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Urlaub, Hügel und schroffe Wege

Zwei Wochen Urlaub auf Ibiza sind (leider schon) zu Ende. Wo andere Leute Party machen, schnüre ich die Laufschuhe und renne durch die Hügel im Nordosten.

Dass mich als Läufer die üblichen spröden und schroffen Wege einer Mittelmeerinsel erwarten, war im Vorfeld klar, auch wenn es unser erster Besuch auf dieser Insel war. Dazu sollten die passenden Laufschuhe ins Gepäck, irgendwas sehr minimales und geländetaugliches, bloß was genau?
Die bewährten NB Minimus Trail oder Inov8 Trailroc standen als Kandidaten auf der Liste, nach etlichem hin und her beim Packen fiel die Entscheidung dann aber auf die guten Merrell Trail Gloves und zwar nur auf die, kein Alternativpaar ging mit auf die Reise.
Und ich muss hier jetzt mal ein Loblied auf diese „alten“ Trail Gloves singen, die ehrlich gesagt um einiges besser als die Version 2 sind. Sowohl von der perfekten Passform, als auch vom Laufgefühl, die Sohle ist viel flexibler, das Sohlenprofil griffig und geschmeidig. Merrell hat sich mit den Änderungen für Version 2 aus meiner Sicht leider keinen Gefallen getan.
Letztlich durch einen Tipp vom Flowrunner, hatte ich mich vor geraumer Zeit mal auf die Suche gemacht, die Version 1 als Auslaufmodell doch noch irgendwo zu erstehen. Vereinzelte Restposten sind gelegentlich mal zu finden, bei racelite.de hat es dann endlich auch in meiner Schuhgröße zu einem äusserst fairen Preis geklappt. Toller Online Shop übrigens.
Die ersten Runden im heimischen Grafenberger Wald waren schon ziemlich überzeugend und haben ganz klar Lust auf mehr gemacht, aber während dieser Zeit hatte ich mehr Spaß an flotten Läufen entweder barfuß oder mit Vapor Gloves.

Endlich im Urlaub und auf den sehr abwechslungsreichen Strecken Ibizas unterwegs, war ganz schnell klar: das sind richtig tolle Schuhe und die perfekte Wahl!
Ob spröder Asphalt, staubige Sandwege, fiese Schotterpisten oder matschige Waldwege, die Trail Gloves machen alles mit und erwiesen sich als perfekte Begleiter. Besonders abwärts über wilde Geröllpisten waren die flexiblen und immer trittsicheren Sohlen wirklich ein grosser Spaß. Erstaunlich finde ich nach wie vor, daß die Füße auch bei langen, anspruchsvollen Strecken überhaupt nicht müde wurden.
Wirklich viel Trail-Erfahrung hab ich ja nicht und da es insbesondere beim Schuhwerk für richtige Trail-Läufer etliche Unterschiede für diverse Ansprüche gibt, möchte und kann ich da auch nix vergleichen oder bewerten.
Deshalb nenne ich die Trail Gloves Version 1 einfach mal „perfekte Waldlaufschuhe, die auch wesentlich mehr können“.
Meine Läufe auf der Insel hab ich ausnahmslos in den frühen Morgenstunden gemacht, um auf jeden Fall vor der Mittagshitze wieder „daheim“ zu sein. Wie üblich ging es relativ ungeplant einfach drauf los, irgendwie den Wegen folgend, mit teilweise lustigen Begegnungen, überraschenden Abzweigungen und plötzlichen gemeinen Steigungen.
Ich hatte mehrfach Kollisionen mit echt großen Spinnen in echt zähen Netzen, bin Echsen und Zikaden ausgewichen, hab nette und weniger nette Hunde kennengelernt, Wachteln, Tauben und Kaninchen aufgescheucht und bin durch Zufall an einigen historischen Stätten vorbeigelaufen.
Mein Ziel war eigentlich nur: laufen. Mindestens 12km pro Tag (es wurden fast immer mehr), nicht auf die Zeit achten, sondern die Landschaft geniessen. Daß dabei am Tag gerne mal 300-500 Meter Aufstieg zusammen kamen, war mir im Vorfeld nicht klar, passte aber wunderbar zu meiner entspannten Grundstimmung. Die Pace wurde also rigoros ignoriert, manchmal bin ich auf Pfade gelandet, die streckenweise wegen der Steigung nur im Schritt-Tempo zurückgelegt werden konnten.
Dadurch hab ich natürlich wesentlich mehr Zeit beim Laufen verbracht als sonst, das ganze bei Temperaturen um 25 Grad, vernünftigerweise wurde also immer ein halber Liter Wasser mitgenommen. Den hab ich zwar nicht jedesmal komplett benötigt, aber spätestens wenn es nach der Laufstrecke noch zum Abkühlen ins Meer ging (was für eine Wohltat!), hab ich mich anschließend über den einen oder anderen Schluck Trinkwasser gefreut.

In den 14 Urlaubstagen war ich immerhin zwölf mal laufen, mit insgesamt ca. 200 Kilometer und wasweißichwieviel Höhenmeter. Zweimal wurde ich von einen kurzen Schauer überrascht und nur ein Tag war in unserer Ecke  verregnet, was mich natürlich nicht im geringsten von meiner Laufrunde abgehalten hat. In der Nässe haben sich die Trail Gloves nochmal extrem bewährt, ich hatte einmal nach 5 Kilometern die Nase voll von den klatschnassen Socken, also fix ausgezogen, im Rucksack verstaut (Salomon S-Lab Sense Ultra Set, auch ein richtig tolles minimales Teil!) und bin die restlichen zehn Kilometer dann ohne Socken in den Schuhen weitergelaufen. Obwohl klatschnass, gab es keine Scheuerstellen, keine Blasen, nix. Die Trail Gloves sind also möglicherweise die ersten Laufschuhe, die ich auch mal ohne Socken tragen kann, sogar unter widrigen Umständen, klasse!
Barfußlaufen musste natürlich auch hin und wieder sein, aber keine wirklich nennenswerten Strecken, meißtens einfach nur die letzten zwei Kilometer bis zum Strand. Für die überwiegend schroffen Wege sind meine Fußsohlen einfach noch nicht bereit.

Es war ein durch und durch schöner Urlaub, sowohl was das Laufen betrifft, als auch ganz allgemein wegen der dringend benötigten Entspannung. Bis auf ein paarmal sehr kurzes Einloggen, war ich die ganze Zeit über offline, auch das hat mir sehr gut gepasst. Wir hatten eh regulär kein Internet in unserer Unterkunft, Roaming ist zu teuer und ich hatte schlicht und einfach keine Lust die Zeit im Internet zu vertrödeln. Es geht auch ohne mal ganz gut.

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Kommentar

  1. Willkommen zurück, lieber Oliver, das liest sich sehr, sehr gut, ein Urlaub ganz nach meinem Gusto – Erholung, Bewegung, fern ab vom Internet – auch das kann ich mir sehr gut vorstellen.

    Nach zwei Wochen Urlaub jetzt wieder das normale Leben, aber du hast ja getankt, kannst es mit frischem Elan angehen.

    200 Kilometer – ganz schön schon !! 😎

  2. Lieber Oliver,

    Klasse Urlaub, soviel steht fest 🙂 auf die 200 Trainingskilometer bin ich jetzt echt ein wenig neidisch. Trotz idealem Laufwetter werde ich gerade durch ein kleinen Infekt in meiner gerade wieder aufgeflammten Laufleidenschaft gebremst. Ich will im November eigentlich mal wieder beim Zeiler Waldmarathon auflaufen und da sollte ich eigentlich langsam wieder in die Puschen kommen 😉

    Freut mich natürlich, dass Du meine Begeisterung für die Trail Gloves jetzt teilen kannst. Mein altes Paar läuft sich besser denn je, allerdings wird die Sohle an manchen Stellen jetzt wirklich langsam dünn 😉 … Aber die haben auch wirklich schon ein paar Kilometer intus. Nach wie vor mein absoluter Lieblingsschuh. Perfekt für den Wald und mehr – da stimme ich voll zu! Mit den 2ern bin ich leider nie warm geworden…

    Beste Grüße
    Sebastian

  3. Lieber Sebastian, in der Tat war es klasse, Wiederholung nicht ausgeschlossen 🙂 Ich vermute mal, Infekt hin oder her, Du wirst Deinen Waldmarathon laufen, bis November sind es ja noch ein paar Tage.
    Die Trail Gloves sind wirklich einfach klasse, war ein echt guter Tipp. Bin gespannt wie lange die durchhalten, wahrscheinlich werde ich die guten Stücke enorm fordern.
    Beste Grüße, Oliver

  4. Lieber Oliver,

    um die Insel und ihre Schönheiten kennenzulernen, hast du genau das richtige gemacht: Erkundung zu Fuß.
    Kaum vorstellbar, dass es Urlauber gibt, die den Urlaub damit verbringen, sich mit Dauerpromille am Strand rumzutreiben oder ihr Handtuch auf einer Hotelliege am Pool auszubreiten und den ganzen Tag lang zu fressen und zu daddeln. Wieder zu Hause müssen sie dann aufs Flugticket schauen, um festzustellen, ob sie auf Ibiza, Malle oder Teneriffa waren.

    Ich hoffe, du kommst mit dem Wetter hier schnell wieder klar; nicht dass es so beklagenswert wäre, aber der Kontrast ist schon heftig.

    Gute Eingewöhnung zu Hause und liebe Grüße!
    Wolfgang

  5. Lieber Wolfgang, ich war ehrlich gesagt erstaunt über die sympathische Beschaulichkeit dieser "Party-Insel". Das Volk mit Promillebedarf ist zum Glück nur in einem überschaubaren Eckchen zu finden, Hotelburgen gibts zwar, aber auch eher in überschaubarem Maße. Wir hatten zumindest alles richtig gemacht und ich hab die Insel zu meiner Freude als sehr schön kennengelernt.
    Mit dem Wetter hier komme ich klar, einfach schneller laufen, dann wirds warm 😉
    Gestern abend bin ich meine lange Abendrunde ehrlich gesagt sehr begeistert im traumhaften Sonnenuntergang am Rhein gelaufen. Wer zu Fuß unterwegs ist, hat immer was zu entdecken.
    Danke und liebe Grüße, Oliver