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Allez! Allez! Olli!

Endlich war es soweit, ich konnte mein Weihnachtsgeschenk einlösen: der Start zum Halbmarathon beim sagenhaften Luxemburger Night Marathon.
So ein Halbmarathon geht ja bekanntlich immer, kniffeliger wird es, wenn man die Strecke nicht kennt, es plötzlich krachender Hochsommer ist und das Höhenprofil vorab nicht ausgiebig betrachtet wurde.
Wir waren bereits einen Tag vorher gemütlich angereist, die Stadt wollte ja auch noch etwas erkundet werden. Vorab aber erstmal mit dem Bus zum Expo-Gelände nach Kirchberg, dem zentralen Punkt für alles um den Marathon. Große Messe, Startunterlagen, Start- und Zielbereich. Alles sowas von gut organisiert und freundlich, dass ich schon einen Tag vorher restlos begeistert war.
Die Startunterlagen hatte ich schnell abgeholt (recht üppiges Paket übrigens), Wasser gab es gleich mehrfach („das Wetter…“) und dann ging es mit dem Bus wieder zurück in die Stadt um den Sommerabend in den Gassen zu geniessen.
Gestartet wird um 19 Uhr, also konnten wir noch den halben Samstag verbummeln, ich hatte mich bereits von einer Wunschzielzeit verabschiedet, es wurde heiß (über 27°C) und mir wurde während der Busfahrten das Höhenprofil der letzten 5km bewusst.
Die Shuttlebusfahrten waren super organisiert, freundliche Helfer an den Stationen und nur knappe 15 Minuten Fahrt bis zum Expogelände. Ich hatte diesmal entschieden dass der Klamottenbeutel abgegeben wird (sonst hat den meine Liebste immer mit sich rumgetragen), der Nachzielbereich ist groß und ich wollte dann schnell aus den nassen Sachen raus. Also weg mit dem Beutel und rausgeschlängelt, für die restliche Wartezeit noch ein schattiges Plätzchen suchen (nicht einfach).


Zehn Minuten vorm Startschuss, ab in die Startbox B. Menschenmengen. Musik. Party. Hier schon unglaubliche Stimmung. Mehrfaches Ansprechen auf die Fivefingers. Nette Typen kennengelernt. Sprachendurcheinander. Angeblich insgesamt 16.000 Läufer am Start, Staffeln, HM (ca. 6.700) und Marathon (ca. 1.330). Das ist fett.
Gemeinsames Runterzählen, Startschuss, Konfettikanone, kurzes anlaufen, dann wieder gehen, noch 50 Meter bis zur Linie. Um über die Startlinie zu kommen brauchte ich ewige 1:18 Minuten, und das aus Startblock B… wie es wohl den Kollegen aus den hinteren Blöcken ging?!
Dann aber los, ab gings nach ganz kurzem Anstieg erstmal runter, in meiner normalen Pace. Sehr erfreulich, nach bereits 1km war eine Verpflegungsstation aufgebaut, toll für mich und viele andere, grade kurz nach dem Start ist mein Rachen oft völlig trocken (Aufregung blabla). Ein Schluck Wasser geschnappt, den Rest überm Kopf, nicht stoppen, laufen.
Die Strecke ist anfangs nicht besonders schön, es geht durch Kirchberg, Bürotürme, kleine Siedlungen, aber trotzdem waren hier schon großartige Stimmungs-Hotspots. Bei dem Wetter wollte einfach jeder draussen feiern. Das pusht und macht brutal Spaß.
Anfangs hab ich mich gefreut dass ständig alle meinen Namen riefen, bis mir klar wurde, die rufen Allez! Allez! nicht Olli! Olli! Kleiner Lachanfall und weiter.
Unterwegs hab ich tatsächlich fast jede Wasserstelle für einen kleinen Schluck Wasser genutzt und vor allem jede Dusche, einfach reinlaufen, erfrischen und freuen, bei diesen Temperaturen der pure Genuss.
In Kirchberg war ja schon ordentlich Partystimmung, aber was dann in der Stadt los war, damit hab ich nicht gerechnet. Einfach gesagt: die Luxemburger, die können feiern!
An der kompletten Strecke jubelnde, anfeuernde Menschenmassen, Musik, gute Laune, unfassbar! In der Stadt wurde es verwinkelt, harte Kurven, kleine Passagen, frische Luft im Park, dann der Lauf auf den Place Guillaume II, ein Hexenkessel, hier trennen sich bei ca. km15 die Halbmarathonis von den Marathonläufern, nochmal kurz durch die Gassen und dann wieder zurück über die Pont Grand-Duchesse Charlotte aufwärts nach Kirchberg.
Die gesamte Strecke ab der Brücke geht es aufwärts, absolut keine Gnade auf den letzten 5km, ehrlich gesagt bin ich dieses Teilstück fast am Limit gelaufen und hab dann einen Gang zurückgeschaltet. Das war gut so, erst knappe 200 Meter vorm Ziel geht es wieder bergab, plötzlich läufst du volles Brett in die Messehalle, helles Licht, Musik, Party, Gogogirls, jubelnde Menschen, eine Kurve noch und zack! im Ziel! Ich stoppe glücklich, mir wird sofort kotzschlecht, besser noch etwas weitertraben, der großzügige Nachzielbereich hat Platz für sowas. Da gab es übrigens sogar Kotztüten, ich hab mir eine gegriffen. Merke für das nächste mal: auf den großen Teller Fritten vor dem Lauf unbedingt verzichten.
Eine Medaille gab es natürlich auch und ein echt fettes Angebot an Leckereien. Mit dem Hunger das hielt sich etwas in Grenzen, aber gute zwei Liter Iso und Wasser hab ich mir fast auf Ex gegeben.
Dann schnell den Kleiderbeutel holen (und das ging wirklich schnell, trotz der Menge), zur Dusche, umziehen, raus aus dem exklusiven Läuferbereich und endlich von der Liebsten bejubelt werden.


Die Heimfahrt zum Hotel ging auch völlig problemlos, der Shuttleservice, so wie alles andere auch, war perfekt organisiert.
In der Stadt angekommen konnten wir sogar noch etliche Marathonläufer anfeuern, ich war aber echt froh dann bald im Hotelzimmer zu sein.

Alles in allem ein zum Schluss anstrengender aber superklasse Halbmarathon!
Die Marathonläufer sind allerdings wirklich die Helden, bei diesem Wetter 42km kreuz und quer durch die Stadt, das ist kein Zuckerschlecken. Besonders wenn ich an die letzten paar Kilometer denke.

Meine Zielzeit netto 01:39:13, Platz 355 (22 in AK M50), voll zufrieden.
Bestzeiten kann ich woanders laufen, das hier war ein Partylauf unter besonderen Bedingungen 🙂

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Kommentar

15 Kommentare

  1. Lieber Oliver,
    uiui, Du hattest auch einen „hitzigen“ Halben! Von Luxemburg hatte ich schon gutes gehört, das scheint ja wirklich ein schöner und gut organisierter Lauf. Und in den Abend hinein zu laufen ist ja auch nochmal ewas spezielles.
    Aber wie kommt man nur darauf, vor dem Start noch Fritten zu verputzen…?
    Glückwunsch zu Deiner Zeit, super!
    Liebe Grüße
    Elke

  2. Liebe Elke,
    das war eine echt fette Veranstaltung, richtig gut organisiert und mit einem dicken Spaß-Faktor. Kann ich bedenkenlos empfehlen. Da konnte auch die Hitze nichts gegen tun, dank vieler Wasserduschen und VPs war das alles gut zu bewältigen. Ich hatte nur einfach nicht mit so viel Höhenmetern gerechnet.
    Die Fritten mussten noch rein, war aber letztlich eine ziemlich dämliche Idee. Wieder was gelernt 😉
    Danke Dir!

  3. Moin Oliver,

    stimmungs- und orgamäßig erinnert mich das Ganze an Venlo, nur das es da flacher war 😉

    Hitze und Höhenmeter sind nicht gerade bestzeittauglich, aber das muß ja uch nicht jedes Mal sein 🙂

    Ich habe mir temperaturbedingt einfach mal ein lauffreies Wochenende gegönnt, war nach einem recht kilometerreichen Mai auch mal schön 😀

    Kotztüten im Zielbereich, dass habe ich auch noch nie gesehen. Die scheinen in Luxemburg ja ihre Erfahrungen mit pommesessenen Läufern zu haben 😆

    Liebe Grüße
    Volker

  4. Lieber Oliver, allez, allez, das ist doch mal was, hört sich besser an als wenn die Deutschen rufen: “ schneller, schneller “ !!

    Sieht gut aus, wenn die Temperaturen anders gewesen wären, ich hasse Hitzeläufe, sie zwingen mich schon immer in die Knie, du hast es durchgezogen – Glückwunsch !

    Das Foto ist genial – sagt alles, hättest nichts dazu schreiben müssen !

  5. Moin Volker,
    nach Venlo muss ich wohl auch mal, da gibts ja auch nur großartige Berichte zu lesen und ist überhaupt nicht weit von hier. Als Vergleich hatte ich nur den perfekten Egmond HM, genauso super organisiert, aber der ist topfeben.
    Ich finds immer erstaunlich solche Menschenmassen reibungslos zu bewegen, alle 10 Minuten Shuttlebusse, klasse! Trotz Massenveranstaltung konnte ich keine relevanten Kritikpunkte ausmachen.
    Die Hitze war anstrengender als ich dachte, zumal wir den Tag über schon ordentlich in der Sonne unterwegs waren und an Höhenmetern hab ich bis zur Ankunft überhaupt nicht gedacht. Egal, alles gut gelaufen, ein klein wenig Erfahrung zur Renneinteilung hab ich dann ja doch in den letzten Jahren gesammelt, die konnte mal eingesetzt werden.
    Über die Kotztüten hab ich mich beim Startunterlagen abholen noch lustig gemacht, aber dann wusste ich zum richtigen Zeitpunkt immerhin wo die zu finden sind 🙂

  6. Liebe Margitta,
    du kannst dir wohl meinen erstaunten Blick vorstellen, beim Begreifen, dass da nicht mein Name gerufen wird, ich hatte echt einen kleinen Lachanfall 🙂 Angefeuert wurde in allen möglichen Sprachen, sogar spanisch und portugiesisch hab ich rausgehört. Eine großartige Party jedenfalls, trotz Hitze. Ja, das Foto sagt schon ne Menge aus, genau so fühlte ich mich aber auch hinterher, und das nach "nur" einem HM. Danke Dir!

  7. Lieber Allez, äh Olli 🙂
    bis zur Kotzgrenze und noch weiter…streng nach diesem Motto warst Du unterwegs, wie mir scheint, aber aus Schaden wird man klug…die armen Fritten 😀
    Scheint ja wirklich ein tolles Event gewesen zu sein und ja, Luxemburg ist insgesamt ziemlich hügelig, so dass so eine Steigung wohl fast obligatorisch dazu gehört. Die Witterung ist auch so überraschend gekommen, so dass die notwendige Akklimatisierung fehlt, aber Deine Zielzeit spricht ja trotzdem für sich…ich hätte auch ohne Fritten gekotzt 🙂

    Salut und regenerier schön

  8. Lieber Christian,
    für dich wäre so eine Veranstaltung absolut nix, da müssten die Kotztüten wohl schon im Startbereich hängen 😀
    Die Kurzurlaubslaune hatte mich zu den Fritten verleitet, so ein Quatsch mach ich sicher nicht nochmal. War unterwegs auch kein Thema, nur dieses abruppte Stoppen im Ziel bringt ja gerne den Magen durcheinander. Diesmal eben etwas mehr, aber war ein echt kurzes Intermezzo, mir gings es mental viel zu gut, um mich für diesen Blödsinn noch eine Sekunde länger zu interessieren.
    Ich bin rundum zufrieden und hatte meinen Spaß, die nächsten Tage wird erstmal wieder bei Hitze laufen geübt 😉
    Danke Dir!

  9. Kotztüten im Ziel – nur Fliegen ist schöner!
    Als ich die Familie endlich überredet hatte, das lange Wochenende in Luxemburg zu verbringen, damit ich beim Marathon starten kann, war dieser ausgebucht. Also muss Luxemburg noch auf uns/mich warten!
    Bei dir hatte es also geklappt. Glückwunsch zum erlebnisreichen Lauf!

  10. Danke Dir Pulsmesser. Luxemburg ist wohl immer schnell ausgebucht, da muss man echt früh buchen. Ich "fürchte" das war nicht mein letzter Besuch dort zum Laufen, der Marathon bei Nacht und reichlich Illumination reizt mich schon sehr.
    Ich bemerke grade dass ich euch das Kotzbeutelbild vorenthalten hab, bitte schön:
    Bild/Foto
    🙂

  11. Lieber Oliver,

    ich bin bisher nur den Halben beim Dämmer-Marathon in Mannheim gelaufen. Stimmungsmäßig hat so ein Lauf in die Dämmerung hinein schon etwas, aber in Luxemburg muss da noch viel mehr Stimmung sein! 🙂 Durch deinen Bericht kann man das sich schon vorstellen!

    Was bin ich früher Zehner und Halbe gerannt und momentan traue ich mich nicht ran, weil ich nicht durchgängig trainieren kann … aber solche Berichte animieren …

    Ne Kotztüte hätte ich mal nach einem Hitze-Marathon in Berlin gebraucht … da habe ich gekocht und mich ins 1.-Hilfe-Zelt gelegt, nur um nicht vor Hitze zu platzen! 🙁 Aber urig, diese Tüte „anzupreisen“ und auszugeben.

    LG Manfred

  12. Lieber Manfred,
    der Halbe geht auch nur grade so in die beginnende Dämmerung, ich hab das gar nicht richtig realisiert, war zum Schluss eher mit mir beschäftigt. Und mit dem tollen Publikum 🙂
    Der volle Marathon muss allerdings wirklich fantastisch sein, da gibts richtig viel Illumination, die gesamte Strecke hat unendlich viel zu bieten.
    Mir hatte mal nach einem schnellen 10er jemand im Ziel direkt vor die Füße gekotzt, seitdem ist mir klar dass sowas nicht so ganz ungewöhnlich ist. Und die Luxemburger haben wohl schon so ihre Erfahrung gemacht, das zeugt also eigentlich nur von einer echt guten und fürsorglichen Orga die Dinger da hinzustellen 🙂

  13. Lieber Oliver,
    wow, was ein Bericht, der sprüht geradezu vor Dynamik und Freude 🙂
    Luxemburg ist wirklich unglaublich toll organisiert und die Luxemburger machen daraus auch immer wieder ein Erlebnis. Und auch die Strecke hat schon so manchem zum Staunen gebracht 😆
    Schon der HM ist ganz ordentlich schwer, aber der Marathon erst, da ist dann wirklich Schluss mit lustig.
    Deine Zeit ist wirklich gut für diesen Lauf unter diesen Bedingungen. Ich glaube gefroren hat an diesem Abend niemand in Luxemburg. Einige unserer Freunde sind mitgelaufen und die erzählten von unbarmherziger Hitze.
    Das muss man erst mal durchziehen.
    Glückwunsch!
    Liebe Grüße
    Helge

  14. Liebe Helge,
    auch im Nachhinein labe ich mich noch etwas an dem Spaß den ich hatte, es war ganz einfach klasse! Auf jeden Fall peile ich mal die gesamte Strecke an, bin viel zu neugierig um das beim HM zu belassen.
    Und ja, es war echt warm, vielen offenbar zu warm, es gab eine Menge Aussteiger, sogar auf der HM Distanz. Mich haben allerdings mehr die letzten 5km fertig gemacht, die hatte ich einfach nicht so auf dem Schirm. Aber irgendwas ist ja immer, es war trotzdem superklasse!
    Danke Dir!