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Belohnung

Das Wochenende wird ja gerne für die berüchtigten langen, langsamen Läufe genutzt, als Vorbereitung für alles was so an Herausforderungen in den nächsten Monate ansteht. Mache ich natürlich auch so. Wenn auch wenig diszipliniert, das geb ich zu. Das spielt sich eher ganz grob und locker ab, natürlich achte ich darauf regelmäßig und „genug“ zu laufen, in meinem Kalender stehen aber nur solche Hinweise wie „langer Lauf“ oder „sehr langer Lauf“. Reicht mir zur Zeit und hat sich letztes Jahr sehr bewährt.
Allerdings frage ich mich immer noch ab wann ein langer Lauf eben ein langer Lauf ist. Ab 20km? 25? Mehr? Weniger?
Ist wahrscheinlich abhängig von vielen Faktoren und bei jedem anders. Für mich persönlich beginnt der lange Lauf ab 25km aufwärts. Als Vergleich, vor fünf Jahren wäre es alles über 15km gewesen. Da wird man als Läufer anpassungsfähig.
Woran mache ich das mit den 25km fest? Wieder nur eine persönliche Sache: das ist in etwa meine 2 Stunden Grenze. Meine „Hausrunden“ bewegen sich derzeit zwischen 16-22km. Das geht immer irgendwie, besonders nach der Arbeit kommt da auch mal erhebliche Andrenalin-Ventil-Wirkung durch, mit teilweise „interessanten Zeiten“. Diese Runden bleiben aber immer unter zwei Stunden.
Mehr als zwei Stunden am Stück zu laufen dagegen zeigt mir ganz einfach ziemlich deutlich wie es um meine Gesamtform steht. Sowohl im Kopf als auch in den Beinen hat sich entweder eine dezente Kampfstimmung aufgebaut oder es geht fluffig weiter.
Mit allen Grautönen dazwischen natürlich, manchmal will der Kopf nicht mehr, aber die Beine können noch lange, oder umgekehrt. Kennt ihr, geht jedem so vermute ich. Und jeder hat seine Tricks dann motiviert zu bleiben und doch einfach weiterzulaufen.
Aber spannend sind eben die beiden „Extreme“, entweder volle Flaute oder volle Motivation. Flaute hatte ich (zum Glück!) schon ewig nicht mehr, heute dagegen war „volle Motivation“ schon fast eine Untertreibung. Ich hatte mir grob eben genau diese 25km vorgenommen, aber dann während des gut gelaunten Laufs noch die eine oder andere Schleife eingebaut. Das Wetter war einfach super und ich wollte die Sonne auskosten. Zum Schluss sind fast punktgenau 30km rausgekommen.
Aber das sind alles nur schnöde Zahlen.
Viel entscheidender war, dass mir der Lauf wie eine dicke fette Belohnung vorkam.
Belohung für die vielen dunklen und grauen Nachtläufe der letzten Wochen (besonders nach der schönen Zeit auf Madeira), Belohnung für das Durchhalten bei kaltem Regen und Frost, Matsch und Eis.
So einfach bin ich gestrickt, kann mich selbst belohnen. Mit Laufen.
Tolle Sache.

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Kommentar

  1. Lieber Oliver,
    toll von deinem Lauf zu lesen, auf dem du einfach so mit ein paar Schleifen dein Vorhaben verlängert hast! 🙂
    Was ist ein langer Lauf?
    Du führst ja selber aus, dass es von verschiedenen Faktoren abhängt. Fängt man an, dann sind schon 10 Kilometer viel. Fußballer empfinden jegliche Lauferei ohne Ball als Bestrafung und damit als zu lang und für Sprinter bringen die 10 Kilometer nicht einmal was. Überdistanzläufe fangen bei letzterem viel, viel früher an.
    Für mich waren in meiner marathonaffinen Zeit Läufe über 30 Kilometer lange Läufe. Sie waren vor allem mit einer Note Respekt versehen, wenn ich sie mit erhöhtem Tempo für die Marathonvorbereitung lief. (30 km in knapp über 2 Std.)
    Als ich zunehmend auf Ultraläufe umschwenkte, habe ich das Tempo rausgenommen und bin auch schon mal sonntags vormittags bis zu vier Stunden gelaufen. Das waren dann die Langen. – Momentan bin ich froh, wenn ich wieder 12 km bis 13 km laufen kann.
    Vom Kopf ist es auch jetzt noch nicht lang für mich, aber der Körper kommt noch nicht ganz mit! 😆
    Bleib dran und gesund!
    LG Manfred

  2. Lieber Manfred, die "Note Respekt" ist wohl der bei jedem individuell entscheidende Punkt. Wir sind halt alle unterschiedlich 🙂
    Und ich bin mir sicher dass du irgendwann wieder mehrere Stunden am Stück laufen wirst. Einfach immer weiter rantasten. Und dann immer weiter laufen 😉 LG Oliver

  3. Lieber Oliver,

    das klingt zunächst (für alle Nicht-Läufer) durchaus masochistisch, sich mit einer Anstrengung zu belohnen. Vorstellbar ist für die meisten Menschen gerade noch, dass man sich nach getaner Anstrengung was gönnen darf: ein Bier, die Ruhe, den Eintrag ins Lauftagebuch. Dass man sich aber schon während der Anstrengung eine Verlängerung gönnt, lässt auf einen Umstand schließen, der den meisten Zeitgenossen leider unbekannt ist: die Freude an der Bewegung ist größer als die empfundene Mühe (die mit zunehmender Fitness bekanntermaßen erheblich geringer wird).

    Ich nehme zwei Infos aus deiner Story mit:
    1. dir macht die Bewegung deutlich mehr Freude als Mühe
    2. deine Fitness ist ziemlich gut

    Sorry für die nüchterne Analyse, aber mir scheint der Umstand, dass dir was Mühevolles als Belohnung vorkommt, bei nährerer Betrachtung so logisch und nachvollziehbar, dass es mir leidtut, dass nicht alle Menschen solche Belohnungen kennen. Wenn du aber weiterschreibst, vergrößert sich der Anteil der „Kenner“ langsam aber sicher!

    Liebe Grüße
    Wolfgang

  4. Lieber Wolfgang, das ist ja keine nüchterne Analyse, du weißt halt nur selber ganz genau wovon ich da schreibe.
    Die Fitness … das ist so ein Ding … ich nenn das die ganze Zeit Ausdauer. Und das ist mein Ziel, die Ausdauer zu verbessern, den Spaß ausbauen noch ausdauernder zu werden. Bestzeiten, jaja, nett und motivierend, aber nicht zielführend. Und solche Läufe sorgen dafür dass die Freude sich verdoppelt: es läuft einfach und mit der Zeit immer besser. Wie gesagt, da bin ich einfach gestrickt 🙂
    Liebe Grüße, Oliver