Am 11.01.15 hat der PWN Egmond Halve Marathon stattgefunden und ich war mit dabei.
Bisher bin ich als Läufer noch nie aus meiner Region rausgekommen und dieser Halbmarathon gilt als einer der härteren in Holland, sehr spannende Sache also für mich.
Natürlich wurden im Vorfeld Zielzeiten der Vorjahre angeschaut, die Strecke auf Karten gecheckt und nach Blogeinträgen gestöbert.
Herausgekommen ist: In Egmond findet einerseits ein Wettkampflauf (Wedstrijd) auch mit Top-Läufern aus aller Welt statt und andererseits ein „Fun Run“ (Recreatie) für jedermann. Darin verpackt ist der sehr prestigträchtige Firmenlauf und eine Le Champion Startgruppe.
Vor dem Halbmarathon wird noch ein „Kwartmarathon“ (10,5km) gelaufen und natürlich kommen auch die Kids nicht zu kurz. Die Strecke ist herausfordernd, da es über einen langen Strandabschnitt und durch Dünen geht. An diesem Wochenende sind insgesamt ca. 17.000 Läufer am Start, dazu entsprechende Begleiter, also eine unfassbare Menge wenn man sich das beschauliche Egmond mal so anschaut.
Und hier kommt auch schon der „Hut ab“ für die 1A Organisation. Alle Helfer, Teilnehmer und auch die Zuschauer ware superfreundlich und hilfsbereit, die Wegbeschreibungen top, die Pendelbuss-Verbindungen vorbildlich (Egmond wird den Sonntag komplett für Autoverkehr dichtgemacht) und notwendige aber nervige Dinge wie Sporttasche „parken“, Umziehmöglichkeiten, Startunterlagen abholen ging auch völlig reibungslos.
Trotz dezenter Aufregung bei mir im Vorfeld, hab ich da schon bemerkt: alles gut, auf die Organisation kann man sich verlassen.
Wir sind einen Tag vorher angereist, haben uns ein paar Stunden „Urlaub am Strand“ gegönnt und dann fix meine Startunterlagen im Hotel Zuiderduin abgeholt. An dem Tag hat übrigens ein Mountainbike Rennen durch Dünen und über den Strand stattgefunden, bei Sturm und unwetterartigem Regen. Wegen Wetter wird so schnell nix in Egmond abgesagt.
Übernachtung in einer sehr netten Bed&Breakfast Pension in Alkmaar und am Wettkampftag ging es dann relativ zeitig mit dem Pendelbus Richtung Egmond. Dort angekommen, einfach den Massen gefolgt, Tasche mit Wechselkleidung abgegeben, Infos abgeholt und noch ein wenig in der warmen Sporthalle gewartet.
Wer einen Halbmarathon im Januar läuft, muss wettermäßig von allem ausgehen. Uns hat dieses Jahr ein ausgewachsener Sturm mit starken Orkanböen erwartet, bei Temperaturen um 6°C (gefühlte 1°C), dafür immerhin kein Tropfen Regen. Der Sturm war so heftig, dass der Start eine halbe Stunde verschoben wurde, um den Strand nutzen zu können. Trotz einsetzender Ebbe wollte das Wasser nicht weichen, der Wind war einfach stärker.
Also drucksten sich überall in den Hauseingängen und hinter windgeschützen Mauern die Läufer herum, um nicht auszukühlen und so kurz wie möglich in den Startblock zu gehen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mir eine einigermassen adäquate Zielzeit bereits abgeschminkt und mich mit ca. 2 Stunden angefreundet, es sollte ja ein Spaßlauf sein und die Strecke kannte ich eh nicht, also völlig sinnlos um persönliche Bestzeiten zu rennen. Entsprechend abgeklärt und gutgelaunt bin ich kurz nach eins in meinen Startblock (grün) und dann gings auch schon langsam los. Bis ich über die Startlinie kam, waren bereits 5 Minuten verstrichen, kein Wunder bei der Masse an Menschen.
Die ersten paar Kilometer ziehen sich durchs Dorf, mit arg Gedränge, so breit sind die Strassen nicht, aber dafür wird man ordentlich von den Zuschauern angefeuert.
Nach etwa 3,5 km gehts auf den Strand und diese Strecke von 7,5 km wird mir sehr lange in Erinnerung bleiben … tosende Nordsee mit Sturm von rechts, über den ganzen Strand verteilte Läufer, zwischendrin immer wieder Zuschauer, aufgeschäumtes Wasser unter den Füssen, fantastische Stimmung!
Ich hab immer versucht möglichst dicht am Wasser zu laufen, einerseits um aus dem Tross rauszukommen und vielleicht doch ein paar Minuten gutzumachen, andererseits einfach weil: Verdammtnochmal, genau für so ein Erlebnis mache ich doch diesen Lauf!!
Zwischendurch hab ich sogar mal kurz mein Handy rausgefummelt (hatte ich ausnahmsweise mitgenommen) um ein paar Fotos zu machen, aber ansonsten bin ich breit grinsend und glücklich die Strecke durch Wasser und Schaum gelaufen und mich darüber gefreut diesen aussergewöhnlichen Lauf mitmachen zu können. Irgendwann hat sich ein anderer Läufer schweigend zu mir gesellt, über ca. 4 Kilometer sind wir zusammen durchs Wasser getrabt, aber scheinbar wollte er keine nassen Füsse mehr haben und hat sich irgendwann zurück auf den trockenen Strand bewegt. Den 2 Stunden Paceläufer hatte ich bereits früh passiert und war entsprechend guter Dinge vielleicht doch eine zumindest nette Zeit zu packen.
Etwa beim 10,5km Wendepunkt in Castricum aan Zee geht es runter vom Strand in die Dünen, dort war eine Versorgungsstelle, bzw ein kleines Nadelöhr, ich bin einfach fix vorbeigeflitzt. Dort dann auch zum ersten mal ein Blick auf die Pulsuhr und konnte ich es nicht glauben: 50:15 Minuten … was? Das war ein echter Motivationsschub vielleicht doch mal etwas mehr Tempo zu machen.
In den Dünen gab es über länge Strecken sehr viel weniger Wind, dafür aber naturgemäß immer wieder mehr oder weniger starke Steigungen. Dazu kommen recht schmale Laufwege, das war beim Überholen teilweise schon sehr grenzwertig. Also einfach weiter in meinem Tempo bis Kilometer 15, dort wieder ein Blick zur Uhr: Eine Stunde und zwölf Minuten. Da geht noch was.
Am nächstbesten Versorgungsposten hab ich mir dann schnell einen Becher Wasser geschnappt und wieder mehr Tempo gemacht. Egmond war nicht mehr weit, ich wusste aber vom Höhenprofil, da kommt noch der Bloedweg mit fieser Steigung. Und das war dann tatsächlich richtig fies … volles Brett Gegenwind und irgendwas um 10 Meter Steigung, einigen Laufkollegen war das zuviel. Manche hatten sich entkräftet hingesetzt, andere konnten nur noch langsam hochgehen. Auch der eine oder andere Sanitäter hatte zu tun. Wer schon kurz vor einem Wadenkrampf stand, hat ihn hier bekommen. Ich hab meine Reserven ausgecheckt und bin hochgerannt um dann den letzten Kilometer weiter in Richtung Stadt zu sprinten.
Da war es regelrecht am Brodeln, die Zuschauer haben uns unfassbar angefeuert, sowas hab ich wirklich noch nie erlebt!
Nur noch eine kleine Steigung, den Boulevard Noord hoch, und plötzlich war ich im Ziel!
01:43:38 … das konnte ich fast nicht glauben … Ich war nicht nur weit unter den 2 Stunden, sondern „nur“ 10 Minuten hinter meiner Halbmarathon-„Trainingszeit“.
Überglücklich hab ich mir beim Austraben noch ein Getränk abgegriffen, die Medaille überreicht bekommen und mich einfach nur noch gefreut!
Danach zügig in das beheizte Umkleidezelt um die nassen Klamotten vom Leib zu bekommen, anschliessend gab es noch eine Portion Fritten (muss ja) und dann zum Pendelbus. Schnell weg bevor die Mehrzahl der später eintreffenden Läufer auch weg will.
Auch bei der Abreise übrigens eine super saubere Organisation, nach 20 Minuten waren wir beim Auto in Alkmaar und es ging ab nach Hause.
Der Wettstreit-Gewinner Azmeraw Mengist (ETH) ist übrigens mit 1:03:01 durchs Ziel, der Recreatie-Gewinner Marcel Wouters (NL) mit 1:12:55. Die Latte liegt also schon ziemlich hoch. Meinen Respekt für so eine Leistung bei solchen Bedingungen. Ergebnisse gibts hier.
Alles in allem war Egmond ein aufregendes Erlebnis mit hohem Spaßfaktor und ein nächstes mal kann ich mir sehr(!) gut vorstellen, jetzt weiß ich ja wie sich diese Strecke läuft.