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Vom Regen in die Sonne

So richtig viele Gründe mal ein paar Tage nicht zu laufen, gibts bei mir eigentlich nicht. Krankheit natürlich oder wirklich notwendige Erholungsphasen. Ansonsten bleibe ich eigentlich immer dran, nicht um gezwungen Kilometer zu bolzen, sondern weil es mir einfach Spaß macht.
Ein weiterer guter Grund ist die Tätowiererei, ich hab ja bereits das eine oder andere Farbpigment unter der Haut und es wird stetig mehr. Frische Tattoos mögen es nunmal überhaupt nicht wenn sie zu früh viel zu viel Bewegung abbekommen. Zumal wir grade am rechten Bein weitermachen und um die frischen Sachen nicht zu beschädigen, setze ich nach einem Tätowier-Termin dann eben diszipliniert aber zähneknirschend eine Woche aus. Mehr braucht es aber nach meinen Erfahrungen auch nicht. Mehr halte ich auch nicht aus. Da fangen die Waden schonmal an zu kribbeln vor lauter Ungeduld.
Wenn es dann nach dieser Woche wieder auf die Strasse geht und der Zufall es will dass ich auch noch einen Urlaubstag hab, dann steht einem langen Lauf absolut überhaupt nichts im Weg.
Also ging es heute mittag, trotz ständigem Sprühregen mit Schauern, gut ausgeruht und voller Freude in Richtung Rheinufer, auf Hügel hatte ich keine Lust und die lange Rheinrunde ist bei Tageslicht immer wieder ein Genuss.
Die ersten zwei Stunden hat es erwartungsgemäß immer wieder kräftig geschüttet, was mich aber nicht weiter störte, bei ca. 12°C kommt einfach kein Frösteln mehr auf. Durch den starken Regen der vergangenen Tage, waren einige Wege in einem grenzwertigen Zustand, viel Matsch und recht große Pfützen. Also auch noch nasse Füsse. Egal.
Und dann plötzlich war der Regen vorbei. Sonne. Dampfende Wege und Wiesen. Schlagartig roch die ganze Welt anders, nach Frische und Frühling.
Genau in diesem Moment lief ich in ein Waldstück und war schier geplättet von dem wundervollen Anblick: der ganze Wald triefnass und die Zilliarden feinen Regentropfen an den kahlen Ästen funkelten völlig unwirklich im Gegenlicht. Dazu dieser aufsteigende Dampf überall. Für eine Viertelstunde war ich irgendwie komplett entrückt in der Twilightzone unterwegs.
Das sind so diese seltenen Momente, in denen ich es etwas bereue keine Kamera dabei zu haben. Der Anblick war wirklich völlig abgefahren und ungewöhnlich, hätte ich gerne geteilt. Aber naja, so ist  eben alles in meinem Kopf gespeichert.
Normalerweise hätte etwa an diesem Punkt meine typische "Durststrecke" begonnen, 25km waren im Sack, kein Wasser oder Snack dabei (ganz bewusst), jetzt machte sich aber scheinbar einerseits meine Euphorie breit und andererseits die Ruhewoche bezahlt. Es ging einfach weiter, langsamer als gewohnt um das schöne Wetter zu genießen, aber ohne "Energieloch".
Nach weiteren 5km ging es dann über die Oberkasseler Brücke zurück nach Hause, die letzten paar Kilometer wieder mal Schuhe aus und barfuss weiter. Und jetzt wurde jede Pfütze mitgenommen, kleine wohltuende Abkühlung für meine Füße. Nach fast exakt 31km stand ich wieder vor der Tür und statt einfach reinzugehen, hab ich mich noch etwas in die wohltuende Sonne gesetzt.
Fast wie im Frühling. Und morgen soll es noch schöner werden. Klasse.

@Team Hubzilla Runners+

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Kommentar

  1. Der Tätowiererei hatte ich dieses Jahr auch schon wieder ein paar Tage Laufpause zu verdanken 😉

    Den von Dir beschriebenen grenzwertigen Zustand von Wegen liebe ich. Ich mag dieses laufende „ImDreckspielen“ 😀

    Barfußabschnitte baue ich inzwischen auch in meine Läufe ein, stehe da aber noch ganz am Anfang.

    31 km ohne etwas zu trinken sind schon heftig. Gute 20 km schaffe ich ohne. Darüberhinaus nehme ich schon was zu trinken mit, obwohl dass, zumindestens in der kalten Jahreszeit, wohl eher eine Kopfsache ist.

    Als Vielfotografierer beim Laufen kann ich Dich trösten, so ein grandiosen Szenario wie Du es erlebt hast, läßt sich mit einer üblichen Digicam eh kaum einfangen.

    VG Volker

  2. Hi Volker,
    deine Flügel hab ich ja schon gesehen, ist noch mehr dazugekommen? Oder ist was "rausgebröckelt"? Kann ja schon mal vorkommen bei schwarzen Flächen.
    Auf deinen Bildern ist dieses "ImDreckspielen" nicht zu übersehen 🙂 Deine Gegend gibts aber auch her.
    Lass dir viel(!) Zeit mit der Barfußlauferei, da muss sich einiges umgewöhnen, das braucht Monate. Und länger. Und es lohnt sich!
    Ich versuche immer möglichst wenig mitzuschleppen, dazu gehört auch Wasser und zb. Kamera. Ist bei diesen Temperaturen aber wirklich eine Menge Kopfsache. Wenn ich mal was mitnehme, dann ist es fast immer zuviel, oft reicht mir schon ein einziger kleiner Schluck. Irgendwie ging es bisher immer.
    Als Vielfotografierer hast du deine Erfahrungen gemacht, stimmt, das wäre wohl nichts geworden. Und wahrscheinlich ausserdem noch verwackelt vor Begeisterung 🙂
    Beste Grüße, Oliver

  3. Ha! Das ist cool. Und wieder sehr gut gemacht (sofern ich erkennen kann). Es wird nicht dein letztes sein 😉
    Ein guter Barfuß-Plan, du wirst merken wie gut es tut nach einer längeren Runde noch ein paar Kilometer ohne Schuhe weiterzulaufen. Und alles andere kommt dann von selbst.

    • Ich hab auch schon wieder eine Idee, aber ich muß behutsam vorgehen, sonst kriege ich Streß mit meiner besseren Hälfte 😉

      Läuft Du eigentlich in normalen Laufschuhen oder bist Du insgesamt auf Minimal- bzw. Barfußlaufschuhe umgestiegen?

  4. Jaja, diese "Ideen" 😉  Ich hab dazu mal einen schönen Satz gehört: "Die Tattoos sind eh schon da, sie werden nur Stück für Stück sichtbar gemacht." Kann ich bestätigen …

    "Normale Laufschuhe" hab ich nicht mehr, ich find die auch nicht mehr normal 🙂
    Nachdem ich gelernt hab was mir gut und nicht gut tut, sieht das im Moment so aus: nur noch Schuhe mit 0mm Sprengung. Im Wechsel bin ich zur Zeit überwiegend mit folgenden Schuhen unterwegs:(Ausrüstung) Merrell Trailglove, Inov-8 F-Lite 232, Merrell Vapor Glove und für ganz lange Strecken entweder Altra One oder Altra Superior.
    Wieso keine Fivefingers (die Frage kommt immer wieder)? Die passen mir nicht gut und wenn es mir nur um Schutz geht, dann machen die Vapor Glove für mich einen besseren Job.
    Den Winter über war ich übrigens auf Strasse überwiegend mit den F-Lite unterwegs, auch die langen Strecken so wie gestern. Die sind mittlerweile völlig ausgelatscht und passen meinen breiten Füssen wie Lack.

    • Dann wird bei mir bald wohl noch ein Läufertattoo sichtbar 🙂

      Mit der Umstellung bei den Laufschuhen werde ich erst beginnen, wenn sich durch das Barfusslaufen die Vorfusstechnik verfestigt hat. Danke aber schon einmal für die Benennung einer Modelle!

      Viele Grüße aus Nimwegen
      Volker