unter Vorfreude stehende Läufer hört die Durchsagen des Zielbereichs und haut rein, muss aber statt einfach rechts abzubiegen noch eine kleine Extrarunde drehen und rechts durchs Wohngebiet laufen. Aber ist nur kurz, dafür ist der anschliessende Zieleinlauf dann umso schöner, einfach nochmal alles an Reserven für einen schönen Sprint rauszuholen und beschleunigt über die Matte fegen.
Zielzeit war dann für mich 1:33:48, das ist meine beste offizielle HM-Zeit bisher. Darauf hatte ich es überhaupt nicht angelegt und freue mich deshalb natürlich doppelt.
Wer also mal einen schönen, sehr professionellen, aber trotzdem fast familiären Halbmarathon im Rheinland laufen möchte, meldet sich frühzeitig in Himmelgeist an, ich kanns nur empfehlen. Nächstes Jahr am 24.Juni.

Kommentare

  1. Guten Morgen, lieber Oliver, freut mich sehr, dich strahlend zu sehen, dazu noch ganz nah, so dass es mir als Lesende noch mehr Spaß macht, hier zu kommentieren, wenn man den Verfasser leibhaftig vor sich stehen sieht !

    Super deine Zeit – unverhofft – du steigerst dich von Mal zu Mal, Glückwunsch, wer weiß, was noch alles kommen wird !! Auch das Wetter hat gepasst !

    Welche Laufschuhe hast du getragen ?

  2. Hallo liebe Margitta, stimmt, es sind zwar nur kleine Steigerungen, aber ich als kleiner vereinsloser Hobbyläufer freue mich natürlich über jede Minute. Interessanter daran ist, dass eine grundentspannte Haltung scheinbar etwas leistungssteigernd wirkt. Der letzte Marathon hat mir dazu so einige Augen geöffnet. Bin schon sehr gespannt auf den nächsten HM 🙂
    Als Schuhe hab ich mein geliebtes letztes Paar Inov-8 – Road-X-Treme 138 mal wieder rausgekramt. Die sind zwar kurz vor dem Auseinanderfallen, aber nach wie vor einfach toll für solche Distanzen. Barfuss traue ich mir einen HM noch nicht zu.

  3. Hi Oliver,

    Gratulation zu dem Genuss, den du aus diesem Lauf gemacht hast. Und natürlich auch zu einer persönlichen Bestzeit, die du ohne jede Aufgeregtheit erreicht hast. Davon könnten sich einige Vereinsläufer, die immerzu verbissen auf ihre „PB“ schauen, ne Scheibe abschneiden.

    Liebe Grüße
    Wolfgang

  4. Hallo Wolfgang, danke sehr. Ich bin immerhin keine 20 mehr und muss auch niemanden was beweisen. Also passt alles immer so wie es kommt und ich hab trotzdem meinen Spaß. Liebe Grüße, Oliver

  5. Hallo Oliver,

    klasse, dass Du diese Gelassenheit entdeckt hast. Und da Du damit unbeschwert unterwegs bist, ist es irgendwie gar nicht verwunderlich, dass auch gute Zeiten dabei rauskommen. Leider kann man das selbst manchmal weniger beeinflussen als es scheint. Also genieße es!

    Irgendwie ist es ja auch lächerlich, wenn man als Freizeitläufer zu berbissen unterwegs ist – oder? Aber es entspricht natürlich dem Zeitgeist, immer alles aus sich rauszuholen.

    Ich erinnere mich noch gut an einen Bericht über den Leadville 100 Ultramarathon und die beim Laufen vor Freude immerzu lächelnden Taraumara-Indianer… so geht das wohl 🙂

    Beste Grüße
    Sebastian

  6. Hallo Sebastian, ob ich beim Leadville auch noch unbeschwert unterwegs wäre … wohl eher nicht 😉 Aber stimmt schon, ich laufe zu meinem Vergnügen, nicht um irgendwelche Preise zu gewinnen. Klar freue ich mich über eine gute Zeit, aber dieses "gute Zeit" ist halt relativ. Wenn ich gut gelaunt durchs Ziel laufe, dann hatte ich eine gute Zeit, ganz einfach weil mir die Strecke Spass gemacht hat.
    Beste Grüsse, Oliver

  7. Wow, das ist eine wirklich phantastische Zeit – und da ist es auch kein Wunder, dass ich Dich unter den mehr als 800 Läufern nicht entdeckt habe 😉

  8. Hi Marc, danke, die Strecke lässt einen ja auch wirklich schön durchziehen.
    In Himmelgeist gibts übrigens im Frühjahr auch immer einen sehr schönen 10km Lauf (Jüchtlauf), kann ich auch empfehlen.

  9. Lieber Oliver,
    schöne Zeit und herzlichen Glückwunsch zur neuen Bestzeit!
    Toll, dass du auch erfahren konntest, dass die Läufe, die einem am lockersten vorkommen, in der Regel die schnellsten sind.
    Dazu: Ich bin nur zwei Marathons komplett durchgerannt und das waren meine schnellsten, die aber auch irgendwie „locker“ liefen!
    Genieße dein „minimal-und-oder-barfuß-laufen“ so lange es geht. Bei mir geht da nicht mehr viel, seit Arthrose mein linkes Großzehengrundgelenk schon fast „versteift“ hat. – Hoffentlich gewöhne ich mich nach der Knie-OP wieder an ein normales Laufen in gedämpften Schuhen!
    Nehme lasse ich es mir nicht! 😉
    LG Manfred

  10. Lieber Manfred, danke, ich erlebe auch im Alltag manchmal solche Läufe. Sehr interessant was Kopf und Körper manchmal mit einem machen 🙂
    Ich drücke Dir die Daumen, dass Du bald wieder normal laufen kannst, Arthrose stelle ich mir sehr nervig vor. Zum Glück ist mit meinen Knochen und Gelenken noch alles in Ordnung, und ich glaube sogar eher, das Laufen sorgt dafür dass es auch noch so bleibt, fühle mich zur Zeit "stabiler" als vor 10 Jahren. Beste Grüße, Oliver

    1. Lieber Oliver,
      natürlich hilft die Bewegung gegen Arthrose! – 100pro!!!
      Die Arthrose in meinem Großzehengrundgelenk habe ich ja schon eine Weile. Ich konnte trotzdem immer gut laufen, bis zu 100km-Läufen im Gebirge in (anfangs nur leicht) gedämpften Schuhen. Leider musste ich ja jetzt einige Monate nach der OP pausieren und das hat halt „reingehauen“!
      Aber das wird wieder! – Danke fürs Daumen drücken!
      LG Manfred

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