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6 Stunden in Runden um den Stausee

Der 6-Stundenlauf in Herne hatte es mir ja sehr angetan, dieses Laufformat gefiel mir sogar so gut, dass ich mich kaum zu Hause und noch von Muskelkater geplagt, direkt auf die Suche nach einem weiteren sympathischen Lauf gemacht hab.
Der fand sich sehr schnell und war mit acht Wochen Abstand perfekt gelegen: der 9.Bergische6Stundenlauf um den Eschbachstausee bei Remscheid.
Es gibt bei diesem Lauf ein Teilnehmerlimit von 200 Leuten, ich kam als Spätmelder erstmal auf eine Warteliste, da „eigentlich“ schon ausgebucht war. Erfahrungsgemäß sagen aber immer noch einige ab und zwei Wochen später stand ich mit in der Starterliste. Große Freude!

Eschbachstausee, sehr idyllisch.

Die Talsperre (übrigens die älteste Trinkwassertalsperre Deutschlands) liegt genau hinter einem Autobahnrastplatz. Startplatz, Rundenzählung und VP befanden sich auf dem zugehörigen Motelparkplatz. Der Veranstalter Oliver Witzke weiß was er tut, alles war klasse vorbereitet, es gab ein kurzes knackiges Briefing, mit dem Hinweis dass die Strecke leicht geändert wurde und die Runden nun exakt 3km statt wie bisher 2,88km betragen. Gut für uns, leichter zu rechnen.

Vorab einen Teil der Runde mit Otto abchecken.

Auf meiner Uhr hatte ich die automatische 1km Rundenzählung ausgeschaltet und mir vorgenommen jede Runde von Hand „abzudrücken“ (hat geklappt).  Das überraschend gemeine an der angekündigten „kleinen“ Streckenveränderung war, dass die eigentlich recht flache Strecke nun genau vorm VP eine kleine fiese Steigung bekommen hatte.

Kurz und knackig gehts hier hoch, direkt hinter der Kurve da oben lag die Matte zur Rundenzählung.

Beim Briefing vorm Start wurden die Läufer gebeten sich selbst einzuschätzen und entsprechend der zu erwartenden Zielkilometer einzusortieren, um im doch recht engen Startbereich kein unnötiges Gedrängel aufkommen zu lassen. Ich hatte mir 60km vorgenommen, also stand ich (mal wieder) relativ weit vorne, aber wie das beim Rundenlaufen so ist, nach 5-6km spielt das alles keine Rolle mehr.
Gemeinsames von 10 Runterzählen und los gings.

Die Strecke um den Stausee war einfach toll, bis auf das kurze Beton-Stück über die Staumauer und den asphaltierten Motelparkplatz, besteht alles aus komplett schönen und gut laufbaren Waldwegen, überwiegend schattig und luftig, aber diesmal auch  sehr trocken und staubig.
Meine Sandalen haben sich jedenfalls sofort so richtig wohlgefühlt. Ich war wieder mit den Warriors Maximus unterwegs, hatte aber sicherheitshalber die Mountaingoats als „Backup“ mitgenommen und am VP deponiert.
Und diesmal nicht nur Ersatzsandalen, sondern auch ein kleines Handtuch, Iso-Getränke, Salztabletten, „Gummy Bars“ (Energie Gummibärchen in Riegelform) und was man sonst eventuell so braucht. Mit anderen Worten, ich war tatsächlich mal etwas vorbereitet 🙂
Für unterwegs hatte ich wieder eine wasserbefüllte 500ml Flask in meine Laufweste gestopft, das hat sich einfach bewährt.
Ziel war aber, wie schon in Herne gelernt, überwiegend den normalen VP zu nutzen, aber diesmal rechtzeitig mit viel trinken anzufangen.
Immerhin hatten wir trotz der schattiger Waldwege so um die 24°C, gefährliche Temperatur, eigentlich mild im Schatten, aber trotzdem (bei mir) mit viel Schweiß verbunden. Diesmal würde ich meinen Flüssigkeitsbedarf nicht unterschätzen, die Trinkstrategie war klar, ab Halbmarathon mindestens einen Becher pro Runde, jedesmal eine Salztablette rein und die Flask sollte ziemlich leer sein.
Hat geklappt.

Ab km30 gabs dann auch mal verdünnte Cola am VP, einen Schluck Iso und unterwegs immer wieder ein Stückchen Gummibärchen. Mehr hab ich nicht runterbekommen, am reichlich gedeckten VP hatte ich mir einmal eine Scheibe Wassermelone genommen, das wars.

Ab Runde 9 bin ich die kleine Steigung jedesmal hochgegangen, nur keine Körner verballern, hat auch gut gepasst, da gleich dahinter ja eh der VP lag an dem ich mich dann gelabt hab.
Die Rechnung war einfach, 60km sollten es ja werden, also 20 Runden, mit den kleinen Pausen am VP im lockeren Tempo schaffbar.
Das war mein Plan und ich wollte den genau so durchziehen.

Ab km50 wurde es hart, aber eben erst ab km50. Vorher lief alles wirklich gut, von daher war ich schnell wieder entspannt und hab mich einfach damit abgefunden. Und dann passieren unterwegs solche sympathischen Dinge wie: der Führende überholt mich langsam und murmelt mir zu „bist ja noch ganz schön flott unterwegs“, das baut auf, tut gut und relativiert das was man da grade macht. Irgendwie hab ich bei langen Rennen immer genau am mentalen Tiefpunkt solche netten Begegnungen, das war schon bei meinem ersten Marathon so.

Runter gehts, auf die Staumauer.

Die letzten paar Runden hab ich mich dann etwas durchgekämpft, manchmal ein Anflug von leichten Krämpfen im Oberschenkel, aber nichts was mich ausgebremst hätte, einfach immer weiter. Trotzdem hab ich sicherheitshalber den Ballon mit der Marke schon in der 19. Runde geschnappt, nur falls plötzlich nichts mehr geht. Es ging natürlich. Die Motivation ist hoch auf den letzten Kilometern.

Über die Matte der 20. Runde in noch knapp unter 6 Stunden, also weitertraben und noch ein paar hundert Meter rausholen.
Endlich der Zielknall, 6 Stunden rum, Ballon-Marke fallen lassen, Ende.
Nach der Restwegvermessung waren es 60,55km (meine Uhr zeigte 60,1km).

Mein Plan war aufgegangen, perfekt sogar, alles richtig gemacht.
Der Rückweg zum Motel war kurz, dann erstmal trinken, Banane essen, trinken, Sandalenfragen beantworten, trinken, Mitstreiter abklatschen, trinken und dann duschen. Was für eine Wohltat!!

Ich bin rundum zufrieden mit dem Ergebnis, Platz 9 der Herrenwertung und 2. meiner AK. Mit Sandalen, was sollte ich da meckern?!
Vermutlich stehe ich hier nächstes Jahr wieder am Start.

 

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Kommentar

15 Kommentare

  1. Hach !! Sag‘ ich doch: Ultraistgut !! 😉

    Das hast du bravourös geschafft, aus deinen Fehlern gelernt, rechtzeitig und genug getrunken, nicht zu schnell angegangen, wie man an deiner Zeit erkennen kann – rundum gelungen – so muss Ultra sein. Herzlichen Glückwunsch !! Gutes Gefühl – oder ??? Schreit nach mehr – oder ???

    Und das Kämpfen gehört dazu, wäre dann zu einfach, durchgezogen ! Super !!

    Was das Essen angeht, ist aus meiner Sicht bei 60 Kilometern nicht unbedingt notwendig, so aus meiner Erfahrung, Trinken bei diesen Temperaturen sowieso, keine Frage : ein Muss – auch zur rechten Zeit !!

    Gut gemacht !

    Früher gab ein Troisdorf immer einen 6 Stunden-Lauf, sehr gut organisiert, habe zweimal teilgenommen, leider gibt es ihn nicht mehr, wäre doch auch für dich nicht so weit gewesen.

    Wie auch immer – Was für eine Wohltat – alles danach – wo kann ich bitte unterschreiben ? – und das Gefühl DANACH nimmt einem sowieso keiner !!

    Erhole dich gut und liebe Grüße von der angenehm temperierten Ostsee

    • Vielen Dank Margitta 🙂 In der Tat ein gutes Gefühl und da kommt wahrscheinlich irgendwann noch mehr, mal schauen was und wann es sein wird, ich habs nicht eilig. Das Kämpfen gehört dazu, klar, und im Rückblick war es auch nicht besonders schlimm, es ist halt immer der Moment und danach gehts erstaunlicherweise einfach weiter. Dieser Satz vom Überholenden, dass ich noch flott unterwegs wäre, der hängt nach, mein Körper war in dem Moment definitiv stärker als mein Kopf. Kleine Lehrstunde mal wieder.
      Essen muss man, bzw ich, wirklich nicht bei 6 Stunden, aber es sah alles so lecker aus und ein Stück Melone geht immer rein, dachte ich. Aber lieber ausreichend trinken, da hab ich zumindest alles richtig gemacht.
      Ja! Es war klasse, ein toller Lauf auch vom Standort her und ich bin stolz wie bolle auf meinen 9. Platz!
      Die Gesamtsiegerin ist übrigens Nele Alder-Baerens, mit mehr Kilometer als der beste Mann, Wahnsinn! Und toll dass so eine Ausnahmeläuferin bei diesem kleinen Lauf dabei war.
      Ich mach jetzt ein paar Tage Laufpause, hier wird es eh zu heiß, passt gut 🙂

  2. Wie ein Ührchen, lieber Oliver!
    Deine Statistik liest sich fast wie eine Rechenaufgabe in der Primarschule: wie viele Kilometer ergeben sich, wenn ein Läufer 20 3km-Runden im 6er Schnitt läuft?
    SUPER GEMACHT!!! Gratuliere zum 2. AK Platz! Eine grandiose Leistung, insbesondere bei dieser Wärme.
    Man sieht, du hast vom ersten 6-Stunden-Lauf dazugelernt und weisst jetzt, wie die Logistik geht.
    Deine Mitläufer waren auch sehr sympathisch, echt nett, vom Leader, dich zu ermuntern.
    Wo ist der Ballon geblieben? Ist es das rosa kleine Ding auf deinem Bild?

    Liebe Grüsse aus dem sonnigen Zürich!

      • Vielen Dank Catrina! Ja genau so war meine Rechnung, bzw fast genau so. Ich hab tatsächlich sogar die kleinen Pausen am VP mit eingeplant und statt einer Zielpace alles auf die Runden verrechnet, deshalb war das mit der geringfügigen Verlängerung auf 3km ja so super. Läßt sich auch mit laufverblödeten Kopf noch leicht rechnen, sofern man seine Runden im Blick hat 🙂
        Der Ballon ist das kleine rosa Ding auf dem Foto, korrekt. Da hängt ein kleiner Anhänger mit der Startnummer des Läufers dran und beim Zielknall wird der am rechten Wegrand abgelegt um die Restmeter zu vermessen.
        Ich hab auf jeden Fall dazugelernt und vieles besser gemacht, Luft nach oben ist aber natürlich immer. Bin gespannt auf deinen Eiger-Bericht, wir sind ja beide 2. in der AK geworden 🙂

  3. Lieber Oliver,

    gut geplant und vorbereitet, sowie alles wie gewünscht durchgezogen. HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!!! – Unterwegs kann immer mal ein kleines Löchlein kommen, in das man aber nicht hineinfällt, da es zu klein ist! 😆 Du weißt ja, in einem Ultra kommt nach einem Tief immer ein Hoch und sei es das im Ziel!!! 🙂 Bei dir war es ja auch nur , dass du dich etwas durchkämpfen musstest! – TOLL!!!

    Ich kann mir gut vorstellen, dass du da im nächsten Jahr wieder dabei bist, früh angemeldet und dann gleich auf der Starterliste! 😉

    Erhol dich gut und
    liebe Grüße Manfred

    • Vielen Dank Manfred! Diesmal war ich, trotz noch weniger „Trainingsstunden“ vorab (und sogar einer Erkältungswoche), wesentlich besser vorbereitet. Auch was die kleinen und großen Löcher betrifft, es geht halt immer weiter, im Rückblick waren es auch keine besonders großen Löcher. Kopf aus und einfach immer weiter laufen, das ist mein Lerneffekt diesmal. Sich ab und zu ziehen lassen und dann wieder das eigene Ding machen, so geht das.
      Und klar, ich kann mir sogar sehr gut vorstellen nächstes Jahr wieder auf der Starterliste zu stehen! So wie auch in Herne 😉

  4. Lieber Oliver,
    ich gratuliere dir zum 2. AK-Platz, dem aufgegangenem Plan und deinem erreichten Ziel! Super gemacht. Der ganze Lauf und seine Teilnehmer klingen super entspannt. Wie gut, dass du auch die Erfahrungen vom Hernelauf so gut umsetzen konntest, so ein bisschen Grundausstattung an der Strecke ist nie schlecht und sogar deinen Trinkplan hast du einhalten können. Nur eine Frage: von wem sind die Gummibars? (Ich nehme so Gummitiere sehr gerne auf längere Radausfahrten mit und die sind mir noch nie begegnet.)
    Das letzte Foto wäre als Werbefoto für Shammas geeignet! 🙂

    • Vielen Dank Doris! Die Veranstaltung an sich war wirklich super entspannt, man merkt dass da erfahrene Leute am Start sind, Oli Witzke organisiert auch den Deutschlandlauf, der weiß worauf es ankommt. Und ich wußte diesmal auch worauf es ankommt, irgendwas gibts immer zu verbessern, aber ich bin rundum zufrieden.
      Die „Gummy Bars“ hab ich von sporthunger.de, gute Dinger, meine Favoriten sind Orange (wegen Elektrolyte) und Mango (wenn es härter wird). Da kann man Häppchen abbeissen und langsam weglutschen, so mach ich das jedenfalls.
      Dreckige Füße in Sandalen! Eigentlich mache ich solche Rennen ja nur deshalb!! 😉

  5. Lieber Oliver,
    ganz herzliche Glückwünsche zum zweiten 6-Stunden-Finish mit Treppchen-Platzierung und Steigerung gegenüber deiner Premiere! „Mutti“ wird sich freuen! (Du weißt, wie ich das meine…)
    Mir scheint, diese Art Wettkampf begeistert dich. Hat ja auch was für sich, es ist übersichtlich und für einen selbst auch organisatorisch/logistisch gut machbar. Du hast dir mit der Erfahrung aus Herne eine gute Strategie überlegt und sie ist aufgegangen!
    Im Schatten des Eigers haben wir an dich gedacht….
    Dann dürfen wir hier sicherlich von weiteren solchen Läufen lesen…?
    Liebe Grüße und gute Erholung!
    Elke

    • Vielen Dank Elke! Ich musste beim Rennen ab und zu an euch denken, während ihr durch die Berge tobt und ich mich über 20 Höhenmeter pro Runde aufrege. Hatte sich dann schnell erledigt 🙂 Anfangs gingen mir natürlich öfter die „mahnenden Worte“ die ich mir in Herne von „Mutti“ anhören konnte durch den Kopf, irgendwann hatte ich dann aber meinen Trott gefunden und es lief einfach.
      Mir gefällt dass man ohne selbst gemachten Zeitdruck unterwegs ist, alles läßt sich besser kalkulieren, die lange Strecke fällt mir irgendwie viel leichter. Das passieren der Marathondistanz ist zb völlig unwichtig, nur die nächste Runde ist wichtig. Ich werde sicher noch einige 6-Stünder laufen, man kann nur lernen.
      Aber erstmal die heißen Tage für eine kleine Pause nutzen.

  6. Lieber Oliver,

    ich kann mich den vorstehenden Gratulanten nur anschließen. Toll gemacht, eine gewisse Härte erst ab 50 km gespürt, Pläne in Bezug auf Runden und Trinken eingehalten, den richtigen, gut organisierten, schattigen Lauf mit nur einer kleinen, wenn auch bösen Steigung, ausgesucht. Das ganze in Sandalen abgerissen. Besser geht es nicht. Ich denke, Du bist auch schon wieder gut erholt.

    Applaus aus Oldenburg mit lieben Grüßen
    Volker

    • Danke sehr Volker! Mit ein paar Tagen Abstand wird immer klarer, dass alles wirklich sehr rund gelaufen ist. Ok, ich hätte eher zu Salztabletten greifen können, aber das sind Kleinigkeiten. Einfach so klaglos die Marathongrenze zu durchlaufen, das ist immer noch ein komischer Moment, weil ich den Moment überhaupt nicht als irgendein Meilenstein wahrnehme. Alles Kopfsache also.
      Die Sandalen waren unterwegs immer wieder ein Neugier-Thema, diesmal war ich ja der einzige mit den Dingern, zum Glück hat man bei den 6 Stunden-Runden genug Zeit zu quatschen und sieht sich immer mal wieder 🙂
      Ich bin tatsächlich schon gut erholt und geh heute abend wieder auf die Laufstrecke, yeah!

  7. Lieber Oliver,
    herzlichen Glückwunsch – da ist ein stolzes Ergebenis. Du bist da ja auf einem interessanten Weg und erarbeitest dir langsam das Ultradasein. Diesmal hat mit Tempo und Wasser schon alles gestimmt.
    Das mit dem Ballon finde ich interessant. Das gibt es bei uns nicht, nur die vollen Runden zählen und die Rangfolge kommte dann von der Ankunftszeit der vollen Runde. Ist bestimmt nochmal motivierend am Ende so ein kleiner Endspurt.
    Liebe Grüße!

    • Vielen Dank Roni! Vom für mich persönlich tollen Ergebnis mal abgesehen, bin ich besonders stolz auf die Tatsache innerhalb kurzer Zeit gleich zwei 6-Stünder gelaufen zu sein. Und dass ich offenbar tatsächlich noch lernfähig bin 😉 Mein wichtigstes Thema ist, genug trinken und regelmäßig Salztabletten reinhauen. Dann läuft alles wie von selbst.
      Die Restmetervermessung ist natürlich zusätzlicher Aufwand für den Veranstalter, aber ich find das gut. Bei beiden Rennen hab ich grade auf den letzten km bemerkt was noch an Reserven da ist. Und es ist echt nochmal ein Kick für ein paar Minuten alles rauszuholen. Freue mich jetzt schon auf den nächsten 6-Stünder (nicht so bald, aber das macht Spaß, da bleib ich dran).