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Erstaunlich

Im Laufe der Woche "rotze" ich gerne und fast regelmäßig Läufe zwischen 20 bis 25 Kilometer einfach so runter. Manchmal sogar in relativ zügiger Geschwindigkeit. Und das nach Feierabend und teils anstrengenden Tagen. Ohne Wasser. Ohne Zuckerfutter. Klamotten an und los. Beim Starten sage ich mir sogar oft genug: "komm, mach ne zehn Kilometer Runde und gut", aber es läuft dann einfach und der Spaß kommt ja bekanntlich von selbst. Anschließend bin ich entspannt, gut drauf und nicht mal besonders müde. Alles klasse also.

Und dann gibts solche Tage wie heute … Wochenende, Vorfreude, richtig gut vorbereitet für einen längeren Lauf, bei Temperaturen über 25 Grad nehm ich auch brav Wasser mit. Und Rosinen. Und Cranberries. Also gut gelaunt auf die Strasse und los gings.
Die ersten 22 Kilometer liefen so wie immer und dann wurden die Beine plötzlich schwer. Schwerer. Noch schwerer. Schuhe aus hilft ja immer (ich war mit Merrell Vapor Gloves unterwegs), also Barfuß weiter. Das hat zwar die folgenden vier Kilometer sehr gut getan, aber die Luft war offenbar raus. Völlig. Ich war schlicht und einfach fix und fertig.
Schnell den Weg abgekürzt und Richtung Rheinwiesen geschlurft um mich dort eine Viertelstunde in den Schatten zu setzen. Danach im sehr langsamen Trab ab nach Hause.
Die ganze Aktion hat mir weder die Laune vermiest noch mich frustriert (das geht fast nicht), sondern mich einfach nur ziemlich erstaunt.
Tagesform ist ja so eine Sache für sich, wenn man nix erwartet kommen plötzlich tolle Läufe zustande. Und dann sowas wie heute, eigentlich in Topform und guter Dinge, um dann unterwegs mal so richtig klassisch wegzusacken. Hatte ich zu viel getrunken? Zu wenig Zeit zwischen Frühstück und Laufen gelassen? War es doch zu warm? Alles: nein.
Wahrscheinlich war ich einfach viel zu sehr im Wochenend-Modus ohne es wirklich bemerkt zu haben. Zu gemütlich. Mein Körper (und damit auch der Kopf) hatte heute schlicht und einfach keine Lust auf einen längeren Lauf. Gut so, verstanden, ist angekommen. Ich höre gern auf meinen Körper, der hat mich schon öfter vor Unsinn bewahrt.

Ich mach dann jetzt einfach ein sehr entspanntes Wochenende und werde erst am Montagabend wieder meine Runde drehen.
Eine kurze Runde.
Oder was so zustande kommt … 😉

@Team Hubzilla Runners+

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Kommentar

  1. Du machst das genau richtig! Und mir geht das genau so. Manchmal sind die „langen Kanten (über 30) locker drin. Und an anderen Tagen reicht die Kraft dafür einfach nicht. Und an diesen Tagen wird dann eben vorher abgebrochen und gegangen. Tut niemandem weh. Im Gegenteil! 🙂

  2. Genau Eddy, zumal im Moment noch nicht mal was ernsthaftes anliegt für dass ich trainieren sollte. Nur so krass hatte ich das schon lange nicht. Du denkst du bist bestens im Training und dann kommt die Bremse 🙂 Aber lieber so, als sich völlig auszupowern und dann tagelang überhaupt nicht mehr laufen können/wollen. Alles gut 🙂

  3. Hi Oliver,

    das klingt so, wie es – in extremer Ausprägung – der Ultraläufer Scott Jurek in seinem Buch „Eat & Run“ im Kapitel 16 (Der zentrale Regulator) beschrieben hat. Dort hilft Scott einem befreundeten Läufer – Brian Morrison – beim Western States 100 (ein 100 Meilen-Lauf), die letzten 275 Meter zum Ziel durchzustehen, nachdem dieser einfach nicht mehr weiterkonnte. Dummerweise wurde Brian wegen dieser Hilfe (Scott und ein Kollege stützten Brian) dann disqualifiziert, sonst hätte er den Lauf gewonnen. Als Ursache für dieses Nicht-mehr-weiter-Wollen führt Scott Jurek eine Instanz in unserem Gehirn an, den zentralen Regulator, ohne dessen Mitwirkung wir keinen Mucks machen.

    Vielleicht hatte ja dein zentraler Regulator trotz der guten Ausgangsform einen Grund, dich auszubremsen. Dann war es sicher nicht verkehrt, auf ihn zu hören 🙂

    Liebe Grüße
    Wolfgang

  4. Hallo Wolfgang, aus dieser Perspektive klingt das alles natürlich viel spannender (hab das Buch auch gelesen), und vielleicht gibt es sogar so einen zentralen Regulator. Der arme Brian hatte ja das Ziel schon im Blick und genau das hat ihn dann runtergerissen. Nach 160 Kilometer … das muss echt richtig übel sein …
    Interessant wäre wahrscheinlich wie ich mich bei einem passenden Wettkampf entschieden hätte … da kommt dann allerdings noch eine ziemlich große Packung Ehrgeiz hinzu 😉
    So oder so, wenn es um nix geht, darf der Regulator ruhig mal zuschlagen. Kommt selten genug vor bei mir (eigentlich nur einmal bisher). Und damit umzugehen ist ja auch wieder eine tolle Erfahrung.
    Liebe Grüße, Oliver

  5. Hi Oliver,

    Ach, das kenn ich gut 🙂 gerade wenn man sich viel vornimmt wird man gerne mal ausgebremst, deswegen gehe ich immer mehr dazu über, flexibel auf meine Tagesform zu reagieren. Läuft es, dann wird länger gelaufen und umgekehrt. Leider passt das nicht immer in unser durchgetaktetes Leben.

    Das Wochenende hält für mich gelegentlich noch ein anderes Phänomen bereit: zu viele mögliche Zeitfenster 😉 die ermöglichen ein dauerndes Vertagen und abends hat man dann nur noch Kraft für ein Alibiläufchen. Unter der Woche gibt es meist nur ein Zeitfenster und das muss dann genutzt werden. Das erleichtert es manchmal 🙂

    Beste Grüße
    Sebastian

  6. Hallo Sebastian, genau, und ich hatte mir zudem ein extragroßes Zeitfenster gelassen um ohne Zeitdruck rennen zu können. Vielleicht sollte ich meine langen Läufe einfach strikt in die Woche nach Feierabend verlegen … dann ist auch oft noch genug Adrenalin vom Arbeitstag mit im Spiel. Ach, mal schauen, ich seh’s ja alles sehr entspannt. Nur dieses fixe Planen stellt sich beim Laufen immer mehr als nicht besonders praktikabel heraus. Wahrscheinlich weil wir, wie du ja auch sagst, so schon ziemlich durchgetaktet sind. Da sollte das Laufen ungeplanter angegangen werden. Kann ich 🙂
    Liebe Grüße, Oliver

  7. Lieber Oliver, ach ja, wer kennt das nicht, wenn der Körper einem zu verstehen gibt, dass er keine Lust hat, aus welchen Gründen auch immer, meist erfahren wir es sowieso nicht, warum.

    In solchen Fällen bin ich meist mir selbst gegenüber hart und ziehe es durch, was ich mir vorgenommen habe, mich zu quälen habe ich gelernt – und dann tue ich es auch – selten, dass ich abkürze, mein Körper freut sich nicht, ich mich danach schon, dass ich ihm nicht nachgegeben habe. Dafür darf er sich dann ausreichend erholen.

    In diesem Sinne, ich geh‘ dann mal laufen, mal sehen, was mich heute erwartet, gestern war es auch nicht gerade rosig ! 😉

  8. Liebe Margitta, du hast einige (zehn)tausende Kilometer mehr Erfahrung mit solchen Situationen, da ist noch viel zu lernen für mich (aber ich höre ja aufmerksam zu). Besonders an das Thema "ausreichend erholen" sollte ich vielleicht wirklich nochmal ran. Kann gut sein dass ich da noch nicht die nötige Zeit reinfliessen lasse.
    Viel Spaß auf deiner beneidenswerten Strecke! 🙂