Das wollten wir schon lange machen, mit dem Hund über Silvester einfach irgendwo hinfahren, wo garantiert nicht geböllert wird. Letztes Jahr hat das nicht gut geklappt, auch in der nordeutschen Tiefebene, weit weg von allem und trotz Empfehlung, wurde leider massiv rumgeknallt. Otto hat eigentlich vor gar nichts Angst, aber Böller, Schüsse, Knallerei, das ist Horror für ihn. Leider wird in Deutschland ja nicht nur die paar Stunden um Neujahr geböllert, sondern exakt ab dem Moment des Verkaufsstarts. Und leider auch noch wochenlang danach. Was tun? Alternativen suchen.
Und in Frankreich finden. Die Franzosen böllern nicht! Und wir hatten noch eine Rechnung mit der Normandie offen, der letzte Urlaub dort im August 2022 wurde uns durch unsere erste üble Covid-Infektion komplett verhagelt.
Kurze Nachfrage bei unserer supertollen Gastgeberin und die Bestätigung: nein, in Honfleur wird weder offiziell noch privat geböllert. Zack und gebucht. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Eine ganze Woche, mitten im Winter, in der Normandie. Da kann ja alles sein, Schnee, Regen, Sturm, aber total egal, Ruhe ist dort auf jeden Fall. Und wir wussten was uns erwartet, kannten das Häuschen ja schon vom vergurkten „Corona-Urlaub“ und in Honfleur kann mans schon aushalten.
Belohnt wurde wir dann mit mäßiger Kälte, sehr pittoresken Nebeltagen, zu Silvester sogar noch mit etwas Sonne und der Neujahrstag war schließlich sogar richtig warm.
Natürlich schnürte ich auch meine Rennsandalen um die Gegend weiträumig zu erkunden. Ich erinnerte mich an viel Kopfsteinpflaster, also kamen nur die Shamma Alpha mit auf die Reise, die Sohle kann das gut ab. War eine sehr gute Wahl!
Meine erste Laufrunde ging einfach so „ins Grüne“, unter anderem zur beeindruckenden Pont de Normandie. Das war richtig klasse, der Nebel verzog sich grade, aber die Brücke war noch etwas eingehüllt und so sehr spektakulär anzuschauen!
Unterwegs dorthin hab ich noch zusammen mit zwei Hunde-Spaziergängern ein ausgebüxtes Rind zurück ins Gatter gescheucht und war gleichzeitig erstaunt wie schön laufbar diese ganze Gegend ist. Eigentlich ist das eine Art Industriegebiet, aber mit sehr viel Grün und Renaturierung dabei.
Gleich zweimal ging es in den Folgetagen mit ordentlich Höhenmeter erst hoch nach Èquemauville und von dort über schmale Wege durch Wald und Wiesen runter zum Ärmelkanalstrand. Und dort dann endlich wieder: barfuß laufen!! Einfach grandios!! Ende Dezember mit bloßen Füßen über einen Ebbe-Strand rennen, allein dafür hat sich die Reise schon gelohnt. Beim ersten mal bin ich nach einer in der Coros App erstellten Route gelaufen, hat super geklappt. Beim zweiten mal kannte ich die Strecke ja schon und hab einfach noch einen Schlenker dran gehängt um mehr vom Strand zu haben.
Diese zweite Strandrunde war dann auch mein Silvester- bzw Jahresabschlusslauf. Besser gehts kaum, zumal auch noch die Sonne rausgekommen ist, es richtig stürmisch wurde und das Thermometer grade so die 5°C angekratzt hat, aber gefühlte Temperatur war höchstens 2°C.
Alles genau mein Ding, ich hab einfach nur gefeiert!
Neben viel Entspannung, Bummelei und Hunderunden haben wir es immerhin geschafft noch die weißen Klippen von Étretat anzuschauen. Die sind schon ziemlich beeindruckend, die Fahrt dorthin hat sich absolut gelohnt! Etwas Kletterei gehörte zwar dazu, aber den Blick von oben auf Ètretat muss man mal gesehen haben. Das Dörfchen selbst allerdings nicht, die paar eigentlich schönen historischen Gebäude sind oft in schlechtem Zustand und werden als Gastro genutzt. Überhaupt besteht alles nur als Gastro oder Souvenir-Shops, sehr schade. Aber ist eben ein Tourismusmagnet.
Mit dem Silvesterlauf war mein Laufjahr 2024 abgeschlossen.
Und es war ein echt gutes Jahr, ich bin voll zufrieden damit. Wenig Wettkämpfe, aber alle klasse, besonders stolz bin ich auf die drei Ultras, bei denen ich jeweils den 4. Platz gemacht hab.
So sieht das Ganze als schicke Runalyze-Grafik aus:
Die Tage vor und nach Silvester gingen tatsächlich völlig unspektakulär ohne auch nur den leisesten Knaller vorbei, einfach ungewohnt und supertoll. Ich wünschte das wäre zuhause ebenso. Um 0 Uhr haben dann aber leider doch einige Vollidioten ein paar Böller gezündet, total verboten, überflüssig und für Otto nicht toll. Zum Glück ging das schnell vorüber und mehr passierte dann auch nicht.
Am Neujahrstag konnte ich nicht anders, nachmittags wurden es überraschend satte 12°C warm, also nochmal rein in die Sandalen um wenigstens eine kleine Runde zustande zu bekommen. Heißt bei mir: einfach losrennen, irgendwohin, irgendwie eine fluffige Runde zusammenlaufen. Und da ich mich mittlerweile hier etwas auskenne, ist es eine sehr angenehme 10,5km „Runde“ geworden. Auf dem Rückweg gings sogar kurz durch die Innenstadt, da war ausnahmsweise recht wenig Rummel, weil Feiertag. Diese mittelalterlichen Kopfsteinpflastersteine hier fordern einen übrigens ziemlich, einfach fix drüberpreschen ist nicht, auch nicht mit „normalen“ Laufschuhen (wie ich öfter sehen konnte), immer schön konzentriert bleiben beim Auftreten ist angesagt.
Und ziemlich stürmisch war es, sehr sogar, draussen auf den Wiesen ist mir ein paarmal regelrecht die Luft weggeblieben und ich musste teilweise ordentlich kämpfen.
Einen Tag später gings auf die lange Rückfahrt und der echt schöne Kurzurlaub war beendet.
Wir kommen wieder, sehr sicher!
Einfach herrlich, lieber Oliver!
Als ich deine Fotos auf Strava gesehen habe, war ich total begeistert – was für eine wunderschöne Gegend! So wild und frei, und der Nebel gibt dem Ganzen noch etwas Geheimnisvolles. Dieses Étretat sieht wirklich beeindruckend aus.
Schön, dass ihr der Böllerei (fast) entkommen konntet und Otto seine Ruhe hatte. Apropos Tiere: Wenn jemand ein Rind einfangen kann, dann du!
2.700 km – das ist wirklich beeindruckend, vor allem, wenn man bedenkt, dass du die Long Runs geskippt hast.
Ich bin gespannt, welche Abenteuer 2025 bei dir auf dem Plan stehen! Alles Gute dafür!
Die Gegend ist wirklich toll, sehr viel Abwechslung auf kleinen Raum und trotzdem weiträumig. Honfleur ist zwar hart auf Touristen ausgelegt, aber um diese Jahreszeit spielt sich das alles sehr überschaubar nur rund um den Hafen ab, kein Vergleich zu unserem ersten Besuch (das war ein August). Und wir hatten einfach riesiges Wetterglück, Regen gabs nur in der letzten Nacht. Dazu noch die tolle Unterkunft, das war einfach ein klasse Urlaub.
Dieses kleine Rind hatte es irgendwie geschaffte ein Gatter zu öffnen, dank der beiden handfesten Hundespaziergänger war das ratzfatz wieder drin, lustige Aktion auf jeden Fall.
Ich bin selbst sehr gespannt was das neue Jahr bringt 🙂 Vielen Dank!!
Lieber Oliver,
die Normandie – immer wieder reizvoll! Bei deinen Bildern rieche ich gleich das Meer und höre die Möwen schreien. Dann scheint Honfleur um diese Jahreszeit im Winterschlaf, kann im Sommer anders aussehen. Aber es gibt ohnehin so viele reizvolle Ecken in der Normandie, da findet jeder sein Plätzchen. Ich war ein paar Male in der Gegend Caen/Bayeux, an den Landungsstränden, einfach nur wunderbar.
Dann -leider- wieder willkommen im Alltag, auf ein gutes 2025!
Liebe Grüße
Elke
Die Normandie hat schon was spezielles, ich mag es dort wirklich sehr, auch wenn mir die Sprache echt schwerfällt. Honfleur war richtig „runtergekocht“, nur rund ums Hafenbecken war teilweise Trubel, aber auch nur zu bestimmten Uhrzeiten. Wenn man diese Gegend dann meidet, bemerkt man kaum in einem Touristenort zu sein. Aber die machen (im Gegensatz zu Ètretat) auch einiges etwas richtiger, grade abseits gibts so unheimlich viel charmantes zu entdecken. Und laufend die Gegend zu entdecken ist natürlich wunderbar einfach 🙂
Tja, jetzt noch ein paar Tage frei und dann gehts weiter mit dem Wahnsinn, nur eine andere Jahreszahl steht da jetzt 🙂
Vielen Dank!
Lieber Oliver,
ah, da ist der Bericht zu den tollen Bildern, die ich schon auf Strava bewundern konnte. Was für eine tolle Landschaft! Da bringst du mich grad wieder auf Ideen, was Urlaubswunschziele angeht!
Wie toll, dass dort das Böllerverbot so klar umgesetzt wird. Vielleicht sollte man jedes Jahr Anfragen an Tourismusverbände schicken, ob es bei ihnen ein böllerfreies Silvester gibt, damit die merken, dass das (auch) gewünscht wird?
Gratuliere zu deiner super Jahresstatistik! Deine Wettbewerbsauswahl war auch sehr klug gewählt, wenn man deine Erfolge anschaut. Ich bin gespannt, was du nächstes Jahr in Angriff nehmen wirst! 🙂
Die Normandie ist ein wirklicher Tipp zum Urlauben, einerseits sehr vertraut, aber auch sehr speziell. Ich hab da immer eine gewisse Art der Gemütlichkeit. Dieses Böllerverot ist nicht mal ein krasses Verbot, die Franzosen haben schlicht und einfach keine „Böller-Kultur“, das gehört bei denen nicht zum Silvester. Es gibt auch nchts zu kaufen. Und wieso sollte man auch die vielen historischen Dörfchen mit potentiellen Brandherden belästigen?! Es waren dann auch ein paar betrunkene Touristen die geböllert haben, das ist üüüüberhaupt nicht gut im Dorf angekommen. Sehr gut!
Ich bin zufrieden mit meiner Jahresleistung, die gesammelten Kilometer sind nicht so entscheident, ich freu mich am meisten über die drei Ultras mit den Platzierungen 🙂
Meine Pläne für 2025 nehmen langsam Gestalt an … 😉
Vive la France !! Die Normandie und die Bretagne sind meine Favoriten, und ich finde es toll, dass ihr dort einen ruhigen Ort für Otto und natürlich auch für euch gefunden habt.
Schön zum Laufen, schön zum Essen, schön zum Leben, dazu noch die französische Sprache, die ich sehr liebe ! Wenn ich die Bilder vom Strand sehe, habe ich Sehnsucht nach der Normandie !
Hast mir noch nicht meine Frage bewortet: Parles tu francais ???
Gut gemacht deine Jahreskilometer, mal sehen, was im nächsten Jahr so ansteht, kann mir schon in etwa vorstellen, was da so laufen wird, im wahrsten Sinne des Wortes !
Bonne année et beaucoup de kilomètres de course en bonne santé
Die Normandie ist von uns aus noch gut erreichbar, das macht es uns natürlich sehr einfach. Und unsere Unterkunft war auch einfach klasse, total ruhig und privat, wir haben jetzt schon für nächstes Silvester gebucht 🙂
Non, je ne parle pas bien français. Aber meine Frau ist so ein Sprachtalent, die spricht nach drei/vier Tagen jede romanische Sprache, gut für mich. Trotzdem bemüh ich mich natürlich, brauche halt nur etwas länger (also müssten wir wohl einfach mal länger in Frankreich Urlaub machen…).
Nächstes Jahr sind auf jeden Fall wieder ein paar meiner Lieblingsläufe dabei, aber ich suche noch was bestimmtes, mal schauen was es wird.
Merci beaucoup !
Lieber Oliver,
das liest sich richtig gut und wenn das Meer dir automatisch Platz macht, umso besser. (Sah für mich in deinem Video so aus, als würde es zurückweichen, als du draufzuläufst!) 😉
Schöner Ort und toll dass die Franzosen eine solche ‚Nicht-Kultur‘ haben und die Böllerei nie Fuß fassen konnte, vielleicht in manchen Stellen der Großstädte, aber nicht dort!!! SUPER! – Vielleicht lässt es sich in den nächsten Jahren auch bei uns etwas zurückdrehen! ????? – Frankreich-Urlaube wären nichts für mich und uns, da wir beide überhaupt kein Französich sprechen! Es hat sich uns nie erschlossen. Ein paar Stippvisiten, ja, aber nicht mehr!
Dir und euch alles Gute und dir ein tolles Laufjahr 2025!
Liebe Grüße Manfred