in Notizen

Stadt, Land, Fluss

In der Stadt zu laufen ist nicht wirklich ein Vergnügen, längere Strecken machen überhaupt keinen Spaß und irgendwo im Stadtpark Runde um Runde zu laufen kann auf Dauer auch nur mäßig begeistern. Aber wenn man nunmal so ziemlich mitten drin wohnt, ist zumindest klar, dass irgendeine Art des Arrangement her muss. Es gibt wohl tatsächlich Menschen, die setzten sich ins Auto, fahren ins Grüne (oder an den Rhein) und laufen dann dort. Ok, das wäre eine Möglichkeit, kommt aber für mich nicht in Frage, ich möchte ganz einfach vor die Haustür treten und loslaufen.
Zum Glück ist Düsseldorf keine Megacity, sondern schon eher überschaubar, und ich kann (gute Ampelphasen vorausgesetzt) innerhalb von 15 bis 20 Minuten raus aus der Stadt, bin dann zwar nicht in unberührter Wildnis, aber immerhin irgendwie im Grünen.
Ich schrieb ja schon mehrfach irgendwas von Rheinrunden oder trailartigen Momenten im Grafenberger Wald, genau das sind die für mich jederzeit erreichbaren grünen Ecken, die Belohnung für das kurze Ertragen von viel zu vielen Autos, Hundeleinen und roten Ampeln.
Oft laufe ich übrigens einfach den grünen Ampelphasen hinterher, Hauptsache nicht anhalten, und peile nur in etwa meine Richtung an. Das führte Stück für Stück dazu, dass die Runden immer länger wurden, die Schlenker raus aus dem Beton- und Asphaltdschungel immer weitläufiger, neue Wege wurden entdeckt und unbekannte Gegenden erkundet. Und für mich persönlich am wichtigsten: der frühere Respekt vor langen Strecken ist unbemerkt einer gesunden Neugier gewichen. Es macht mir einfach Spaß ungeplant loszurennen, mal schauen wo es dann so hingeht. Und statt irgendwann geplant den Heimweg anzutreten, dann einfach mal noch "die Kurve dahinten" mitnehmen, ist ein Stück weit normal geworden.
Zweiter Effekt: ich lerne mit meinen Ressourcen umzugehen. Der gute alter Fehler jedes mal zu schnell loszurennen und irgendwo bei Kilometer 25 schlapp zu machen ist (fast) Geschichte, genauso wie die ganzen Kopfkino-Effekte, zum Beispiel "uff, und die ganze Strecke muss ich zurück…". Es muss ja nicht immer die 10km Wettkampf Pace sein, mit meiner bewährten Halbmarathon Reisegeschwindigkeit komme ich mittlerweile wunderbar auch über viel längere Distanzen zurecht.
Und, ja klar muss ich zurück in die Stadt, will ja auch wieder nach Hause, die letzten Kilometer sind dann aber einfach nur noch die letzten paar Kilometer, die Vorfreude auf die Dusche macht meisstens sogar nochmal Tempo. Zumal diese letzten paar Kilometer ja eh meine Barfuss Einheiten sind, das hat dann nochmal eine andere Qualität.
Mein Arrangement mit der Stadt funktioniert mittlerweile also ganz gut.

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Kommentar

  1. Hi Oliver,

    mag sein, dass viele Laufgebeisterte günstiger wohnen als du und mit dem ersten Schritt schon mitten in der Natur sind, aber das Stadtleben hat auch seine Vorteile, und sei es auch nur das Einkaufen der täglich benötigten Kleinigkeiten, für das man nicht 15 km bis zum nächsten Mega-Einkaufszentrum fahren muss.

    Klar, dass Laufen und Auto-Abgase nicht gut zusammenpassen, aber dafür gibt es ja meistens Ausweichmöglichkeiten und alternative, bei Autofahrern unbeliebte Straßen und Strecken.

    Und dann kann die Stadt auch ganz herrliche Trainingsmöglichkeiten bereitstellen: Unterführungen, Brücken, Treppen, Slalom auf der Einkaufsstraße (so schnell es geht, ohne jemanden zu berühren).
    Ganz zu schweigen von den Parkour-Sportlern, die die Stadt zu ihrem Urwald machen. Ich bewundere sowas!

    Man kann aus allem was machen, und du sowieso 🙂

    Liebe Grüße
    Wolfgang

  2. Hi Wolfgang, genau aus den Gründen wohne ich ja auch gerne in der Stadt, die kurzen Wege für Besorgungen sind schon extrem komfortabel. Zumal ich ursprünglich vom Land komme und für beides die Vor- und Nachteile kenne.
    Und ich versuche eh immer aus allem das beste zu machen 🙂
    Liebe Grüße, Oliver