Durch die Eifel, weiter als Marathon

Am zweiten Sonntag im August, morgens um 6 Uhr in Monschau/Konzen rumstehen, kann nur zwei Gründe haben: warten auf den Start für den Marathon Walk, oder in meinem Fall, für den Ultra Marathon.

Ich habs also getan, mein erster Ultra war fällig.
Weil ich wirklich keine Lust hatte, irgendwo Runden zu laufen, hab ich mich sehr früh für Monschau entschieden. Und das war gut so. Durch die vielen Anstiege kommt man erst gar nicht auf die Idee mit irgendeiner fabulösen Wunschzeit zu hantieren, sondern es wird einfach nur gelaufen. Ich hatte diesmal einen lockeren Plan (wer hätte das gedacht) was Tempo und Renneinteilung betrifft und hab mich eisern daran gehalten.
Jetzt wisst ihr also auch weshalb ich die letzten Monate wie ein Bekloppter durch die „Düsseldorfer Berge“ getobt bin, ich wollte (wesentlich!) besser als zum Ddorf Marathon vorbereitet sein. Aber jeder verdammte Höhenmeter und jeder lange Lauf im Training hat sich gelohnt, ich bin super durchgekommen.

Ich gestehe, dass ich einen Großteil der Strecke irgendwie auf Autopilot gelaufen bin, deshalb nicht unbedingt mit einem umfassenden Rennbericht trumpfen kann.
Was mir noch gut in Erinnerung ist: die Wetter-Bedingungen waren perfekt (12°C, nebelig, später Sonne), es war streckenweise durch den Regen der Vortage wirklich sehr matschig (wir sahen alle aus wie die Säue). Und es hat mir richtig Spaß gemacht in einem locker verteilten Ultra-Feld zu laufen, streckenweise war ich fast allein auf den Wegen.

Die ersten 14 Kilometer der Ultrastrecke sind in Monschau eine Schleife durch das Hohe Venn in Belgien, es geht dann zurück zum Start nach Konzen und der Ultraläufer begibt sich einfach auf die normale Marathonstrecke. Die mir noch sehr gut vom letzten Jahr in Erinnerung war. Daher konnte ich mich ausgiebig auf der „Ultra-Schleife“ zurückhalten und wusste was mich anschliessend erwartet.
Was hab ich diesmal anders gemacht? Alles richtig auf jeden Fall 🙂
Ich bin mit meinen Merrell Bare Access Trail gelaufen, die ich eh die letzten Monate anhatte.
Als Energiefutter waren nur eine Handvoll Datteln dabei und davon wurden nur drei benötigt.
Ab km25 hab ich allerdings stoisch etwa alle 12km eine Salzkapsel eingeworfen.
Richtig toll fand ich unterwegs, dass es an diversen VPs Äpfel gab. Ich hatte bock drauf und hab immer mal wieder auf einem Stückchen rumgekaut. Nie vorher getestet, soll man ja nicht machen, aber ich höre gerne auf meinen Körper, der weiß schon was er braucht.
Da es wirklich viele luxuriöse VPs in Monschau gibt, hatte ich nur eine kleine Menge Wasser für zwischendurch mitgenommen, eigentlich war sogar das zu viel. Die VPs bieten wirklich alles. Falls ich den Lauf nochmal mache, würde ich wohl nur Salzcaps mitnehmen und sonst nix.
Nachdem ich auf der Marathonstrecke war, verliefen die Kilometer völlig ruhig und angenehm, die fiesen Stellen bin ich langsamer gelaufen, bergab schneller. Pünktlich am Halbmarathon-Punkt (für mich km35) kamen dann die ersten um acht Uhr gestarteten Marathonis ins Spiel, da hab ich mal eine kleine Gehpause eingelegt um mich durch das Obstsortiment des VPs zu futtern und um diese schnellen Typen vorbeizulassen.
Danach ging es ausgeglichen und ruhig laufend weiter bis km48, Leyloch, der Streckenabschnitt ist einfach übel. Hier wieder Gehpause, war aber so geplant, also alles gut.
Überhaupt war ich erstaunt, wie gut ich in „unbekanntes Land“ nach 42 Kilometer Strecke gelaufen bin, hab mir darüber im Vorfeld viele (völlig überflüssige) Gedanken gemacht. Es lief einfach, ich habs nichtmal richtig wahrgenommen, im Kilometerschilder ignorieren bin ich klasse.
Nach der Leyloch Steigung hab ich das Tempo etwas angezogen, da gehts dann ordentlich bergab. Kurz vorm Ziel kommt nochmal eine schöne Matschstrecke mit Steigung, auch die bin ich gegangen, sind aber nur gute 100 Meter.
Dann kam endlich der Kirchturm in Sicht, also durchgestartet, 150 Meter vorm Zielbogen von der Liebsten empfangen und abgeklatscht worden und ab durchs Ziel. Geschafft.
5:33:51 Stunden waren es dann, Platz 67 (14 in AK M50). Da ich einfach nur unter 6 Stunden bleiben wollte, ist das für mich ein super Ergebnis.
Ich war gut vorbereitet, hab mein Ding gemacht und mich nicht von schnellen Läufern anstecken lassen. Es war auf die letzten Kilometer anstrengend, aber trotzdem eigentlich ein Genusslauf aller erster Güte.

Und wieder bin ich voll des Lobes für diese wunderbare Veranstaltung, das Orga-Team und die vielen freiwilligen Helfer machen einfach alles richtig. Ausserdem wird man an den unmöglichsten Stellen mitten in der Pampa plötzlich von Menschen angefeuert, die dort mit inoffiziellen VPs stehen. Die ganze Region macht mit, das ist echt ein Genuss.
Wahrscheinlich war ich nicht das letzte mal in Monschau 🙂

 

 

Kommentare

  1. WOW, HAMMER, RESPEKT … und was es sonst noch alles gibt. Herzlichen Glückwunsch. Echt klasse und der Daumen geht eindeutig hoch.

    Nun, in Monschau kann man bestimmt auch gut Kaffee trinken gehen … 🙂

  2. Lieber Oliver,
    gratuliere, die Strecke ist bei den Bedingungen ganz schön anspruchsvoll und Du verdienst meinen vollen Respekt. Jetzt werden auch die vielen spontanen 30er verständlich 😉
    Ich finde es vor allem respektabel, dass Du selbst mit Dir und Deiner Leistung zufrieden bist, leider liest man zu oft Dinge wie “ da hätte ich schneller gemusst oder gekonnt“ oder „da habe ich überzogen“, Dein Bericht liest sich einfach nur zufrieden.
    Nochmals Gratulation zum ersten Ultra, regenerier ausreichend

    Salut

    1. Lieber Christian, vielen Dank! Bei einem 10er oder HM kommen wir solche Gedanken durchaus, aber wozu sollte ich mit mir bei so einer schönen und streckenweise nicht einfachen Strecke hadern? Ich bin tatsächlich rundum zufrieden mit dem Ergebnis.
      Einmal hab ich mir sogar ne Minuten Zeit gelassen eine freundliche Kuh zu streicheln, sowas geht in Monschau halt auch 🙂
      Bei diesem Debut wollte ich gut und gesund unter 6 Stunden durchzukommen, mehr nicht. Nur ein DNF hätte ich ehrlich schwer akzeptieren können.
      Jetzt wird eine Woche erstmal nichts gemacht … na ok, vielleicht ne kleine Barfußrunde …
      Beste Grüße, Oliver

  3. Lieber Oliver,
    herzlichen Glückwunsch zu Deinem gelungenen Lauf und Einstieg beim ultra! Das sind die schönsten Läufererlebnisse, wenn man hinterher sagen kann, alles richtig gemacht. Wunderbar, besser gehts nicht! Und sicherlich war es ein großer Vorteil, dass Du die Marathonstrecke ja schon kanntest.
    Ja, vom Schlamm, der guten Stimmung und den vielen Privat-VP#s wurde mir auch schon berichtet…
    Aufs nächste Jahr in Monschau dann…
    Liebe Grüße
    Elke

    1. Liebe Elke, vielen Dank! Wir haben uns alle wacker durch die Matschwege geschlagen, streckenweise war es recht spaßig, auf jeden Fall ist niemand mit trockenen Füssen davon gekommen 🙂
      Und nächstes mal bist du dann auch dabei, es lohnt sich einfach. Monschau entwickelt sich zu meiner Lieblings-Laufveranstaltung.
      Liebe Grüße und gute Besserung, Oliver

  4. Moin Oliver,

    ein schöneres Fazit kann man doch gar nicht ziehen. Den Lauf genießen, sich keinem unnötigen Druck aussetzen, ganz nach meinem Geschmack!

    Herzlichen Glückwunsch zum ersten Ultra in einer für mich beeindruckenden Zeit.

    Gute Erholung und viel Spaß auf der ersten Barfußrunde 🙂

    Liebe Grüße
    Volker

  5. Moin Volker,
    vielen Dank! Ja, ganz genau, einfach locker bleiben und die Stunden in der schönen Landschaft geniessen, so geht das.
    Mal schauen wie lange ich’s aushalte ohne meine 20k Runden … 😉 Nee, erstmal wird vernünftig erholt, dann gehts in die nächste lockere Vorbereitung für Anfang Oktober.
    Liebe Grüße, Oliver

  6. Lieber Oliver, da habe ich doch tatsächlich deinen Einstieg in einen kleinen Ultra verpasst – mit der besten Einstellung, die ich ja bekanntlich mit dir teile.

    Warum hast du Gehpausen mit eingeplant und warum ?

    Glückwunsch zu deinem Debüt , hast jetzt Feuer geleckt, da geht sicher noch mehr, wie ich den Eindruck von dir habe – oder ?

    In Monschau bin ich auch schon den Marathon gelaufen in den 90-Jahren, da gab es dort die längere Strecke noch nicht

    Erhole dich gut und spiele mit neuen Gedanken – da bin ich sicher !

  7. Liebe Margitta, danke sehr 🙂
    Der kleine Ultra war zwar einerseits fordernd (weil noch nie so lange gelaufen), aber andererseits hat er einfach rundum Spaß gemacht und (du ahnst es) ich kann mir durchaus mehr vorstellen. Mal schauen wie ich meine Ausdauer noch so ausbauen kann, neue Ziele sind noch nicht gesetzt, aber in Aussicht.
    Diese kleine Gehpause (das waren nichtmal 5 Minuten) in Leyloch hatte ich eingeplant, weil ich noch sehr genau wusste wie es mir dort letztes Jahr auf der Marathonstrecke ging. Dort war mein "Tiefpunkt" und ich musste einfach ein paar Minuten gehen.
    Dieses Jahr, mit entsprechend mehr Kilometern in den Beinen, hatte ich überhaupt keinen echten Tiefpunkt, aber wollte mich an der Leyloch Steigung nicht unnötig verausgaben, sondern Körner sparen. Es sind von dort immerhin noch 8 Kilometer bis zum Ziel und ein paar kleine Tücken kommen noch, die konnte ich dafür mit gutem Schwung nehmen.
    Und diese lustige letzte kleine Matschstrecke, da war an laufen überhaupt nicht zu denken, alle waren froh nicht abzuschmieren, das Tempo wurde dort von generell rausgenommen. Ein paar Hosenbodenabdrücke konnte ich wahrnehmen 🙂
    Keine Krämpfe übrigens, nichtmal ansatzweise. Und auch jetzt ein paar Tage später, merke ich: alles richtig gemacht. Ich weiß jetzt jedenfalls dass ich es kann. Wenn 42 und 56km klappen, dann wohl auch noch mehr.

  8. “ Wenn 42 und 56 km klappen, dann wohl auch noch mehr. “

    Dann ist es eine Frage des Kopfes, entsprechende Vorbereitung natürlich vorausgesetzt – und bitte nie aufgeben, es geht immer weiter, das kann ich dir versprechen, ausgenommen natürlich schwerwiegende Verletzungen und/oder Schwächen, aber das lernt man sehr schnell zu unterscheiden.

    Keine Krämpfe – sehr gut – auch hier gilt Vorbereitung ist alles, das kann man steuern – ich hatte NIE Krämpfe während eines Laufes – danach in den Nächten leider ja – und ich habe auch nie abgebrochen, auch wenn es noch so weh tat und hart war, das kann ich dir von Herzen raten, immer daran zu denken, ich hätte es mir nicht verziehen. Daran “ Schuld “ ist eine Veteranin, die mir diesen Tipp auf den Weg gab – für mich Gold wert !

    So, jetzt erst mal Pause – und dann bin ich gespannt, wohin der Weg dich führen wird ! 😎

    Ein unbezahlbares Erlebnis, bis zum “ bitteren Ende “ durchzuhalten, das macht noch stärker – auch für den Alltag ! YES !!!

    1. Aufgegeben wird nicht, das ist im Hirn eingebrannt, hab ich übrigens auch von einer sehr aktiven Veteranin 😉
      Ja, alles ist irgendwann Kopfsache, das ist in der Tat immer wieder eine sehr lehrreiche Erfahrung. Funktioniert immer besser (fällt mir erstaunlich leicht) und jede mühsame Phase bringt mehr Erfahrungen.
      … ich frage mich grade wie ich zb. wohl einen flachen 6-Stundenlauf bestreiten würde … In meiner mentalen Schublade liegen bereits ein paar interessante Pläne, ich weiß ja jetzt dass mehr geht. Also weiter an der Ausdauer arbeiten und dann zum richtigen Zeitpunkt loslegen. Dass das alles auch noch so einen riesen Spaß macht … wer hätte das gedacht?! 😉

      Heute abend werde ich allerdings endlich erstmal wieder sehr locker durch den Wald traben und die Zeit geniessen.

  9. Einen 6-Stunden-Lauf kann ich dir nur wärmstens empfehlen, macht Spaß – keiner ist der Erste, alle bleiben zusammen bis zum Schluss-Schuss – man lernt sich unterwegs kennen und lieben hätte ich bald gesagt ! Gute Idee !!

  10. Lieber Oliver,
    kam leider erst heute dazu deinen interessanten Beitrag zu lesen. Toll, schön locker und erfolgreich ins Ziel!
    HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH! 🙂
    … und alles mit viel Spaß … SUPER!
    Ein bisschen Mühe gehört doch dazu. 😉
    Ich geb Margitta Recht, da geht noch mehr! – Und auch was das DNF angeht. Ich mag es auch nicht, bin auch noch nie in einem Lauf raus. – Bei Gebirgs- und Trailläufen heißt es so schön: nach jedem Tief gibt es wieder ein Hoch! … und das ist nicht nur aufs Profil bezogen! 😉
    Viel Spaß beim weiteren Aufbau deiner Laaangstreckenausdauer! 😆
    LG Manfred

  11. Lieber Manfred, vielen Dank 🙂 Spaß und Mühe gehören ja irgendwie ab allem über 30km dazu, sich daran zu gewöhnen die Mühe durchzuziehen ist wahrscheinlich schon die halbe Miete. Ja, da geht noch was, ich bin selbst gespannt worauf ich mich als nächstes einlasse 😉
    LG Oliver

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