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Spontan oder mit Plan?

Kennt jeder, manchmal läuft es und dann gibts Tage da klappt einfach nichts.
Ein langer Lauf wird detailliert vorbereitet, Wasservorrat und etwas Proviant dabei, Route klar, geduldige Schuhe gewählt, Wetter (vermeintlich toll), also los. Das sind die Läufe, die bei mir gerne in irgendeiner Form nicht funktionieren.
Letzten Sonntag, Plan: irgendwas über 30km, rund um den Düsseldorfer Norden, hinterm Flugplatz lang, da war ich noch nie. Flache Strecke, tolles Wetter, alles Notwendige dabei, guter Plan. Bis knapp über die HM Distanz war auch alles super, es hat richtig Spaß gemacht langsam die Wege entlang zu traben, bei km23 ein kleines Foto von der anderen Seite der Rollbahn:


Das ist übrigens ein langweiliger und sehr langer Kies-/Schotterweg. Danach über die Bahnstrecke in den Wald und mir dämmerte nach 26km, dass ich keine 30 machen möchte, zunehmend war irgendwie die Luft raus, ich hatte keine Lust auf die noch offene Schleife durch den Aaper Wald. Es war ausserdem viel wärmer als vermutet, dazu ein echt starker Wind, der mich regelrecht austrocknete.
Zu früh zu viel Wasser getrunken, zu früh Salzcaps eingeworfen, zu früh die erste Dattel vertilgt. Immer wieder lese ich: trink regelmäßig bevor du Durst hast, iss bevor die Energie schwindet. Das klappt bei mir scheinbar so nicht.
Schließlich war mein kleiner Wasservorrat aufgebraucht und es wurde wärmer und windiger, also abbiegen und ab nach Hause, unterwegs noch einen Rasen wässernden Herren angesprochen ob ich meinen Kopf kühlen und meine Flasche füllen dürfte. War kein Thema, sehr freundlich von ihm. Zuhause angekommen war ich echt so ausgepowert wie schon lange nicht mehr. Ok, immerhin sind es doch fast exakt 30km geworden, aber ich war unzufrieden. Da wird toll geplant und dann verliere ich unterwegs regelrecht die Lust am Laufen. Nicht gut.

Dann aber solche Tage wie gestern abend. Null Plan, null Proviant, kein Wasser, warm und sehr windig draussen. Schuhe an und los, Richtung Wald, bock auf Waldwege und Höhenmeter sammeln.
Erst die üblichen vier Kilometer Strasse, ab auf die Waldwege, eine Runde den Hügel hoch, noch eine Runde, der „6km-Joggerstrecke“ gefolgt, noch zweimal die fiese Schlaufe mit der Anhöhe und danach noch die Strecke um den Golfplatz, an der Rennbahn vorbei und durch den Grafenberger Wald. Nach 26km einmal kurz die Arme am Trinkbrunnen gekühlt, einen Schluck Wasser und weiter. Ok, ein paar kleine wilde Heidelbeeren hab ich zwischendurch vernascht, aber das war’s. Nach 34km, immerhin 680 Höhenmetern und knapp über 3 Stunden war ich wieder zuhause. Sehr zufrieden und nicht ansatzweise so ausgepowert wie bei der „DDorf-Nordtour“.
Einfach mal die gesamte Strecke nach Gefühl laufen. Das klappt. Auf den Körper hören.
Das ist doch so fürchterlich einfach, wieso mache ich’s nicht immer so?! Ganz einfach: zu viele Informationen.
Gute Ratschläge sind wirklich was wert, aber jeder Mensch ist anders, nicht alles funktioniert bei jedem. Das Abwägen ist entscheidend, experimentieren ist wichtig, den eigenen Stil finden und verfeinern ist am wichtigsten. Und genau das werde ich weiter verfolgen.
Ich freue mich durchaus über gute Zeiten bei Wettkämpfen und bereite mich natürlich auch entsprechend vor. Aber auf die Siegertreppchen dürfen gerne andere, meinen täglichen Runden sollen weiterhin einfach nur von Freude und Spaß am Laufen geprägt sein.

Übrigens, ich liebe diese Teile, Bare Access Trail von Merrell:

Flach und direkt, tolle Passform, breite Zehenbox und irgendwie unheimlich ermüdungsarm. Meine Füsse fühlen sich auch nach langen Strecken sehr wohl darin. Aber das ist jetzt auch wieder so ein Ding, es ist eben nur meine Meinung und kein Ratschlag diesen Schuh zu kaufen. Hört also nicht auf mich 🙂

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Kommentar

12 Kommentare

  1. Lieber Oliver, reich mir die Hand, Laufbruder, mein Reden, mein Denken, solange ich laufe. Pläne habe ich schon in den ersten Jahren – auch wenn es andere immer taten – in den Sand gesetzt und es bis heute so gehalten. Laufen, einfach nur laufen, den Kopf freihalten, ohne Druck, irgendetwas erreichen zu müssen. Das klappte bei mir immer sehr gut,wie sonst hätte ich so lange Kanten laufen können und dabei noch persönliche Erfolge verbuchen können. Die Lust am Laufen macht es, bringt es – klar, manchmal muss man sich auch quälen, so wie du bei deinen 30 Kilometern, aber das Rezept, ohne Pläne zu laufen, ist das beste, um die Lust am Laufen für immer zu erhalten – YES !! 😎

  2. Liebe Margitta, ich hab mich beim Schreiben tatsächlich gefragt, ob diese Erkenntnis eine Sache des Alters ist, als junger Mensch überkommt einen ja eher mal ein furioser Ehrgeiz, mit der Gefahr sich völlig zu verbrennen. Aber offensichtlich nicht, wie du grade bestätigst, bzw. ohne einen gewissen Ehrgeiz geht das alles ja nicht, aber solange Spaß im Vordergrund steht, ist wohl auch "automatisch" der Wille vorhanden. Und dann läuft es einfach.
    Ich finds natürlich besonders schön von jemanden mit deinem Erfahrungsschatz solche Zeilen zu lesen, Danke 🙂

  3. Lieber Oliver,
    Du reisst ja ganz schöne Dinger runter…aber ich kann Dich gut verstehen, v.a.wenn es spontan gelingt. Das sind für mich die besten Läufe, ohne Plan und meist auch, wenn die Zeit eigentlich gar nicht dafür reichen darf 😉
    Pass auf Dich auf

    Salut

  4. Lieber Christian, manchmal kommt es mir so vor, als wenn die Dinger das so wollen 🙂 Und die Zeit verschwimmt gerne mal, spielt bei vielen Läufen irgendwie keine Rolle mehr. Das genieße ich durchaus.
    Danke und beste Grüße!

  5. Naja, Oliver, manchmal hilft es ja nichts, da ist es schon sinnvoll sich eine Strecke auszuklamüstern und die entsprechende Verpflegung einzupacken, damit der Schuß nicht nach hinten losgeht, weil es plötzlich zu weit wird oder die Energie ausgeht. Alles was an die 30 km und darüberhinaus geht, plane ich also schon etwas. Allerdings schüttel ich diese Läufe auch nicht so aus dem Ärmel wie Du 🙂

    Das Spontan einfach mehr Spaß macht, darüber sind wir uns aber schon einig. Da höre ich gerne auch Dich 😉

    Liebe Grüße
    Volker

  6. Hoi Volker, alles was weiter als 30km geht kann schon seitens der Energieversorgung etwas kritisch werden, aber ich lasse es immer wieder drauf ankommen wenn der Spaß da ist und ich noch nicht umkehren möchte. Ausserdem soll man den Fettstoffwechsel ja ordentlich trainieren 🙂
    Aber letztlich ist das alles auch Tagesform abhängig, kennt wohl jeder. Solange solche spontane Dinger drin sind, mach ich die auch weiterhin, ob aus dem Ärmel geschüttelt oder unter Zähneknirschen 😉
    Liebe Grüße, Oliver

  7. Lieber Oliver,

    Pläne sind dazu da, um sie zu verwerfen, finde ich auf jeden Fall. Naja, und so studiere ich regelmäßig Trainingspläne für Laufanfänger und mache dann eh, was ich will … und wenn es eine Runde mit dem Rad ist 🙂

    Ein sehr schöner Bericht, der mich glauben lässt, dass Laufen trotzdem eine Kleinigkeit ist.

    Viele Grüße,
    Irina

  8. Liebe Irina, alle Laufpläne an die Seite und einfach langsam lostraben, das funktioniert am besten. Und wenn es statt dessen die Runde mit dem Rad ist, auch wunderbar. Hauptsache in Bewegung bleiben. Um mehr gehts doch eigentlich überhaupt nicht. Viele Grüße, Oliver

  9. Liebe Oliver,
    schöner Bericht, bei dem mir der Absatz >Gute Ratschläge … Und genau das werde ich weiter verfolgen.< am besten gefällt. Es ist ganz wichtig, dass wir das herausfinden, was bei uns am besten funktioniert! 🙂
    Ich habe früher recht umfangreiche Wochen hingelegt und war recht schnell unterwegs und hatte trotzdem IMMER SPASS!!! – Ich glaube auch genau das: wenn man sich den Spaß erhält, "verbrennt" man sich nicht! 😉
    Die langen Läufe haben bei mir übrigens immer funktioniert, ohne dass ich je etwas mitgenommen habe, allerdings war ich für 32 – 34 km auch selten "lange" unterwegs. 😆
    Heute dominiert der Spaßfaktor noch mehr, weil – so wie du sagst – der jugendliche Ehrgeiz zweitrangig wird! :mrgreen:
    LG Manfred

  10. Lieber Oliver,
    Dein Post bringt die wunderbare Unterfütterung der rheinischen Weisheiten „Et kütt wie et kütt“ und „Jeder Jeck is anders“. Mal läuft es, und mal nicht. Klappt halt nicht auf Knopfdruck, jedenfalls nicht bei mir. Gottseidank klappts aber meistens.
    Und bei Schuhen hat ja auch jede/r so seine/ihre Favoriten. Ist ja auch gut so, dass es für jeden Fuß und (hoffentlich) jeden Wunsch ein Schuhangebot gibt. Diese Marke ist mir aber noch nie begegnet.
    Weiter frohes EWrkunden (noch) unbekannter Laufareale!
    LG
    Elke

    • Liebe Elke, und dabei bin ich sogar „nur“ ein Zugezogener, aber mittlerweile scheinbar gut assimiliert 😉 Ich steh voll auf Merrell Schuhe, da ist Platz vorne, null Sprengung und trotz fast keiner Dämpfung laufen die sich für mich wirklich sehr ermüdungsarm.
      Lange Läufe sind einfach wunderbar um die Nachbarschaft zu erkunden, da bleib ich dran, gibt schon ein paar Routen die mich reizen 🙂
      LG Oliver

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  • Testlauf, Regenlauf, läuft II | Deichlaeufer 7. August 2017

    […] mehr um. Bei den Temperaturen war das kein Drama und Wadenkrämpfe blieben aus. Dabei mußte ich an Olivers letzten Blogbeitrag denken […]