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Länger laufen

Für lange Läufe braucht man Zeit. Regelmäßige lange Läufe lohnen sich immer, nur die Zeit dazu muss man eben auch finden oder haben. Mit langen Läufen meine ich sowas über 25km, oder noch einfacher, in meiner Welt länger als zwei Stunden am Stück.
Und tatsächlich bin ich „ewig“ keine Distanzen über 30km gelaufen, um genau zu sein, seit dem 1. Januar ’21 nicht mehr. Mit den Sandalen bisher nicht mal viel mehr als knapp über Halbmarathon. Da musste also mal langsam wieder was her. Und ein Urlaubstag eignet sich doch einfach perfekt für sowas, um einfach mit freiem Kopf und ohne Zeitdruck durchzuziehen.


Es sollten 30-32km werden. Der Plan war, einfach am Rhein rauf und runter zu laufen, mit dem Vorteil des Trinkbrunnens am Wasserwerk, sozusagen als Getränke-VP. Mit etwas Geschick könnte ich dort etwa alle 7km was trinken. Wie das so ist mit meinen Plänen, nach der Wende in Kaiserswerth, also schon nach etwa 12km, ist mir der echte starke Gegenwind so richtig auf die Nerven gegangen, der ursprüngliche Plan wurde verworfen, ich bin rauf auf die Autobahnbrücke, auf die andere Rheinseite und hab eine große Schleife durch die Felder bei Meerbusch gezogen. Also kein VP.
Der Lauf selbst war dann wirklich klasse, überwiegend windgeschützt, leicht und angenehm. Halbmarathon bei 1:38h, nach zwei Stunden 25,5km, immer noch alles locker, aber so langsam kam Durst auf. Also wieder rauf auf die Brücke und zurück auf meine Rheinseite. Da ich wie üblich keine Verpflegung dabei hatte, kam die Idee auf ob vielleicht irgendwo am „Grünen Weg“ Äpfel auf den Bäumen hängen (da stehen ein paar Bäume mit alten, sehr leckeren Sorten), beim Vorbeilaufen der ersten Runde meinte ich da bunte Flecken gesehen zu haben. Also nochmal ein kleiner Schlenker durch die „Lohauser Pampa“ und tatsächlich hab ich bei fast genau km30 (nach 2:22h) einen schönen, frisch runtergefallenen Apfel gefunden und glücklich ein paar stärkende Happen abgeknabbert, nur wenig, was halt so reingeht ohne gleich den jetzt eh empfindlichen Magen zu übersäuern, aber lecker.
Danach dann aber im Gegenwind los in Richtung Wasserwerk, der Durst wurde langsam echt stark. Dort angekommen hab ich klugerweise die Uhr gestoppt, nach 33,6km und 2:40h. Und natürlich prompt zu schnell und viel zu viel getrunken. Frisches, kaltes Wasser kann aber auch so unglaublich köstlich sein!
Eigentlich wollte ich danach noch gemütlich nach Hause traben, aber traben ging erstmal nicht mehr mit Blubberbauch, also blieb die Uhr aus und ich hab einen Großteil der restlichen Strecke vernünftigerweise für einen lockernden Spaziergang genutzt, bis sehr langsames lockeres Traben wieder ging. Ein schöner Ausklang und gut für die Beine.

Und wie haben sich die Sandalen (Shamma Warriors Maximus) auf diese Distanz gemacht? Ehrlich gesagt bin ich selten so locker auf so eine Distanz gelaufen, ganz einfach. Bei schnellen Läufen bemerke ich manchmal wie sehr die Füße sich anstrengen müssen, ist ja klar, da wird richtig gearbeitet, da hat jeder Zeh, jeder Muskel und jede Sehne mächtig zu tun. Bei solchen lockeren langen Läufen dagegen ist es einfach nur laufen. Unbeschwert, frei und leicht.

Der nächste Schritt für die Shammas wird die Marathondistanz sein, was auch sonst. Hätte ich Wasser dabei gehabt, um regelmäßig ein paar Schlückchen zu trinken, wäre es vielleicht sogar diesmal drin gewesen. Nächstes mal also besser vorbereitet und dann mal schauen wie weit mich meine Füße tragen.

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16 Kommentare

  1. Sehr schöner Text! Es beeindruckt mich sehr, wie reduziert du unterwegs bist mit der Einstellung, dass du schon etwas zu Essen und zu Trinken finden wirst! Ich überlege auch oft spontan, wo ich hin laufe, habe mich auch oft schon verlaufen, bin mit dem Zug zurück…solche Sachen. Deswegen habe ich immer 10 EUR dabei, für was zu Trinken an der Tanke oder den Bus zurück. Phasen ohne lange Läufe habe ich auch immer mal wieder. Aber irgendwann hebe ich immer den Blick gen Marathon, weil es DIE Distanz st. Sie ist extrem herausfordernd, niemals leicht… und wie du gehe ich die 42 oft in reduzierten Schuhen an, im Training jedenfalls. Five Fingers, Brooks Pure Flow oder jetzt auch der Altra Escalante haben sich bewährt, Huaraches setzte ich nun weniger ein, weil sich mein Vorfusslsufstil perfekt etabliert hat und mit Schuhen mehr Speed geben.

    Liebe Grüße

    • Hallo Martin, je leichter unterwegs, desto besser. Gibt natürlich Grenzen, aber wieso nicht die heimischen Gegebenheiten ausnutzen?! Wenn man es denn vernünftig macht und nicht unterwegs spontan seine Pläne ändert. Ein „Backup“ in Form von 10EUR oder so nehme ich übrigens bewusst nicht mit, nur ein olles Prepaidhandy für wirkliche Notfälle ist immer dabei, falls ich also mal schlappmache, dann muss ich da halt durch und improvisieren.
      Aktuell hab ich einfach keine Lust auf andere Schuhe, alles andere gammelt hier vor sich hin, ich fühle mich einfach viel zu wohl mit den Sandalen. Und schneller bin ich damit auch 🙂

  2. Lieber Oliver
    Super gemacht! Du hast Recht, lange Läufe brauchen Zeit, auch wenn man so flott unterwegs ist wie du.
    Das freut mich, dass die Shammas und deine Füsse gut mitgemacht haben. Ich bin vorgestern mit den Sandalen unseren Hausberg rauf- und runterspaziert. Da merkt man ganz gut, wie die Füsse mehr als sonst arbeiten müssen.
    Mir gefällt auch, dass du dich auf die Trinkbrunnen verlässt. Möglichst einfach und schörkellos – genial!
    Ich bin gespannt auf deine Marathon-Distanz.
    Liebe Grüsse aus dem regnerischen Zürich!

    • Danke sehr 🙂 Man darf ja nie unterschätzen wie lange ich gebraucht hab um mit so minimalem Schuhwerk vernünftig (und schnell) laufen zu können, die goldene Regel ist und bleibt: fang langsam an, richtig langsam. Und wenn es Spaziergänge am Hausberg sind, dann ist das genau richtig. Die Füße und Beine müssen sich erheblich umstellen und mit völlig neuen Impulsen zurecht kommen, das braucht einfach seine Zeit.
      Ich nehme ja generell wenig Gedöns mit auf meine Läufe und der Brunnen ist ja da, bzw auf den Rheinwiesen steht auch noch einer, wieso also nicht nutzen? Aber mal schauen wie ich das Marathon-Minimal-Experiment angehe, bin selbst gespannt 🙂

  3. Da, wo ich langlaufe, gibt es leider keine Trinkbrunnen. Gibt’s hier überhaupt welche? Ich glaube nicht.

    Auf einen Lauf mit mehr als 30 hätte ich auch mal wieder Lust. Der letzte in der Art ist tatsächlich kurz vor Corona, also irgendwann im März 2020 gewesen. Ich glaub, bei Gelegenheit tue ich mir das mal wieder an. Schließlich ist im April ein Ultra angesagt.

    Viel Spaß beim Marathon wünsche ich dir! 🙂

    • Hier gibt es über die frostfreie Zeit mittlerweile einige gut platzierte Trinkstellen in der Stadt, alle von den Stadtwerken eingerichtet. Aber der Brunnen am Wasserwerk ist schon eine tolle Sache, der perfekte Standort für alle Läufer und Radfahrer und Skater.
      Bis April ist ja noch was hin, viel Erfolg bei der Vorbereitung, irgendwann musst du dann wohl auch mal wieder länger laufen 😉

  4. Lieber Oliver,
    das klingt nach purer Lauffreude – so schön! 🙂
    Wie toll, dass die Shammas sie dir noch verstärken. Da haben sich ja wirklich „Topf und Deckel“ gefunden.
    Einen (oder mehrere) Brunnen auf der Strecke zu wissen, ist Gold wert, aber der Apfelsnack hat auch was. 😉

    • Das ist in der Tat pure Lauffreude mit den Sandalen 🙂 Ich hab in den letzten Tagen immer mal wieder die Fivefingers in der Hand, aber zieh dann doch lieber mit den Shammas los. Bin mal gespannt wie es im Winter wird.
      Der Brunnen ist wirklich klasse, für mich an heißen Tagen immer ein guter Grund dort entlang zu laufen. Die Äpfel gibt es ja leider nur für 1-2 Monate, aber bisher hab ich jedes Jahr ein paar abbekommen 🙂

  5. Lieber Oliver,
    was du mal eben so raushaust, und dann noch ohne Wasser unterwegs, bzw. erst gegen Ende, super! Mein Neid ist ja mit dir, wegen der öffentlichen Trinkstellen (auch wenn sie nicht immer wunschgemäß am Kurs liegen) und auch des schönen Rheinpanoramas.
    Liest sich gut und nach voller Läuferzufriedenheit. Ich bin gespannt, wie sich die Shammas auf den 42 km machen. Ich bin sicher, das wird dann demnächst hier zu lesen sein…
    Viel Spaß schonmal dabei!
    LG
    Elke

    • Ich laufe da auch echt gerne entlang, liebe Elke. Ist eh eine angenehme und ruhige Strecke, aber auch wegen des Brunnens, dem flachen Profil und der echt guten Distanz-Planbarkeit. Sofern „man“ sich denn an den eigenen Plan hält, dann würde das mit dem VP auch klappen 😉 Ich werde das mal optimieren und dann demnächst mal eine längere Strecke versuchen. Muss nur einen Tag mit genug Zeit finden. Danke!

  6. Moin Oliver,

    mach Dir um den Winter in Sandalen keine Gedanken Selbst bei Frost kannst Du in den Sandalen laufen, nichts arbeitet sich beim Laufen so warm wie die Füße. Lediglich bei Schnee können sie auskühlen, wenn sich der Fußrücken beim Laufen mit Schnee bedeckt. Aber dafür hast Du denn ja genügend geschlossenes Minimales in Warteposition.

    Brunnen auf der Strecke sind natürlich cool. So man denn den Weg an ihnen vorbei nicht verläßt 😉

    Granatenstarker Lauf, ich gratuliere!

    Liebe Grüße
    Volker

    • Moin Volker, Frost ist wahrscheinlich (bis zu einem gewissen Grad) egal, aber hier ist es ja gerne schmuddelig nass-kalt um 0°C, das wird spannend, ich bin gespannt. Und richtig, ansonsten hab ich ja noch anderes im Schrank.
      Es wäre an der Zeit, die Stadt zu beauftragen auch auf der anderen Rheinseite Brunnen hinzustellen, ich kann ja nicht immer nur auf der Brunnenseite laufen 😉
      Danke Dir!

  7. Lieber Oliver,

    lange Läufe, toll! Freue mich für dich, da ich sie auch so gerne mache und darauf hinarbeite! 🙂

    Schön, dass es geklappt hat und das mit der VP und dem Trinken wird von dir bestimmt optimiert, hast ja jetzt eine Erfahrung mehr! … und du warst sehr schön flexibel, wenn auch auf der anderen Rheinseite keine Brunnen stehen, so konntest du wenigstens für ne Weile dem Wind entfliehen!

    Schön auch, dass die Langen mit den Shammas in dem tollen Tempo funktionieren! – Über die winterlichen Bedingungen würde ich mir auch keinen Kopf machen, wir frieren ja nicht so schnell. Und wie du schon geschrieben hast, für die nasskalten Bedingungen hast du „Ausweichmaterial im Schrank“! 😆

    Ich muss recht weit nach Osten laufen für ein paar Äpfel im Herbst, könnte es aber bei einem Langen einbauen. Dort gibt es auch mehr (natürliche) Trink-Brunnen an der Strecke. – Momentan bin ich bei 21 km bis 25 km. Gestern konnte ich quasi in Etappen (Sponsorenlauf, zu einem Shop und danach zurück) einen Halben in 2:01 Std. laufen, es geht also langsam wieder!

    Bleib dran, die Zeit für einen „privaten“ Marathon wirst du bestimmt finden!
    LG Manfred

    • Das mit den Äpfeln hat sich wahrscheinlich jetzt erledigt, nach den stürmischen letzten Tagen. Aber immerhin bleibt der Brunnen noch offen, solange es kein Frost gibt. Aber naja, ich könnte ja auch einfach eine Flask mitnehmen, dann kann ich weiter so ungeplant in der Gegend rumrennen 😉
      Wirklich klasse dass du wieder bei HM Distanz angekommen bist, das las sich vor einigen Monaten noch ganz anders! Bleib du auch dran, dann gehts nächstes Jahr wieder lang durchs Gebirge!

  8. Lieber Oliver,
    irgendwie muss ich ja ein wenig schmunzeln, dass du meinst du hättest Zeit nötig für lange Läufe, wo du doch so schnell unterwegs bist – ungefähr doppelt so schnell wie ich.
    Aber schön, dass es so gut geklappt hat und dann in Sandalen. Einfach die Strecke beim Laufen bestimmen, mache ich auch gerne. Aber ohne Wasser traue ich mich bei Langen eigentlich nie aus dem Haus. Da stundenlang zu dursten bis mal ein Brunnen vorbeikommt? Hut ab – mir gefällt das minimalistische auf der ganzen Linie. (Und ja ich habe kalte Füsse in Sandalen schon bei recht warmen Temperaturen.)
    Liebe Grüsse

    • Ohne Wasser würde ich in deinem Laufrevier auch nicht unterwegs sein, liebe Roni, aber bei unseren Temperaturen kann man sowas schon mal wagen. Oder auch einfach besser planen 😉
      Hier im Flachland hab ich immer eine bestimmte Vorstellung im Hinterkopf, wieviel Zeit ich für eine bestimmte Distanz brauche, vielleicht sollte ich mich davon mal verabschieden. Dann würde es auch mit dem langsamer laufen klappen, das mir echt schwer fällt. Da hab ich jedenfalls noch viel zu lernen.